Nach dem 36-Millionen-CoupDie emotionale Rückkehr des Metro-Räubers nach Düsseldorf
Düsseldorf – Mein Telefon in der Redaktion klingelt. Ich nehme ab und schon dröhnt mir eine Stimme entgegen: „Na kennen Sie mich noch...?“ Ich kenne den Anrufer tatsächlich. Es ist Fred Vowinkel, der Mann der Ende 1980 mit seinem Freund Günter-Maximilian Schotte-Natscheff den Düsseldorfer Metro-Konzern um 36 Millionen Mark betrogen hat.
„Ich bin am Wochenende in Düsseldorf. Wollen wir uns auf eine Tasse Kaffee treffen?“ Natürlich will ich.
Der ICE 820 aus Frankfurt läuft am Samstagvormittag pünktlich um 10.46 Uhr auf Gleis 17 des Düsseldorfer Hauptbahnhofs ein. Dann steigt er aus: Fred Vowinkel (78), 1.83 Meter groß und 118 Kilogramm schwer.
Überraschung auf dem Bahnsteig in Düsseldorf
Was der alte Gauner nicht wusste. EXPRESS hat einen Mann mitgebracht, der Fred Vowinkel wie kaum ein anderer kennt. Es ist Attila Lasch (76), ein früherer Justizvollzugsbeamter. Im Düsseldorfer Gefängnis Ulmer Höh’ war er zusammen mit seinem Kollegen Bernd Weigelt zuständig für die beiden Metro-Räuber.
Die beiden Männer fallen sich freudestrahlend in die Arme. Sie haben sich seit Jahren nicht mehr gesehen, sind aber noch immer befreundet. Sie kannten sich sogar schon, als der Metro-Coup noch gar nicht stattgefunden hatte. War das nicht ein Problem, dass die beiden plötzlich als Insassen in der Ulmer Höh’ auftauchten?
Attila Lasch: „War kein Problem, weil wir es unserem Anstaltsleiter Hans Seibert erzählt haben. Damit war die Sache erledigt.“
Duo lud Knast-Schließer nach Paris ein
Zu einem Problem hätte aber eine ganz andere Sache werden können. Ende 1980 hatten sich Vowinkel und Schotte-Natscheff bereits nach Paris abgesetzt. Sie logierten im Ritz, feierten im weltberühmten Lido eine rauschende Silvester-Party.
„Und dazu hatten sie uns auch eingeladen. Flug, Hotel. Sie hätten alles bezahlt. Aus irgendeinem Grund hat das aber damals nicht geklappt“, erzählt Lasch.
Zuvor hatte Schotte-Natscheff als Finanz-Disponent der Metro seinem Freund das Geld überwiesen. Mal glatt eine Million, mal 800 000 Mark – bis es 36 Millionen waren. Dazu muss er nur eine Unterschrift fälschen. Die beiden werden erwischt, erhalten vier und fünf Jahre Haft.
Günter Schotte-Natscheff stirbt 1989 in Berlin an einem Hirntumor.