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Grausame SzenenVideo von „Rhein in Flammen“ – so reagiert die Stadt Bonn

Rhein in Flammen in Bonn

Von wegen schönes Feuerwerk – für viele Tiere bedeutet die Böllerei enormen Stress (Archivfoto vom 5. Mai 2019)

Die verstörenden Tier-Aufnahmen, die bei dem Feuerwerk „Rhein in Flammen“ in Bonn aufgezeichnet worden, sorgen für Empörung. Nun äußert sich die Stadt.

von Jan Voß

Es sind Bilder, die aktuell für Erschütterung bei vielen Menschen sorgen. Ein Video zeigt das Feuerwerk bei „Rhein in Flammen“ 2025, aber nicht aus der Perspektive der Festival-Gäste.

Die Kameras hat Stefan Bröckling rund um den See in der Rheinaue aufgestellt, ausgerichtet auf das, was sich auf dem Wasser während des Feuerwerks abspielte.

„Rhein in Flammen“ in Bonn: Stadt untersucht Auswirkungen

Zu sehen sind Dutzende Vögel, die offenbar panisch auf dem Rheinauensee herumflattern. Die Tiere sind orientierungslos, verängstigt. Die Bilder machen fast den Eindruck, als stammten sie aus einem Kriegsgebiet.

Auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ reagierte die Stadt Bonn auf das Video und verwies teilweise auf eine aktuelle Pressemitteilung vom Mittwochabend (7. Mai). Das Thema Natur- und Artenschutz sei der Stadtverwaltung bereits im Vorfeld von „Rhein in Flammen“ 2025 ein Anliegen gewesen.

Deshalb sei für das Groß-Event vom Samstagabend (3. Mai) ein Planungsbüro damit beauftragt worden, die „Auswirkungen der Veranstaltung und vor allem des Feuerwerks auf die Vogelpopulation in der Rheinaue zu beobachten“, so ein Pressesprecher.

Dabei sei es konkret darum gegangen, die Brutbestände der Wasservögel vor, und nach der Veranstaltung zu erfassen und während der Veranstaltung das Verhalten der Vögel zu beobachten, so die Stadt Bonn weiter.

Hier das Video bei Instagram anschauen:

Auf konkrete Nachfrage dieser Zeitung, ob es unabhängig davon im kommenden Jahr wieder ein Feuerwerk bei „Rhein in Flammen“ 2026 geben werde, erklärte ein Mitarbeiter des Presseamtes: „Der Rat der Stadt Bonn hat 2023 ein Interessenbekundungsverfahren beschlossen, mit dem die Stadt einen neuen Ausrichter für die Veranstaltung gesucht hat. Teil des Beschlusses war, dass es auch in den Jahren 2024 bis 2026 ein Feuerwerk oder vergleichbare Illumination zum Abschluss der Veranstaltung geben soll.“

Zudem hieß es, die Stadt Bonn habe bereits im vergangenen Jahr zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung des Natur- und Artenschutzes ergriffen. Dazu zählten demnach die Verkürzung des Feuerwerks auf die Hälfte der Zeit, weniger Knalleffekte, sowie der weitestgehende Verzicht auf Plastik.

Für „Rhein in Flammen“ ab 2027 prüfe die Stadt derzeit, wie die Veranstaltung „auch unter natur- und artenschutzrechtlichen Aspekten“ weiterentwickelt werden kann. „Der Stadtverwaltung ist bewusst, dass ein Feuerwerk während der Brutzeit aufgrund möglicher Konflikte mit dem Natur- und Artenschutz kritisch gesehen werden kann.“

„Rhein in Flammen“: Tierschützer und Experte äußert sich

Tierschützer und Experte Stefan Bröckling zeigt sich von den Aussagen der Stadt Bonn irritiert. Am 3. Mai 1986 wurde „Rhein in Flammen“ zum ersten Mal in der Bonner Rheinaue veranstaltet. Seit Jahrzehnten gehört das Feuerwerk zur Tradition. Ganz grundlegend müsse man sich die Frage stellen: „Warum wird das erst jetzt kritisch hinterfragt?“

Zudem bemängelt Bröckling die Maßnahmen der Stadt nicht nur als halbherzig, seiner Meinung nach gehen sie auch an der eigentlichen Problematik vorbei.

„Die Aussagen erwecken den Eindruck, als ginge es nur um Artenschutz. Aber geht es wirklich nur um eine Untersuchung einer möglichen Bestandsänderung?“, fragt der Tierschützer im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Darum gehe es zwar auch. Doch vor allem erfülle das Feuerwerk in einem Naturschutzgebiet, noch dazu mitten in der Brutzeit, den Straftatbestand der Tierquälerei.

Bröckling weiter: „Es gibt so viele Tierarten, deren Tod – sollte er wirklich wegen des Feuerwerks eintreten – wir gar nicht registrieren. Wer weiß denn, wie sich das Feuerwerk auf die in der Rheinaue lebenden Fledermäuse, Singvögel, Kleinsäuger und andere auswirkt? Verlassen sie in Angst ihre Jungtiere? Unterkühlen kleine Singvogelküken, weil deren Eltern die Flucht antreten? Verlassen Eichhörnchen in Panik ihren Kobel und lassen die Jungtiere zurück? Sterben Tiere vielleicht auch einfach an Herzversagen, wie es bei Hunden in der Silvesternacht ja durchaus vorkommen kann.“

„Es ist eine Veranstaltung, die völlig aus der Zeit gefallen ist“

All das wisse niemand und man werde es wohl auch nicht erfahren. „Aber wir müssen das doch wenigstens in Betracht ziehen und aufgrund dessen schon zu dem Schluss kommen, dass das Feuerwerk dort völlig deplatziert ist.“

Sein aktuelles Video vom Feuerwerk bei „Rhein in Flammen“ sorge ja nicht deshalb bei so vielen Menschen für Bestürzung, weil hier so viele Vögel den Tod gefunden hätten, oder weil Jungtiere verlassen wurden. Sondern, weil jeder die Angst und die Panik auf dem Rheinauensee sehen konnte.

„Es ist eine Veranstaltung, die völlig aus der Zeit gefallen ist“, findet der Gründer Tiernothilfe. Es reiche nicht, ein Feuerwerk auf die Hälfte zu verkürzen. Wie könne man auf die Idee kommen, dass es für die Tiere dann besser sei?