Bitteres Ende einer RheinlegendeFähre Kaiserswerth: Aus nach Jahrhunderten

Die Rheinfähre zwischen Düsseldorf-Kaiserswerth und Meerbusch-Langst-Kierst wird nach Jahrhunderten wohl zum Jahresende eingestellt.

Die Rheinfähre zwischen Düsseldorf-Kaiserswerth und Meerbusch-Langst-Kierst wird nach Jahrhunderten wohl zum Jahresende eingestellt.

Seit dem Mittelalter gibt es die Fähre zwischen Kaiserswerth und dem linksrheinischen Langst-Kierst. Vor etwa 60 Jahren hat die Familie Schäfer den Fährbetrieb übernommen. Doch wenn kein Wunder geschieht, dann kreuzt die „Michaela II “ am 19. Dezember ein letztes Mal den Rhein.

von Andreas Krüger  (AK)

Das bittere Aus bestätigt Firmenchef Hajo Schäfer gegenüber EXPRESS.de. Als Grund nennt er Personalmangel: „Zwei Fährleute verlassen uns demnächst – einer Ende August und der andere Ende Oktober. Leider wachsen diese Kapitäne nicht auf den Bäumen und sind nur sehr schwer zu bekommen. Daher werde ich voraussichtlich mit dem Beginn der Betriebsferien am 19. Dezember den Fährbetrieb einstellen müssen.“

Die Ausbildung zum Binnenschifffahrtskapitän dauert 3,5 Jahre, das ist ziemlich lange. „Anschließend muss der Binnenschifffahrtskapitän noch auf dem ihm unterstellten Schiff oder Fähre eingearbeitet werden. Das dauert auch noch mal eine längere Zeit, bis er das Schiff gut kennt und allein arbeiten kann“, sagt Schäfer.

Wenn das Wetter einigermaßen mitspielt, ist die Fähre an sieben Tage in der Woche unterwegs. Werktags von 7 bis 19 Uhr und sonntags und an Feiertagen von 10 bis mindestens 18 Uhr. „Das kann ich unmöglich allein bewältigen. Dafür bin ich schon zu alt“, sagt der 59-jährige Firmeninhaber.

Fährmann-Ausbildung dauert lang

Bis zu Beginn der Coronazeit vor einigen Jahren hat sein Vater, von dem er die Firma übernommen hat, noch regelmäßig im Betrieb mitgearbeitet. Doch der wird demnächst 86 und kann nicht mehr am Steuer stehen. „Als wir im Familienrat darüber gesprochen haben, den Betrieb einzustellen, hatte er natürlich Tränen in den Augen“, sagt Hajo Schäfer. Vor etwa 60 Jahren hat Vater Hans-Joachim mit seiner Frau Rosemarie den Betrieb gegründet. „Damals fuhren sie noch auf einem Tankschiff und wollten wegen der Kinder nicht ständig unterwegs sein“, sagt der Junior.

Bis vor Corona hat Schäfer auch die Kirmesfähre betrieben und seitdem wegen Personalmangels absagen müssen. „Da habe ich teilweise 20 Stunden am Stück gearbeitet, um den Betrieb zu gewährleisten.“

Hajo Schäfer ist Chef der Rheinfähre. Er muss aufgeben, weil er keine Fährleute mehr findet.

Hajo Schäfer ist Chef der Rheinfähre. Er muss aufgeben, weil er keine Fährleute mehr findet.

Schäfer klagt auch über einen drastischen Umsatzrückgang seit der Fertigstellung der Flughafen-Autobahnbrücke im Jahre 2002. „Damals fuhren wir täglich etwa 1000 Autos über den Rhein, dazu kamen noch Hunderte Fahrräder und Spaziergänger, besonders am Wochenende. Seit es die Brücke gibt, ist der Umsatz um 75 Prozent gesunken. Am vergangenen Samstag waren es wegen des schlechten Wetters gerade mal 48 Autos.“

Eifrige Nutzer sind nach wie vor die Kinder, die von Meerbusch aus auf das Suitbertus-Gymnasium, Theodor-Fliedner-Gymnasium oder die Internationale Schule gehen. „Die fahren überwiegend mit uns, weil der Umweg über die Brücke doch enorm ist mit dem Fahrrad. Daher bereite ich schon ein Schreiben vor, um die Eltern zu informieren.“ Denn wenn nicht noch ein Wunder geschieht, prognostiziert Schäfer folgendes Szenario: „Wenn niemand die Fähre kauft, dann wird sie irgendwo in irgendeiner Ecke verrotten.“

Den Partybetrieb als Weindampfer, in Zusammenarbeit mit „Concept Riesling“ vom Carlsplatz, will Schäfer aber erhalten. Und auch Heiraten soll auf dem Schiff weiter möglich sein, mit seinem zweiten Schiff, der „Maria-Franziska“, die derzeit im Hafen liegt.