Aus der Schatzkiste des KarnevalsEinmalige Blicke auf Bonner Jecken zu Ur-Opas Zeiten

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Teilnehmer der Kappenfahrt am Rosenmontag 1927 bei der Zugaufstellung auf dem Kaiserplatz.

von Stefanie Monien (smo)

Bonn – Die Jecken, allen voran natürlich unsere Bonner Tollitäten Prinz Richard I. und Bonna Katharina III., fiebern dem Rosenmontagszug am 24. Februar entgegen. Der soll pünktlich um 12 Uhr starten (hier lesen Sie mehr).

Doch wie sahen die Jecken eigentlich zu Zeiten unserer (Ur-) Großeltern aus? Wie wurde in Bonn Karneval gefeiert? Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek Bonn haben ganz tief in den Kisten gekramt und tolle historische Bilder zutage gefördert.

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Das war beim Rosenmontagsumzug 1905: Karnevalsprinz Ferdinand Kaiser winkt vom prächtigen Prinzenwagen herunter.

Wie die Stadt Bonn in einer „jecken“ Mitteilung erklärt, wird bei uns schon seit fast 800 Jahren Karneval gefeiert. Nur wurde das Fest anders genannt: „fasnacht“, „fastelovend“, „vasenacht“ oder auch „vastavend“, abgeleitet von der Nacht vor der Fastenzeit. Der älteste Beleg stammt aus dem Jahre 1585.

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So könnten diese Jecken auch heute im Zoch mitgehen: Die Clown-Gruppe des Mandolinenclubs Rheinperle beim Umzug am Rosenmontag 1927 durch die Weiherstraße. Rechts Haus Weiherstraße 6 (Pferdehandlung Daniel).

Nachdem Bonn Residenzstadt wurde, feierten in den 1730er Jahren die Adeligen Maskenbälle und Umzüge, sogar Giacomo Casanova soll auf einem dieser Bälle Gast gewesen sein.

Erster Bonner Rosenmontagszug 1828 mit Hanswurst und Huldgöttin

Der erste neuzeitliche Rosenmontagszug zog am 18. Februar 1828 mit Hanswurst und Huldgöttin Laetitia, den Vorgängern von Prinz und Bonna, durch die Stadt.

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Teilnehmer der Kappenfahrt am Rosenmontag 1927 bei der Zugaufstellung auf dem Kaiserplatz. Im Bild der Motivwagen "Bonner Husaren“.

Im selben Jahr wurde der öffentliche Karneval vom preußischen König verboten und erst 1842/43 wieder zugelassen. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts fuhren viele prächtige Rosenmontagszüge durch die Straßen Bonns.

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Dieses Foto kann nicht genau datiert werden, es wurde laut Stadtarchiv zwischen 1927 und 1929 aufgenommen. Zu sehen ist eine auf der Straße tanzende Fußgruppe - wahrscheinlich die Stadtsoldaten.

Nach dem ersten Weltkrieg waren Karnevalsumzüge verboten oder nur sehr eingeschränkt zugelassen. Erst 1926 konnte wieder gefeiert werden, jedoch mussten die Umzüge aufgrund der Weltwirtschaftskriese 1931 bis 1933 ausfallen. Während des Nationalsozialismus wurden die Rosenmontagszüge für die Propaganda instrumentalisiert, von 1940 bis 1950 gab es gar keine Karnevalsumzüge.

Hier lesen Sie mehr: Bonns traurigster Stadtsoldat

Eine neue Karnevals-Ära begann erst wieder 1951 mit der Gründung des Dachverbandes für den Bonner Karneval, dem Festausschuss Bonner Karneval. (smo)