„Lag in einer Blutlache"Hausmeister aus Neuss mit 42 Messerstichen attackiert

Goerlitzer_Straße_Neuss

Foto des Wohnkomplexes an der Goerlitzer Straße in Neuss. Dort wurde ein Hausmeister von einem Mieter mit Messerstichen attackiert, der Fall wurde vor dem Düsseldorfer Gericht verhandelt.

von Barbara Kirchner (kir)

Neuss – Er ist 1,92 Meter groß. Ein Bär von einem Mann. „Gut dabei“, nennt er es. Doch das war vor dem grauenhaften Verbrechen. Heute sitzt Helmut P. (52, Namen geändert) im Rollstuhl.

Der Hausmeister wurde heimtückisch von einem Mieter mit dem Messer angegriffen. 42 Stiche veränderten das Leben von Helmut P. Gestern traf er im Schwurgericht auf den mutmaßlichen Täter.

Neuss: Hausmeister wird von Mieter mit Messer attackiert

Oleg B. (42) soll das Attentat in der Tiefgarage der Görlitzer Straße in Neuss verübt haben. Er selbst schweigt zunächst. Dann wird Helmut P. im Rollstuhl hereingefahren. Zunächst gefasst, fast unbeteiligt, schildert er, was sich an dem Vormittag ereignet hatte.

Angeklagter_Neuss_Oleg

Oleg B. (42) mit seinem Anwalt im Schwurgericht. Er soll einen Hausmeister aus Neuss mit Messerstichen schwer verletzt haben.

Bis er dem Gericht schildern soll, was für Schäden nach dem Überfall bleiben werden. Da kommen dem so unerschütterlich wirkenden Zeugen die Tränen. Jeder der im Saal sitzt, ist gerührt von seiner Geschichte.

Vor mehr als fünf Monaten, am 24. April, beaufsichtigt Helmut P. Arbeiten einer Firma in der Tiefgarage des Hochhauskomplexes. Es ist kurz nach elf Uhr. Da bemerkt er auf dem Weg zu seinem Büro, dass eine Birne in dem Schild an der Fluchttüre nicht brennt.

Opfer wurde von hinten angegriffen und schwer verletzt

Er entschließt sich, den Schaden sofort zu beheben. Zurück im Büro holt er ein Leuchtmittel. Da begegnet er kurz auch Oleg B. Mit dem Rücken zum Flur schraubt der Hausmeister die Abdeckung des Schildes ab, als er Schritte hört.

Der Täter sticht ihm in den Nacken. „Ich habe den stumpfen Schmerz im Halsbereich gespürt. Dann weitere Stiche.“ Er dreht sich um und sieht den Täter. Dann bricht er zusammen. Aber er fällt nicht in eine gnädige Ohnmacht, sondern spürt, wie der Täter weiter zusticht. Insgesamt 42 Mal.

„Ich lag in einer Blutlache. Ich bin quasi ausgelaufen. Und wusste, du stirbst jetzt!“ Seine Gedanken galten seiner Frau und Tochter. „Ich wollte an mein Handy und mich von ihnen verabschieden.“ Doch seine Hände sind verletzt. Finger amputiert, Sehnen durchtrennt. Mit letzter Kraft ruft er um Hilfe.

Neusser Hausmeister überlebt schwere Attacke wie durch ein Wunder

Der Täter lässt von ihm ab und Nachbarn eilen zu Hilfe. Wie durch ein Wunder überlebt Helmut P. Aber zurück bleiben Nervenstörungen. Sein rechtes Bein ist gelähmt die rechte Kopfhälfte taub, die linke Hand kaum noch zu benutzen. Kein Tag ohne Ergo- oder Psychotherapie. Helmut P. ist heute arbeitsunfähig.

Was Oleg B. zu der Attacke getrieben hat, ist dem Opfer ein Rätsel. Er weiß nur, dass sich Nachbarn über ihn beschwerten, weil er sie beschimpft und bedroht hat.

Er selbst hatte nur einmal einen Kontakt, als er den Mieter gebeten hatte, die Baustelle vor dem Haus auf dem Weg zur Haltestelle zu umgehen. Kein Grund also für so einen brutalen Angriff. Der Angeklagte will sich demnächst zur Sache einlassen.