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100 Tage im AmtSchule digital: OB Dörner will mehr Geld reinpumpen

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Katja Dörner freut sich über ihr Wahlergebnis: Sie wurde am 27. September mit 56,3 Prozent zur ersten grünen Oberbürgermeisterin in Bonn gewählt.

von Marion Steeger (MS)

Bonn – 100 Tage: So lange ist die neue Bonner Oberbürgermeisterin Katja Dörner im Amt. Die erste Grünen-Politikerin an der Spitze der Bonner Verwaltung.

Die 44-Jährige trat ihr Amt in turbulenten Zeiten an. Und bekommt viel Gegenwind unter anderem von der CDU, die nach etlichen Jahren nicht mehr in der führenden Koalition in Bonn mitmischen kann. EXPRESS sprach mit Katja Dörner über ihren ersten 100 Tage – und über ihre Pläne.

EXPRESS: Bei Ihrem Amtsantritt 2020 wurden Sie gleich mit der Corona-Krise, Lockdown, Impfungen konfrontiert. Wie war dieser Start?

Dörner: Das hätte ich mir natürlich anders gewünscht, die Pandemie dominiert meine Arbeit. Es standen unmittelbar teils schwierige Entscheidungen an. Dank der motivierten Kolleginnen und Kollegen in der Stadtverwaltung habe ich das gute Gefühl, dass alles getan wird, was in unserer Hand liegt, um Bonn gut durch die Krise zu bringen.

Der Heinsberger Landrat hat ein Wut-Video veröffentlicht, in dem es um den holprigen Start bei den Impfanmeldungen geht. Was sagen Sie zur Terminvergabe? Die Ungeduld und die Enttäuschung sind verständlicherweise groß, und ich habe mich auch über den verpatzten Start geärgert. Wir dürfen aber nicht vergessen, wie gigantisch die Aufgabe ist. Seit dem 15. Dezember haben wir als Stadt unser Impfzentrum in den Startlöchern, jetzt macht es endlich auf - an meinem 100. Tag im Amt. Ich hoffe, das ist ein gutes Zeichen, dass jetzt alles in die Gänge kommt.

Der Koalitionsvertrag mit grüner Handschrift steht, der Haushalt aber noch nicht. Ist das ein Problem? Ich konnte schon wichtige Akzente setzen, drei zusätzliche geschützte Radwege und den Beitritt zum Radentscheid. Auch die Entscheidung, städtischen Boden zukünftig nicht mehr zu verkaufen, sondern in Erbpacht zu vergeben. Wir steigen jetzt mit Hochdruck in die Haushaltsberatungen ein, um unsere Projekte auch finanziell zu hinterlegen.

Geht es beispielsweise um Verbesserungen im Bereich Wohnen, kommt gleich die Frage der politischen Gegner: Wie soll das finanziert werden? Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum ist eine der größten sozialen Herausforderungen unserer Stadt. Hier geht es gar nicht in erster Linie darum, dass die Stadt selbst Geld in die Hand nimmt, aber wir müssen andere Rahmenbedingungen schaffen. Vergabe von Grundstücken in Erbpacht in Kombination mit einem niedrigen Erbpachtzins ist attraktiv für Investoren und gibt uns gleichzeitig die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen wie und was gebaut wird.

Genossenschaften kommen so beispielsweise deutlich besser zum Zuge, auch die Schaffung öffentlichen geförderten Wohnraums können wir so unterstützen. Die Gründung einer Stadtentwicklungsgesellschaft steht an, um eine aktive Bodenvorratspolitik zu betreiben.

Deutlich grüne Handschrift beim Thema Verkehr: Die Opposition kritisiert, dass in Zukunft die möglichst verkehrsfreie City regelrecht abgeschnitten wird.  Die umweltfreundlichen Verkehrsträger sind in den letzten Jahren und Jahrzehnten viel zu kurz gekommen, hier gibt es großen Nachholbedarf. Die Verkehrswende ist zudem auf kommunaler Ebene der wichtigste Hebel effektiven Klimaschutz zu betreiben und hier dürfen wir keine Zeit verlieren. Sie trägt aber auch zu mehr Lebensqualität in der Stadt bei. Wichtig ist mir, die anstehenden Veränderungen gemeinsam mit den Bonnerinnen und Bonnern zu gestalten.

Dörner Pfeil

Oberbürgermeistern Katja Dörner enthüllt am 26. Januar in Bonn das erste Schild mit grünem Pfeil für Radfahrer. Mit dabei: Nikolai Luber (l.) vom Arbeitskreis „Mobilität im Mackeviertel“ und Stadtbaurat Helmut Wiesner.

Radschnellweg am Tausendfüßler und Beibehalten der vier Spuren auf dem Teilstück der A565: Gibt es neue Erkenntnisse? Nein, wir haben der Bezirksregierung unsere Stellungnahme abgegeben und suchen das Gespräch mit dem Bundesverkehrsminister.

Beethovenhalle, Oper, Stadthalle: Wie geht es weiter? Bei der Beethovenhalle ist es klar: Der Zeitrahmen und die Maximalkosten stehen, daran gibt es keine Änderung. In Sachen Oper wollen wir in den nächsten Monaten Beschlüsse herbeiführen. Mein Wunsch ist eine Sanierung im Bestand, wobei ich mir wünschen würde, dass sie teilweise möglichst im laufenden Betrieb saniert werden kann. Bei der Stadthalle Bad Godesberg laufen noch die Untersuchungen der Bausubstanz.

Welche Schwerpunkte haben Sie sich für das Jahr 2021 gesetzt? Gut durch die Krise zu kommen. Und selbstverständlich der Klimaschutz. Unsere Solaroffensive steht in den Startlöchern. Ich setze stark auf den Mitwirkungsprozess Bonn4Future, mit dem wir den Weg Richtung Klimaneutralität auf Grundlage einer umfassenden Bürgerbeteiligung aufs Gleis gesetzt haben. Zudem hat die Pandemie uns allen überdeutlich gezeigt, dass wir mehr in die Digitalisierung der Schulen investieren müssen.

Und zum Schluss: Sind Sie schon „angekommen“ in Ihrer neuen Aufgabe? Was ist positiv, was negativ gelaufen? Angesichts der Themenvielfalt, die jeden Tag auf meinem Schreibtisch landet, hat das „Ankommen“ nicht viel Zeit gebraucht, durfte es auch nicht. Positiv sind die gute Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und natürlich die wichtigen Entscheidungen, die ich bereits auf den Weg bringen konnte. Ich bekomme viel positives Feedback auf Formate wie „Frage die OB“, mit denen ich versuche, trotz Pandemie mit den Bonnerinnen und Bonnern im Kontakt zu sein. Ansprechbar zu sein, ist mir sehr wichtig.

Negativ ist natürlich, dass ich die meiste Zeit in Videokonferenzen verbringe und der direkte Kontakt fehlt. Und dass die Karnevalsaktivitäten weitestgehend ausfallen.