Eine NRW-Stadt ist die HochburgAusmaß der Clan-Kriminalität gestiegen

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NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) stellte am Montag (17. August) während einer Pressekonferenz ein Lagebild zur Clan-Kriminalität in NRW vor.

Düsseldorf – Raub, Erpressung, Zwangsprostitution und Drogenhandel sowie illegale Glücksspielautomaten und betrügerischen Schlüsseldiensten – alles Delikte, die in NRW immer häufiger von Clans verübt werden.

  • Zahl der Straftaten um 12,7 Prozent gestiegen.
  • Zahl der Verdächtigen mit Clan-Hintergrund um 13,4 Prozent gestiegen.
  • Clans mit türkisch-arabischem Hintergrund, aber Anteil der Verdächtigen mit deutscher Staatsangehörigkeit von 36 auf 51 Prozent gestiegen.

Wie aus dem neuen Lagebild hervorgeht, das NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Montag (17. August) in Düsseldorf vorstellte, ist die Clan-Kriminalität in NRW deutlich gestiegen.

Gegenüber dem bundesweit ersten Clan-Lagebild aus dem Vorjahr stieg die Zahl der Straftaten um 12,7 Prozent und die der Verdächtigen mit Clan-Hintergrund um 13,4 Prozent.

Zahl der kriminellen Familienclans ist größer geworden

Auch die Zahl der kriminellen Familienclans ist größer geworden: Inzwischen gehen die Ermittler in NRW von 111 kriminellen Clans aus. Im Vorjahr waren es 104. Da die Polizei im Gegensatz zum Vorjahr inzwischen auch Verkehrsdelikte von Clan-Angehörigen mitzählen, ergeben sich sogar Steigerungen der Straftaten- und Verdächtigenzahlen von je rund einem Drittel.

Für 2019 führen die Ermittler nun 3800 Verdächtige und 6100 Straftaten mit Clan-Hintergrund auf.

Obwohl es sich um Clans mit türkisch-arabischem Hintergrund handelt, stieg der Anteil der Verdächtigen mit deutscher Staatsangehörigkeit von 36 auf 51 Prozent, gefolgt von Libanesen mit 17 Prozent und Türken mit 12 Prozent.

Essen ist die Hochburg der Clan-Aktivitäten

Hochburg der kriminellen Clan-Aktivitäten wie Raub, Erpressung und Straftaten gegen das Leben sei die Ruhrgebietsstadt Essen. 70 Prozent der Taten spielten sich in einem Radius von fünf Kilometern um den Wohnort der Verdächtigen ab. Das Spektrum reiche von Zwangsprostitution, Drogenhandel, illegalen Glücksspielautomaten bis zu betrügerischen Schlüsseldiensten.

Inzwischen habe jedes fünfte Verfahren gegen die Organisierte Kriminalität in NRW einen Clan-Bezug. Der mutmaßliche Tatertrag liege in diesen Fällen bei 6,4 Millionen Euro. 1,4 Millionen Euro seien abgeschöpft worden. Bei Verfahren wegen Drogenhandels gegen Clan-Mitglieder seien unter anderem drei Kilogramm Heroin sichergestellt worden. Im vergangenen Jahr kam es bei Ermittlungen gegen Clans zu 570 Festnahmen.

Am vergangenen Wochenende waren bei einer Razzia gegen Clan-Kriminalität in sechs NRW-Städten 1500 Polizisten im Einsatz gewesen.

Reul warnte vor Vorverurteilung: „Viele Menschen, die einen der Clan-Namen als Familiennamen tragen, leben ohne Fehl und Tadel“, sagte er. Der NRW-Innenminister verteidigte die aufwendigen Polizeimaßnahmen zugleich als „Strategie der 10.000 Nadelstiche“. Denn: „Clan-Kriminalität ist keine Kleinkriminalität.“ (dpa)