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Stars, Skandale und ExzesseZum 80.: Musik-Legende Dieter Dierks über seine Hitschmiede in Stommeln

Besuch bei Dieter Dierks in seinem Tonstudio in Pulheim anlässlich seines 80. Geburtstages.

An den Mischpulten in seinen Studios hat Dieter Dierks zahlreiche Welthits produziert. Am 9. Februar 2023 feiert er seinen 80. Geburtstag.

Als Musikproduzent hat Dieter Dierks Weltruf erlangt. Der Rheinländer hat auch im Video-Bereich einige Erfolge eingefahren. Die Produzenten-Legende aus Pulheim-Stommeln feiert einen besonderen Geburtstag.

von Marcel Schwamborn (msw)

Wenn Dieter Dierks in seinem Büro in Pulheim-Stommeln an die Wände schaut, erzählen diese nahezu seine komplette Lebensgeschichte. Gold- und Platin-Auszeichnungen, Fotos von Sportautos, ein Kalender von Michael Jackson, Widmungen der Scorpions.

Seit mehr als einem halben Jahrhundert wird im 8000-Seelen-Ort Musikgeschichte geschrieben. Eigentlich wollte Dierks Schauspieler oder Regisseur werden. Im Karneval zog er mit seiner Gitarre durch die Kneipen. Neben der Ausbildung spielte er in einer Band und begann zudem mit Freunden ein erstes „Studio“ im Elternhaus zu bauen und ersten Songs zu produzieren.

Dieter Dierks: Kleines Familienfest statt großer Rock ’n’ Roll-Party

„Später, als sie den Lärm im Haus nicht mehr ertrugen, erlaubten sie mir, ein Studio im Garten hinter dem Haus zu bauen, wo ich mich austoben konnte“, erzählte die Produzenten-Legende beim Ortstermin mit EXPRESS.de. Später kam auch noch ein Hotel für die Stars dazu, inzwischen gibt es sieben Studios.

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Mehr als 70 Alben produzierte Dierks persönlich im Rhein-Erft-Kreis. Das US-Musikmagazin Rolling Stone nannte ihn den „besten Heavy-Metal-Produzenten der Welt“, für den Spiegel war er bereits 1974 der „führende deutsche Rockproduzent“. Am 9. Februar 2023 wird Dierks 80 Jahre.

„Ich wollte eigentlich eine große Party machen. Wenn ich alle eingeladen hätte, wären es 800 Leute geworden. Danach wäre ich wohl ruiniert gewesen. Jetzt feiern wir im kleinen Kreis mit den Kindern.“ Dierks war zweimal verheiratet und hat vier Kinder von vier Frauen.

„Dass ich mal 80 werde, hätte ich mir nicht vorstellen können. Schließlich habe ich nicht so gelebt, wie die Ärzte es empfehlen. Ich habe Rock ’n’ Roll erlebt, gelebt und genossen“, gesteht er. „Vieles würde ich heute auch anders machen. Vor allem würde ich meinen Kindern wesentlich mehr Aufmerksamkeit und Zeit schenken, denn die meiste Zeit meines Lebens steckte ich im Studio oder bei einem Konzert irgendwo auf diesem Globus.“

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Die Atmosphäre, die technische Ausrüstung und Dierks‘ Engagement für Musik sprachen sich in der Musikszene herum, viele Stars begannen das Studio zu buchen und ihre Platten dort zu produzieren. „Hier war es von Anfang an familiär. Die Musiker fühlten sich wohl. Den Plattenfirmen war es auch recht. In Köln wären die Bands wahrscheinlich häufiger um die Häuser gezogen. Hier konnte man nur Musik machen.“

Mutter Ursula war zudem die gute Seele. „Es gibt wohl keine andere Person, die so viele Dankesworte auf den Platten der Stars bekommen hat. Wenn man im Studio saß, vergaß man die Zeit. Dann brachte sie mitten in der Nacht belegte Brote rein.“

Aber auch im beschaulichen Stommeln schlugen einige über die Stränge. Gitarren-Virtuose Rory Gallagher (†47) stolperte morgens volltrunken aus der Dorfkneipe, gründete dort sogar einen Darts-Klub. Dierks wollte den Musiker zum Abendessen einladen, der Laden war aber mittlerweile ein Bordell. Eric Burdon (81) schoss im Rausch mit seinem Revolver um sich.

