CoronaRKI-Chef: „Es besteht die Möglichkeit, dass sich die Lage noch verschlimmert“

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Lothar Wieler, Leiter des Robert Koch-Institut (RKI), spricht auf einer Pressekonferenz zur aktuellen Corona-Lage.

von Martin Gätke (mg)

Berlin – Die Corona-Lage in Deutschland ist nach wie vor angespannt: Zwar eröffnen aktuell die ersten Impfzentren, gleichzeitig meldet das Robert Koch-Institut (RKI) am Donnerstag (14. Januar) aber einen traurigen Höchstwert: 1.244 Corona-Todesfälle binnen 24 Stunden.

Zum aktuellen Stand der Ausbreitung des Coronavirus informierte das RKI daher ab 10 Uhr live auf einer Pressekonferenz in Berlin.

Pressekonferenz am 14. Januar: Das sagte RKI-Chef Wieler zur aktuellen Corona-Lage

  • RKI-Chef: Wegen Mutationen möglichst nicht verreisen
  • „Am Ende dieses Jahres werden wir diese Pandemie kontrolliert haben“, stellte Wieler in Aussicht.
  • Zurzeit müssten die Maßnahmen zur Kontaktreduktion „mit aller Konsequenz“ genutzt werden, um die Infektionszahlen zu drücken, sagte RKI-Chef Lothar Wieler
  • Die Einhaltung der Schutzmaßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland ist nach Einschätzung des Präsidenten des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, derzeit „wichtiger denn je“. Es sei noch nicht abschätzbar, wie sich die auch in Deutschland aufgetretenen Mutationen des Coronavirus verbreiten, sagte Wieler am Donnerstag in Berlin. „Es besteht also die Möglichkeit, dass sich die Lage noch verschlimmert.“
  • Wieler appellierte an Arbeitgeber, Beschäftigten mehr Homeoffice zu ermöglichen. „Jetzt schützt die Heimarbeit die Gesundheit von uns allen – dazu brauchen wir noch mehr verantwortungsvolle Arbeitgeber“, sagte er. Heimarbeit brauche Digitalisierung und Vertrauen – beides bleibe auch nach der Pandemie zentral.
  • Neben vorbildlichen Arbeitgebern, die Homeoffice ermöglicht hätten, gebe es Betriebe, deren Mitarbeiter noch ins Büro fahren oder in denen sogar persönliche Treffen mit mehreren Teilnehmern abgehalten werden, obwohl Arbeit von Zuhause dort grundsätzlich möglich wäre. Wieler betonte, jede Infektion sei eine zu viel. „Die intensivmedizinische Versorgung in Deutschland war wahrscheinlich noch nie so ausgelastet wie heute.“
  • Wie der RKI-Präsident sagte, lässt sich die Infektionslage wegen der Feiertage und der damit verbundenen geringeren zahl von Arztbesuchen derzeit nicht einfach interpretieren. Es gebe aber eine positive Entwicklung. „Der Anstieg ist vermutlich nicht mehr so steil wie im Dezember.“
  • Die Fallzahlen hätten sich stabilisiert. Wieler zeigte sich zuversichtlich, dass das Coronavirus im Jahresverlauf in den Griff zu bekommen sei. „Am Ende dieses Jahres werden wir diese Pandemie kontrolliert haben“, sagte er.
  • Auch der Epidemiologe Dirk Brockmann vom Robert Koch-Institut (RKI) spricht bei der Pressekonferenz. Er hat bereits zuvor eine weitere Kontaktreduzierung im Kampf gegen die Corona-Pandemie angemahnt. „An allen Stellschrauben, die Kontakte reduzieren, müssen wir noch stärker drehen“, sagte Brockmann am Donnerstag im ZDF-„Morgenmagazin“. Es sei wichtig, die weiterhin hohen Corona-Zahlen zu senken. „Eines ist klar, das Impfen hilft uns nicht, auf diesem Niveau rauskommen, wo jeden Tag mindestens 1000 Menschen sterben“, sagte er. Impfen sei eine wichtige Komponente gegen die Pandemie, helfe aber erst mittelfristig, wenn viele Menschen den Schutz erhalten hätten.

Die Zahl der binnen sieben Tagen an die Gesundheitsämter gemeldeten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) lag am Donnerstagmorgen bei 151,2. Ihr bisheriger Höchststand war am 22. Dezember mit 197,6 erreicht worden.

Die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind jedoch aktuell enorm: Die höchsten Inzidenzen haben Thüringen mit 310,4 und Sachsen mit 292,4. Den niedrigsten Wert hat Bremen mit 84,0. (mg)