Traditionelle Gastro vor dem Aus?Düsseldorfs Wirte klagen: „Über uns schwebt ein Damoklesschwert“

Gäste sitzen draußen an Bierbänken vor der Brauerei "Zum Schlüssel" (l) in der Düsseldorfer Altstadt.

Händeringend versuchen sich die Wirte gegen die drohende Anhebung der Mehrwertsteuer auf Speisen zu wehren.

Die Gastronomie wird von den anhaltenden Krisen gebeutelt. Erst die langen Schließungen während der Pandemie, dann Energiekrise und steigende Lebensmittelpreise und jetzt droht auch noch die Mehrwertsteuererhöhung ab Januar 2024.

von Alexandra Miebach (mie)

Für Gastronomen sieht es gerade nicht gut aus. Das bestätigt auch Isa Fiedler, Wirtin des Knoten in der Düsseldorfer Altstadt, Sprecherin der Altstadt-Wirte und ab Oktober stellvertretende Geschäftsführerin der Dehoga Nordrhein.

Im Gespräch mit Sonntag-EXPRESS sagt sie: „Die Lage aktuell ist durchwachsen. Wir haben schon Umsätze, aber wir merken, dass die Pro-Kopf-Umsätze weniger werden, es ist eine gewisse Kaufzurückhaltung zu spüren. Die Leute halten ihr Geld zusammen.“

Zum Jahreswechsel droht Erhöhung der Mehrwertsteuer

Zum Jahreswechsel könnte sich das dann durch die drohende Erhöhung der Mehrwertsteuer massiv verstärken, befürchtet Isa Fiedler: „Die Mehrwertsteuererhöhung von aktuell sieben auf 19 Prozent schwebt wie ein Damoklesschwert über uns. Wir sind da natürlich schwer dagegen, weil das die Konsumzurückhaltung nur noch mehr verstärken würde. Wir tun alles, um das abzuwenden. Aber die Entscheidung liegt bei der Politik.“

Konkret würde das zum Beispiel für Kunden bedeuten, dass ein Schnitzel mit Pommes, das aktuell 25 Euro kostet, nach der Mehrwertsteueranhebung dann rund 28 Euro kostet. „Dann wird Essengehen zum Luxus!“

Fiedler: „Das könnte in der Folge für die klassische Gastronomie das Aus bedeuten. Die Menschen müssen sich dann entscheiden, ob sie öfter essen gehen wollen bei billigen Fast-Food-Ketten oder eher weniger und dafür qualitativ hochwertig und frisch. Wie sich das dann entwickelt, können wir aktuell nicht vorhersehen.“

Mit anderen Worten: Es sieht nicht gut aus für Gastronomen. Hinzu kommt der Mangel an Personal. Während der Pandemie sind viele Kellner und Köche in andere Branchen abgewandert. „Corona hat uns eine Generation an Nachwuchs gekostet“, sagt die Gastronomin. Das betreffe sowohl gelernte Kräfte als auch Aushilfen, die vor allem im Service arbeiten. Die Dehoga Nordrhein versucht jetzt mit einer neuen Kampagne, neue Mitarbeiter in die Gastro zu locken.

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Eva Fiedler: „Mit der Gastronomie ist es ja so: Entweder man liebt es, dort zu arbeiten oder man hasst es eben.“ Aber: „Die Gastronomie hat auch viele Vorteile. Das wollen wir mit der Kampagne klarmachen. Gastronomie macht eben auch Spaß!“

Die Hoffnung der Gastronomen liegt jetzt zum einen darauf, dass die Mehrwertsteuersenkung bleibt. Sie hoffen aber auch, dass sich das Konsumverhalten wieder lockert, „wenn die Menschen merken, dass sie wieder etwas mehr Geld in der Tasche haben, weil Sparmaßnahmen wie die Energiekostenzuschüsse greifen“, so Fiedler. Denn dann sitzt auch beim nächsten Restaurantbesuch das Geld wieder etwas lockerer.