Projekt von Star-FotografAuf diesem Bild ist nicht der Mensch der Star

Ein Sadhu nahm in Indien spontan auf dem Hocker Platz.

Ein Sadhu nahm in Indien spontan auf dem Hocker Platz. 

Dieser Hocker ist vermutlich der am weitesten und öfter gereiste Holzhocker überhaupt. Im Besitz ist er vom Düsseldorfer Fotografen Markus Bronold.

von Nathalie Riahi  (nari)

Man stelle sich vor, man käme aus einem Fotoshooting und fühle sich, als würde man schweben. Und hätte als Ergebnis Bilder von sich, auf denen man sich so ganz anders sieht, als man es zuvor von sich kannte.

Überhaupt sieht man sich plötzlich mit anderen Augen. Ein Portraitshooting bei dem Düsseldorfer Fotografen Markus Bronold kann genau das. „Es ist eine Reise zu sich selbst“, sagt er. Und nicht selten spielt dabei ein Hocker eine wichtige Rolle. Ein Barhocker, der mit dem Düsseldorfer Fotografen schon um die halbe Welt gereist ist und auf dem schon viele Menschen mit und ohne großen Namen Platz genommen haben.

Seit 2009 hat Markus Bronold den Hocker dabei

Dieser Hocker ist vermutlich der am weitesten und öfter gereiste Holzhocker überhaupt. Auf jeden Fall ist er einer der am meisten fotografierten Hocker der Welt. Seit 2009 begleitet der Hocker den Düsseldorfer Fotografen Markus Bronold. „Ich war auf der Suche nach einem roten Faden für mein Portraitshooting“, sagt der gebürtige Wuppertaler, der seit fünf Jahren sein Fotostudio auf dem „Areal Böhler“ hat.

Durch ein Bild von Star-Fotograf Jim Rakete, das einen Schauspieler auf einem Hocker auf der Bühne zeigt, kam er darauf. „Ich habe mich also auf die Suche nach einem Barhocker begeben und festgestellt: Kein Wirt rückt einen alten Barhocker raus. Ich habe dann bei einem Bekannten, der in Fulda die alte Gaststätte 'Zur Windmühle' betreibt, diesen Barhocker gefunden.

Fotograf Markus Bronold mit Hocker

Selbstportrait: Fotograf Markus Bronold mit Hocker

Seit 2009 ist er eine Dauerleihgabe“, erklärt Bronold und fügt schmunzelnd hinzu: „Der Barhocker hat sogar einen eigenen Koffer. Das ist eigentlich ein Hartschalenkoffer für Golfgepäck.“ Dort passt der Hocker, der mit ihm regelmäßig zu neuen Zielen weltweit fliegt, fast perfekt hinein. „Es ist immer spannend, wenn ich mit ihm fliege. Nicht überall weiß man, was das ist. In Indien war es wirklich so, dass man den Menschen erst zeigen durfte, wie man sich draufsetzt.“

Fotograf Bronold: Promis und „Normalos“ auf dem Hocker

Im indischen Tiruvannumalai am Fuße des Arunachala hatte Bronold eigentlich ein Shooting mit einer anderen Person, als plötzlich ein indischer Sadhu – ein asketischer, hinduistischer Mönch – über seine Schulter auf die Bilder in der Kamera lugte. „Er hatte so ein Strahlen in den Augen, da habe ich ihn eingeladen, auf dem Hocker Platz zu nehmen.“ Dabei entstand ein beeindruckendes Bild. „Er hat sich bedankt, wollte das Bild noch nicht mal sehen und ist weitergegangen.“

Bert Wollersheim mit Hocker

Bert Wollersheim mit Hocker

Prominente wie Schauspieler Daniel Roesner, Martin Semmelrogge, die Düsseldorfer Modeexpertin Ela Holscher, „Bares für Rares“-Star Markus Wildhagen oder Rotlicht-Ikone Bert Wollersheim – sie alle haben schon auf dem Hocker gesessen. Bronold: „Ja, es gibt Namen, die man kennt. Aber mich interessiert immer nur der Mensch dahinter. Der Hocker ist eine egofreie Zone.“

Düsseldorfer Fotograf Bronold: „Jeder Mensch ist schön"

Normalerweise dauert ein Portraitshooting im Düsseldorfer Studio bei Markus Bronold einen Tag lang, von 9 bis 18 Uhr. „Es ist viel mehr als ein Shooting – es ist wie eine Reise zu sich selbst. Es geht auch um vielmehr als nur um die Bilder. Es geht darum, wie du dich selbst siehst. Das Selbstbild, das wir alle von uns haben, ist getrübt durch unsere Konditionierung. Jeder Mensch ist schön, wenn wir aufhören, schön sein zu wollen“, sagt Markus Bronold.

Theater

Martin Semmelrogge im Theater an der Kö auf dem Hocker.

„Neun von zehn Menschen mögen sich nicht auf Fotos. Aber neun von zehn Menschen mögen sich auf Urlaubsfotos, von denen sie nicht gemerkt haben, dass man sie von ihnen gemacht hat. Warum? Weil sie darauf pur, ehrlich und wahr sind.“

Im Juli und August bietet Markus Bronold wieder sein beliebtes „Summer Special“-Portraitshooting an (https://markusbronold.de/summer-special/). Ein Ausflug in die Psychologie kommt da bei dem Shooting im Gespräch mit Markus Bronold von ganz allein – genau wie das neue Selbstbild, das man danach von sich hat. „Eine gute Kundin von mir bezeichnet es als Wellness für die Seele.“