Wahner HeideErotik-Shootings sorgen für Umweltzoff

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Fotografen und Models trampeln bei erotischen Shootings durch die geschützten Gebiete der Wahner Heide. Das Symbolfoto zeigt ein Unterwäsche-Model.

Troisdorf – Es ist ein gewöhnlicher Wochentag in der Wahner Heide. Pilzsammler kommen glücklich mit vollen Körben aus dem Gebüsch, Pärchen schlendern Hand in Hand durch die weite Fläche. Die Menschen nutzen das Naturschutzgebiet.

„Doch es gibt Regeln, an die man sich halten muss. Dazu gehört, dass die markierten Wege nicht verlassen werden dürfen“, sagt Florian Zieseniß. Der Diplomforstwirt ist für die Wahner Heide zuständig. Leider würden längst nicht alle Besucher die Vorschriften beachten. „Die Tiere und Pflanzen haben in letzter Zeit darunter extrem gelitten“, berichtet er.

Wahner Heide: Förster geschockt über Vorfälle

Der Förster berichtet, dass zur Zeit der Heideblüte „Dinge passiert sind, bei denen mir die Worte gefehlt haben“. Fotografen seien mit Pferdetransportern gekommen, um die Tiere zwischen den violetten Heideblüten kunstvoll in Szene zu setzen. Ganze Hochzeitsgesellschaften hätten die romantische Stimmung für ihre Bilder genutzt.

Auch erotische Motive seien in den sozialen Netzwerken unter dem Stichwort Wahner Heide zu finden. Anrufe bei den Fotografen hätten gezeigt, so Zieseniß, dass sie kein Bewusstsein dafür gehabt hätten, dass sie unerlaubt geschützte Flächen betreten hatten. Da räkelt sich zum Beispiel auf den Fotos eine Nackte auf Steinen, posiert eine Frau in knappen Dessous, tanzt eine Frau in BH und Tülltuch durch die Natur.

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Forstwirt Florian Zieseniß an der Schranke, die das Naturschutzgebiet sichern soll

Wahner Heide: Seltene Vogelarten gefährdet

Seltene Vogelarten wie Ziegenmelker, Schwarzkehlchen und Heidelerche nutzen die Buschlandschaft als Bodenbrüter. „Bedingt durch Corona sind hier tausende Menschen wegen fehlender Reisemöglichkeiten unterwegs gewesen und auf ihren Entdeckungstouren zwischen den gut getarnten Nestern umhergelaufen “, so Zieseniß. Er geht davon aus, dass es im nächsten Jahr deutlich weniger Jungvögel geben werde.

Nun wurden neue Schranken errichtet und Hinweisschilder angebracht. Sie weisen darauf hin, dass das Betreten der geschützten Flächen verboten ist. Wanderer und Spaziergänger sollen auf den Wegen bleiben, die an den rot markierten Pfählen zu erkennen sind.

Wahner Heide: Beschwerden von Uneinsichtigen

Allerdings hätten viele Bürgern die Neuerungen mit Unverständnis aufgenommen. „Wir bekamen Beschwerdeanrufe, warum die Heide jetzt flächendeckend gesperrt worden sei“, berichtet Zieseniß. Dabei sei doch nur auf längst geltende Regeln hingewiesen worden.

„Das offizielle Wegenetz in der Heide ist rund 170 Kilometer lang“, sagt Ulrike Tesch, Leiterin des Troisdorfer Umweltamtes. Das dürfte doch genügen.

Dieser Artikel erschien zuerst im Kölner Stadt-Anzeiger.