von Béla Csányi (bc)
Projekte auf der ganzen WeltRheinländerin hat revolutionären Plan für Plastikmüll
Bonn – Aus dem Bad Münstereifel in die weite Welt: Leonie Deimann (21) wuchs im Rheinland auf, mit drei Freunden gründete sie eine Hilfsorganisation und hat große Pläne. In Indonesien baut „Project Wings“ das größte Recyclingdorf der Welt, bis spätestens 2021 soll die erste von möglichst vielen Siedlungen fertig sein.
Deutsche Organisation baut Recyclingdorf in Indonesien
Die Gruppe arbeitete zunächst für eine große Fundraising-Agentur in Deutschland, stellte dort fest, dass immer weniger Menschen Vertrauen in die global agierenden Hilfsorganisationen haben. Auf der Suche nach Lösungen kam die Idee einer eigenen Organisation, so wurde „Project Wings“ geboren.
„Wir haben einen konkreten Plan, wollen 17 Bungalows für Einwohner und Touristen bauen, außerdem Restaurants und Workshops anbieten“, erklärt Leonie im Gespräch mit EXPRESS.
Arbeiten sollen dort vor allem Menschen mit Einschränkungen, die in der indonesischen Gesellschaft häufig ausgegrenzt werden. „Wir wollen das Dorf integrativ gestalten“ betont Leonie. Sie hofft auf eine Fertigstellung vor 2021, Gespräche mit großen Unternehmen, die wertvolle Unterstützung leisten könnten, laufen.
Recyclingdorf in Indonesien: Plastikmüll als improvisierter Baustoff
Grundlage für den Bau ist ein Pfandsystem, bei dem Plastikmüll als Baustoff für Gebäude verwendet wird. Dabei sammeln die Einheimischen tonnenweise Plastikmüll auf, den sie zunächst säubern und dann in leere Plastikflaschen stopfen.
Aus Flaschen voller Müll werden plötzlich „Ecobricks“. Stabile Bauteile, die wie Backsteine verwendet werden können. So entstehen Möbel, Mauern oder ganze Häuser.
Der Clou hinter der Idee: Jeder gesammelte „Ecobrick“ lässt sich im Rahmen eines Pfandsystems eintauschen, umgerechnet 29 Cent gibt es pro Stück – genug für eine warme Mahlzeit und damit großer Anreiz für viele Indonesier, sich etwas dazuzuverdienen.
„Ecobricks“ als Fundament für Recyclingdorf in Indonesien
Inspiriert ist die Idee der „Ecobricks“ von mit Sand gefüllten Plastikflaschen, die mancherorts zu ähnlichen Zwecken genutzt werden. „Grundsätzlich können wir das Konzept eins zu eins auf andere Länder übertragen“, blickt Leonie bereits weiter. Lediglich der Pfandbetrag müsse an das Lohnniveau in den jeweiligen Regionen angepasst werden.
Die Zahlen aus Indonesien sind beeindruckend: Bereits 36000 „Ecobricks“ wurden gesammelt, bis 2021 sollen es mindestens 500000 werden. Die Arbeit der Organisation geht allerdings über die Einführung der „Ecobricks“ hinaus.
„Parallel wollen wir den stark gefährdeten Regenwald aufforsten“, berichtet Leonie. 15.000 Bäume sollen dafür gepflanzt werden. Weitere Anliegen sind der Schutz der Artenvielfalt, besonders der bedrohten Orang-Utans, ein Rehabilitationscenter für Tiere und die Aufklärungsarbeit vor Ort – bezogen auf den Umgang mit Müll und der heimischen Natur.
Nach Recyclingdorf in Indonesien: Leonie Deimann hat große Pläne
Mit diesem Engagement hat „Project Wings“ in kurzer Zeit bereits viele Unterstützer gewonnen, alleine in den letzten drei Monaten ist die Zahl langfristiger Partner bereits auf 600 angewachsen.
In Deutschland werben Leonie und ihre Mitstreiter regelmäßig in den Städten für ihre Vorhaben, außerdem koordinieren sie die Arbeit mit einem einheimischen Projektleiter in Indonesien.
Die Alltagsprobleme im Rheinland hat sie damit weit hinter sich gelassen, ihre Visionen gehen in die weite Welt. „Malaysia, Indien oder Brasilien“ nennt sie als mögliche nächste Ziele für sich und das „Project Wings.“