Was bitte?!Darum soll in Euskirchen jeder Hundehalter einen Kackbeutel vorzeigen

Hundekot_58040649

So ist's recht! Ein Hundebesitzer klaubt Fiffis frischgelegten Haufen von einer Wiese auf.

von Stefanie Monien (smo)

Euskirchen – Sie sind ein echtes Ärgernis: unhygienisch, stinkend, ekelhaft – besonders dann, wenn man versehentlich hineintritt. Hundehaufen, von ignoranten Gassigehern nicht aufgesammelt und entsorgt, verunzieren Gehwege, Grünflächen und im schlimmsten Fall auch Kinderspielplätze.

Die Stadt Euskirchen, in der 4273 angemeldete Hunde leben, hat im Zuge der kompletten Veränderung ihrer Stadtverordnung unter §8, Abs. 3, Satz 1 nun eine sogenannte „Hundekotbeutel-Mitführungspflicht-Verordnung“ eingefügt.

Das verbirgt sich hinter dem Wort-Ungetüm

Eine bitte was?! Hinter dem sperrigen Wort verbirgt sich nichts anderes als ein dringender Appell an das Umweltbewusstsein der Hundebesitzer, verbunden mit der Auflage, stets „ausreichend geeignete Behälter für das Aufsammeln“ und korrekte Entsorgen von Fiffis Hinterlassenschaften beim Gassigang dabei zu haben.

In Wuppertal ist das Mitführen von Kotbeuteln schon Pflicht für alle Hundebesitzer.

Gassigeher in Euskirchen sollen Beutel vorweisen können

Sascha Reichelt vom Ordnungsamt der Stadt Euskirchen: „Derjenige, der mit (s)einem Hund spazieren geht, soll sich schon im Vorfeld Gedanken darüber machen, dass er für den ‚Häufchenfall‘ gerüstet ist.“ Auf Nachfrage von Ordnungsamts-Mitarbeitern soll jeder, der mit einem Hund unterwegs ist, künftig Kotbeutel vorweisen können. Diese stellt die Stadt Euskirchen an insgesamt 31 „Dogstations“, die zweimal wöchentlich geleert werden, den Bürgern kostenlos zur Verfügung.

Haufenweise Ärger durch Bellos Driss - hier mehr lesen.

Appell des Euskirchener Ordnungsamtes

Wichtig sei, so betont Reichelt, dass es weniger um die Sanktionierung gehe (die Verordnung sieht vor, dass „beutellose“ Gassigeher mit 45 Euro Bußgeld dabei sind), sondern um Information. Der Passus mit dem Hundekot ist ein Bestandteil der erneuerten Stadtverordnung – und zum Thema Müll findet Sascha Reichelt deutliche Worte: „Wir wollen die Vermüllung in unserer Stadt eindämmen. Es gehört sich einfach nicht, keine Verantwortung für seinen Müll und dessen korrekte Entsorgung zu übernehmen. Wir möchten das Bewusstsein der Bürger schärfen, denn es reicht nicht mehr aus, Fridays for Future toll zu finden, selber aber nichts zu machen.“

Hier lesen: Wie ein Streit um Hundegebell völlig aus dem Ruder lief.

Bald „Kackbeutel“ aus Hanf?

Langfristig denke die Verwaltung laut Sascha Reichelt im Hinblick auf das Thema Plastikmüll-Vermeidung auch darüber nach, die kostenlosen Kotbeutel aus Plastik durch solche aus umweltfreundlicherem Material wie Hanf zu ersetzen.

Der Maßnahmenkatalog ist laut Reichelt noch nicht beschlossen, vermutlich im Oktober werde der Stadtrat sich seiner annehmen. Und dann wohl auch die „Hundekotbeutel-Mitführungspflicht-Verordnung“ auf den sauberen Weg bringen.

Gangbarer Weg auch für Bonn?

Auch in Bonn liegen unzählige „Tretminen“ auf Bürgersteigen, Grünstreifen und in Blumenrabatten. Könnte sich die Stadtverwaltung ein ähnliches Konzept wie das in Euskirchen geplante vorstellen? Eine Sprecherin der Stadt sagt dem EXPRESS, dass eine derartige Regelung für Bonn derzeit nicht vorgesehen sei.

Gigantische Menge an Kotbeuteln in Bonn

Aus Sicht der Verwaltung sei die aktuelle Regelung in der Bonner Straßenordnung ausreichend. „Verunreinigungen durch Tiere sind im Geltungsbereich dieser Verordnung zu vermeiden und ansonsten unverzüglich zu entfernen“, heißt es dort. Verstöße stellten eine Ordnungswidrigkeit dar und könnten mit einer Geldbuße von bis zu 1.000 Euro geahndet werden. In Bonn gebe es derzeit 130 Beutelspender, die mit 1,5 Millionen Kotbeuteln jährlich bestückt würden.