Fahrlässige Tötung – Ankläger sicher:Lkw-Fahrer schuld am Tod Bonner Studentin

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Nach dem tödlichen Unfall kam es zu einer Mahnwache an der Kreuzung Bornheimer Straße/Heinrich-Böll-Ring. Zur Erinnerung steht dort heute ein weißes Fahrrad. 

Bonn – Das Bild der Trauer ist leise und eindrucksvoll: Ein großer Kranz, viele weiße Rosen und weiße Kerzen stehen am 4. Juni 2019 am Straßenrand des Heinrich-Böll-Ringes. Viele Menschen, meist weiß gekleidet, waren zur Mahnwache an die Kreuzung gekommen – und schwiegen.

Einen Tag nach dem tödlichen Unfall war die Fassungslosigkeit groß. Ein LKW-Fahrer hatte offenbar eine Radfahrerin übersehen, als er rechts in den Heinrich-Böll-Ring abbiegen wollte.

Beim Abbiegen übersehen: LKW-Fahrer überrollt Studentin

Die 25-jährige Studentin, die ebenfalls neben dem Laster auf der Bornheimer Straße vor der roten Ampel gestanden hatte, wollte geradeaus weiterfahren, wurde von dem LKW touchiert, kam zu Fall und wurde unbemerkt von dem 26-Tonner überrollt. 

Fast genau ein Jahr nach dem tragischen Unfall hat die Bonner Staatsanwaltschaft die Anklage gegen den 64-jährigen Berufskraftfahrer bekannt gegeben.

Staatsanwaltschaft Bonn: Unfall hätte verhindert werden können

Wie Behördensprecher Sebastian Buß am Montag mitteilte, geht der Ankläger davon aus, dass der Unfall hätte verhindert werden können, wenn der LKW-Fahrer den notwendigen Blick in den Rampenspiegel nicht unterlassen hätte.

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Angehörige und Freunde der getöteten Studentin legten am Unfallort einen Kranz nieder. 

Der kleine Zusatzspiegel ist in der Regel oberhalb des Beifahrerfensters angebracht und zeigt von oben den Anfahrtsbereich weitwinklig an – und macht den toten Winkel damit einsehbar.

Bonner Studentin stirbt bei Unfall mit LKW

Die Verletzungen der jungen Studentin waren so schwer, dass sie bereits zwei Stunden später in der Universitätsklinik verstarb. Am Unfallort waren damals noch viele Ersthelfer zu Hilfe geeilt und hatten versucht, die junge Frau zu retten.

Berichtet wurde allerdings auch von unschönen Szenen: Von Autofahrern, die verärgert gehupt haben sollen, weil sie an der Unfallstelle nicht vorbei kamen. Oder auch von einem Mann, der trotz Warnungen der Polizei – durch den abgesperrten Bereich gelaufen ist und die Ermittler bei der Spurenaufnahme behindert hat.

Tödlicher Fahrrad-Unfall: LKW-Fahrer schweigt

Der angeklagte LKW-Fahrer hat bislang zu den Vorwürfen geschwiegen. Nach Angaben seines Verteidigers Alexander Wülfing ist er von dem tödlichen Unfall „sehr mitgenommen“. Seit dem Tag habe er keinen Laster mehr gefahren.

Hier lesen Sie mehr: Stadt Bonn setzt nach Unfall auf Warnsysteme

Der Prozess soll im Sommer vor dem Amtsgericht stattfinden. Nach dem Unfall war erneut die Forderung des Allgemeinen Deutscher Fahrrad-Clubs (ADFC) laut geworden, dass die Stadt all ihre großen Fahrzeuge mit Abbiegeassistenten nachrüsten soll. In zwei Wochen – ab Juli 2020 – wird landesweit die Hilfe für die „ganz Großen“ Pflicht. (ucs)