Es war schon ein seltsames Bild: Während andere mit ihren Gucci- und Louis Vuitton-Taschen über die Kö schlenderten, trug ein Pulk von Menschen Besen vor sich her und fing plötzlich an, über die Düsseldorfer Prachtmeile zu fegen. Warum?
Deutlicher Protest in DüsseldorfMenschen fegen plötzlich die Kö

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Aktion von fiftyfifty auf der Kö - 'Armut lässt sich nicht wegkehren'. Pater Wolfgang fegt mit den Obdachlosen über die Königsallee.
Es war ein stiller Protest der ärmsten Düsseldorfer, weil man sie nun nicht mehr auf der noblen Königsallee dulden möchte.
Zur Mittagszeit hatten sich die Verkäufer der Obdachlosenzeitung „fiftyfifty“ vor dem Juweliergeschäft „Wempe“ versammelt, um auf der Kö eine Protestaktion durchzuführen, die es dort so noch nie gegeben hatte: Mit Besen bewaffnet kamen sie, um in bester Joseph Beuys-Tradition Gedanken auszufegen, die nicht mehr in die heutige Zeit passen.
Grund war die Ankündigung der „Interessengemeinschaft Kö“, einen privaten Sicherheitsdienst zu engagieren. Um Bettler von der Kö zu vertreiben, da dies insbesondere die Kundschaft aus Dubai irritieren würde.
Dort kenne man keine Armut und daher wäre das schlecht fürs Geschäft. „Es ist äußerst beschämend, dass man in der heutigen Zeit noch so respektlos mit ärmeren Menschen umgeht“, sagte Oliver Ongaro, Geschäftsführer von „fiftyfifty“. „Dass ausgerechnet auf der Königsallee, dem Aushängeschild unserer Stadt, noch so ein Denken herrscht, macht uns fassungslos.“
„Was hier geschieht, ist ungesetzlich“
Auch Pater Wolfgang von der Düsseldorfer Armenküche schnappte sich einen Besen.
„Armut muss überwunden werden, nicht vertrieben und versteckt“, sagte der Dominikanermönch.
„Was hier geschieht, ist außerdem ungesetzlich und verstößt gegen unser Grundgesetz. Die Würde des Menschen ist unantastbar. Deshalb hat jeder Obdachlose auch das Recht sich im öffentlichen Raum aufzuhalten. Auch auf der Kö.“
„fiftyfifty“-Verkäufer Django fand ebenfalls deutliche Worte: „Wir mussten uns auf der Kö alle schon oft aufs Schlimmste beschimpfen lassen. Als Asoziale zum Beispiel. Ich finde, asozial ist der, der nicht mit anderen Leuten reden will. So wie es jetzt hier der Fall ist.“

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Mit dem Besen bewaffnet marschierten die Obdachlosen über die Kö.
Peter Wienen, Vorsitzender der IG Kö, relativiert dagegen die Aussagen und meint, dass man falsch verstanden worden sei: „Es geht uns gar nicht um die Obdachlosen, sondern um die sogenannten Bettel-Clans. Viele werden morgens mit der Limousine zur Kö gefahren und abends wieder abgeholt.“
Zudem sagt er, dass sie Pläne mit dem Ordnungsamt abgestimmt seinen und man bei diesem Thema zusammen arbeiten würde.
Derzeit scheinen die Fronten verhärtet, doch in der kommenden Woche will man sich gemeinsam an einen Tisch setzen und versuchen, eine Lösung zu finden.