Ehefrau in Dusche erdrosseltEx-TÜV-Manager bei Prozess in Bonn streng bewacht

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Gleich mehrere Beamte wichen dem Angeklagten zum Prozessauftakt im Bonner Amtsgericht am Donnerstag (12. November) nicht von der Seite.

Bonn/Sankt Augustin – „Ich spreche nicht über den Tod meiner Frau. Das belastet mich zu sehr!“ Der Ton des weißhaarigen Mannes ist rebellisch, seine Antworten auf die Fragen des Vorsitzenden Richters sind ausweichend, knapp, verärgert, ein Stakkato des Zornes.

Die Spielregeln einer Gerichtsverhandlung behagen dem einstigen Manager des TÜV-Rheinland, der – abgemagert und verwahrlost – nur noch ein Schatten seiner selbst zu sein scheint. überhaupt nicht. Bereits in der Vorführzelle des Bonner Landgerichts muss es zu krawalligen Szenen mit dem 67-Jährigen gekommen sein.

Denn der Angeklagte wurde mit fast halbstündiger Verspätung zu aller Überraschung in einem Rollstuhl in den Saal gefahren. Die drei Wachtmeister blieben auch während der Verhandlung in seiner Nähe. 

Früherer TÜV-Manager soll Ehefrau mit Nylonseil erdrosselt haben

Am 16. oder 17. Mai 2020 soll der einst erfolgreiche Diplom-Ingenieur seine Ehefrau in ihrem gemeinsamen Haus mit einem gelben Nylonseil erdrosselt haben. Seit Donnerstag muss sich der Rentner aus Sankt Augustin wegen Totschlags, Körperverletzung sowie Beleidigung vor dem Bonner Schwurgericht verantworten.

Irgendwann räumte der Angeklagte dann doch ein, dass er die Frau, mit der er 44 Jahre zusammen war, getötet hat. „Es war eine Verzweiflungstat.“ Details jedoch wollte er nicht nennen. Oder wollte sich nicht erinnern. „Ich kann nur so viel sagen: Sie hat mich beleidigt. Ich habe sie sehr geliebt und liebe sie immer noch. Punkt, aus, Basta.“ 

Vor Mord an Ehefrau: Früherer TÜV-Manager wollte an Côte d´Azur ziehen

Eine seltsames Verbrechen voller Rätsel: Eine Woche vor der Tat hatte der Angeklagte, der in seiner Freizeit oft mit einem BMW 1100 auf Tour ging, aus purer Lebenslust seinen ersten Porsche gekauft. Wenige Tage später überfiel den langjährigen Diabetiker plötzlich die Panik, er könne sein Augenlicht verlieren. Genauer: Er sei schon ein Blinder.

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Der frühere TÜV-Manager wurde beim Prozess um den Mord an seiner Ehefrau im Rollstuhl ins Gericht gebracht.

Daraufhin soll er sein Leben neu geplant haben: Er wollte alles verkaufen und an die Côte d´Azur ziehen. Seine Frau jedoch, die noch als Medizinisch-Technische Assistentin in einer Klinik arbeitete, war gegen diese Pläne gewesen. Sie hielt das alles für Spinnerei, sagte ein befreundeter Kollege als Zeuge. So auch seine paranoide Angst vor der Erblindung. Denn auch Ärzte konnten seine Befürchtung nicht bestätigen. 

Ex-TÜV-Manager ließ Mord an Ehefrau wie Selbstmord aussehen

„Er hat sich von allen im Stich gelassen gefühlt“, komplettierte sein Verteidiger. In dem verzweifelten Streit mit seiner Frau soll wohl ihr Vorschlag, ihm eine 25-jährige Polin zu besorgen, der Auslöser für die Tötung gewesen sein. In seinem Zorn, heißt es in der Anklage, holte er das Seil aus der Garage und erdrosselte sie. Anschließend soll er ihren Leichnam in der Dusche so drapiert haben, dass es aussah, als hätte sie sich selbst erhängt.

Da die Ermittler zunächst von einem Suizid ausgingen, wurde er erst zwei Tage nach Entdeckung der Leiche verhaftet, seitdem sitzt er in Untersuchungshaft – in einer besonders überwachten Zelle, da er versucht haben soll, sich im Knast das Leben zu nehmen.

TÜV Rheinland: Früherer Manager nach Mord an Ehefrau aggressiv und verwirrt

Am Morgen nach der Tat hatte der Angeklagte einen befreundeten Kollegen angerufen und ihm erklärt: „Ich kann meine Frau nicht finden.“ Er habe einen extrem verwirrten und übernächtigten Eindruck gemacht. Dem Zeugen, ebenfalls 67 Jahre alt, kam das seltsam vor: „Da stimmt was nicht.“ Er alarmierte einen Rettungsdienst. Dabei wurde die Ehefrau tot in der Dusche gefunden. 

Dass der Mann damals „voll durch den Wind war“, bekam auch der Notarzt deutlich zu spüren. Der Mediziner wurde von dem 67-Jährigen mit einem Faustschlag gegen den Kopf empfangen und die Helfer wurden als „Wichser“ und „Arschloch“ beschimpft. (ucs)