Der größte Meilenstein in der Karriere war die Zusammenarbeit mit den Scorpions. In zwölf Jahren produzierte Dierks acht LPs. „Als wir ‚Still loving you‘ aufgenommen haben, bekam ich anfangs gesanglich nicht das, was ich wollte. Irgendwann spürte ich, dass Sänger Klaus Meine physisch und psychisch am Ende war. Er flippte regelrecht aus und brüllte mich an: ‚Ich bringe dich um, du bist nie zufrieden.‘ Am nächsten Morgen klappte die Aufnahme auf Anhieb.“

Es folgte Hit auf Hit. „Ich habe mit der Band gelebt, wie in einer Ehe. Klaus Meines Frau hat mir einmal bei der Echo-Verleihung gesagt, dass ich mit ihrem Mann mehr Zeit verbracht habe als sie“, sagte der kreative Tüftler lachend zu EXPRESS.de. „Es ist die Aufgabe eines Produzenten, das Potenzial des Künstlers zu erkennen und ihn an sein Limit zu bringen, nicht, sich selbst zu verwirklichen. Für mich fängt das Feeling zwischen den Noten an, da kommt der persönliche Ausdruck.“

Mit 80 lässt es die Musik-Legende inzwischen ruhiger angehen. „Ich lasse die Bands alle in Ruhe im Studio, es sei denn, sie fragen mich. Mit 80 möchte ich auch kein Musiklehrer mehr sein.“ Als seine Lieblingsbands nennt er Fleetwood Mac oder 38 Special, live schaut er sich hauptsächlich nur noch die Rolling Stones an.

„Music against war“ ist die neue Kampagne zum Ukraine-Krieg

Mit dem Krieg in der Ukraine hat er die weltweite Kampagne „Music against war“ gestartet. Darin arbeitet er mit unterschiedlichsten Künstlerinnen und Künstlern an verschiedenen Versionen des Songs „Freedom“ in rund 20 Sprachen. „Ich hab‘ nicht gewusst, dass es so schwer ist, Gutes zu tun. Ich dachte, die Politik ist sofort begeistert. Musik ist die friedlichste Waffe, die man einsetzen kann“, sagt er leicht enttäuscht.

Die Studios werden in Stommeln weiter betrieben, wenn auch nicht von der Dierks-Familie. „Ich hatte gehofft, dass mein jüngster Sohn Julien sie übernimmt. Er hat auch eine eigene Band, komponiert, spielt traumhaft Klavier. Aber er hatte kein Interesse, das ist aber auch okay für mich. Die Kinder sollen ihr Leben glücklich gestalten.“

Dieter Dierks arbeitet noch an einem Spezialprojekt zu Michael Jackson

Parallel zur Musik-Produktion investierte Dierks auch viel in digitale Übertragungswagen. „Die Videomobile, die waren ein Millionen-Grab. Mit Breeze TV, das mit ‚Point of Sale‘-TV Warenverkäufe mittels Werbung über Fernsehmonitore direkt in den Schlecker-Märkten initiierte, habe ich auch große Verluste gemacht“, gesteht er.

Allerdings übertrug er auch den Rockpalast, zeichnete Stones-Konzerte und die von Herbert Grönemeyer (66) auf. Zudem entstand auch ein Kontakt zu Michael Jackson (†50). Der hatte in Pulheim 1996 seinen Song „Ghosts“ eingesungen. Während der „HIStory“-Welttournee nahm Dierks zwei Shows im Münchner Olympiastadion mit 18 Kameras auf. „Ich arbeite weiterhin an einem Spezialprojekt zu Michael Jackson“, verrät die Musik-Legende. So ganz in den Ruhestand will er auch mit 80 noch nicht.