Parmesan, Wein und Co.Warum Lebensmittel als Geldanlage richtig Kohle bringen

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Getränke wie Whiskey und Wein sind eine gute Geldanlage. 

Köln – Aktien, Fonds, Immobilien – kennt jeder als Geldanlage. Wer Sicherheit will, soll in Gold investieren – hieß es einst. Immer mehr Menschen legen ihr Vermögen aber mittlerweile in Sachwerten an. Besonders beliebt sind dabei Delikatessen wie Wein, Whisky oder sogar Käse. 

Für Harald Poullain (46) ist die Sache klar. „Schauen Sie sich die Zinsen oder Dividenden an, die Sie mittlerweile bekommen, wenn Sie ihr Geld einer Bank anvertrauen. Und dann sagen Sie mir, ob sich das lohnt“, erklärt der Wirtschaftsdozent.

Selbst wer einst zu riskanten Geldanlagen tendierte, ist spätestens nach der Finanzkrise vorsichtiger. Was aber für die Altersvorsorge tun, wenn Sparbuch, Aktienfonds und Co. keine Erträge mehr bringen?

Geld statt in Aktien in Sachwerten anlegen

„In Sachwerte investieren!“, erklärt Poullain. In diesem Punkt ist Tim Tünnermann (48) genau seiner Meinung. Er ist Geschäftsführer von Whisky Investments, einem Unternehmen, das sich auf Handel, Beratung und Lagerung von Whisky als Geldanlage spezialisiert hat. 

Denn vor allem der schottische Single Malt hat sich zum Premium-Investment gemausert. Gemeinsam mit der Online-Plattform Whisky Auctioneer hat das britische Whisky-Bewertungsunternehmen Rare Whisky 101 den Handel von 326.000 Flaschen ausgewertet.

Der Wert der Flaschen, die in Großbritannien im ersten Halbjahr 2017 in Auktionen gehandelt wurden, stieg zum Vergleichszeitraum im Vorjahr um 94 %. Bei Wein ist es ähnlich. Laut Luxury Investment Index des Londoner Immobilienhauses Knight-Frank kann man mit Wein innerhalb eines Jahres mehr Gewinn machen als mit jedem anderen Sachwert.

Mit Käse klappt das (noch) nicht so gut, allerdings gilt z.B. Parmesan als so sichere Geldanlage, dass eine italienische Privatbank ihn als Pfand für Kredite akzeptiert. Lebensmittel als Geldanlage als neuer Trend? Von wegen!

Parmesan-Investment ist nichts Neues

In Bella Italia ist das schon ein alter Hut – oder besser gesagt alter Käse. Seit 1953 nimmt die italienische Regionalbank Credito Emiliano (Credem) Parmesan als Sicherheit für Kredite an.

Kein Wunder: Der König der italienischen Käsesorten gilt als krisensicher. Das Prinzip ist denkbar einfach. Die Hersteller des berühmten Parmigiano Reggiano lagern die etwa 40 Kilo schweren Laibe kurz nach dem Käsen in speziellen Tresorräumen der Bank ein. 

Unter optimalen Bedingungen reifen die Räder dort zwischen einem und zwei Jahren. Für genau diesen Zeitraum erhalten die Bauern einen Kredit von Credem. Können sie das geliehene Geld nach Ablauf der Zeit nicht zurückzahlen, hat die Bank immer noch den Parmesan, den sie verkaufen kann.

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Parmesan gilt in Italien schon lange als lukrative Wertanlage.

Das Geschäft scheint sich für beide Seiten zu lohnen. Selbst während der Wirtschaftskrise kamen die Parmesan-Käser so an Geld. Und auch das Magazzini Generali delle Tagliate, die Tochtergesellschaft von Credem, die für die Parmesan-Kredite zuständig sind, hat die Kapazität seiner Käsetresore über die Jahre ausgebaut. Mittlerweile finden darin 500.000 Parmesan-Laibe Platz – mit einem Gegenwert von etwa 200 Millionen Euro! 

467.000 Euro für eine Flasche Whisky

Man könnte sagen, Whisky ist ähnlich pflegeleicht und risikoarm wie eine gute Aktie. Schließlich kann das hochprozentige Getränk – richtig gelagert – nicht wie andere Lebensmittel schlecht werden oder wie Rotwein kippen und somit schlagartig seinen Wert verlieren.

Einzige Gefahr: Der Besitzer trinkt den guten Tropfen. Dennoch fragt Tim Tünnermann von Whisky Investments jeden seiner Kunden, ob er Whisky mag. Wird die Frage mit „Ja“ beantwortet, kommen nur Whisky-Sorten nach dem Geschmack des Anlegers in dessen Depot.

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„So hat er den Vorteil, dass er selbst im unwahrscheinlichen Fall, dass der Whisky seinen Wert verliert, etwas Gutes zu trinken hat“, erklärt Tünnermann. Doch das kommt selten vor, denn seit mehr als 20 Jahren steigt die Nachfrage vor allem nach Single Malts, also Whiskys, die aus einer einzigen Destillerie stammen.

Deren Zahl ist jedoch begrenzt, was die Preise steigen lässt – mitunter in astronomische Höhen.

Der bisher teuerste Whisky der Welt – eine Sechs-Liter-Karaffe Macallan M – wurde 2014 für 467.000 Euro versteigert.

Wie aus Wein-Punkten ein Vermögen wird

Es ist bezeichnend, dass ausgerechnet ein Anwalt – also ein Mitglied einer nicht unbedingt als arm geltenden Berufsgruppe – maßgeblich für den Preis vieler Weine verantwortlich ist.

Seit 1975 bringt der US-Amerikaner Robert Parker (72) einen Weinführer heraus, in dem er Weinen aus der ganzen Welt Punkte gibt. Und obwohl der Jurist keine Ausbildung als Sommelier hat und nie als Winzer arbeitete, nutzen viele Weinliebhaber und Sammler seine Bewertungen zur Kaufentscheidung.

Gleichzeitig steigt der Preis der Flaschen, wenn Parker den Jahrgang z.B. mit mehr als 96 Punkten bewertet – und fällt, bei beispielsweise 87. „Es ist beim Wein wie bei allen Investments – man muss sich gut mit der Materie auskennen, um langfristig Gewinne zu erzielen“, sagt Steven Buttlar, Gesellschafter der wineBANK.

Der Privatclub für Weinliebhaber bietet seinen Mitgliedern unter anderem in Köln, Wien, Basel und Palma de Mallorca perfekte Bedingungen, um ihre Weine zu lagern, aber auch, um sie zu genießen.

„Selbstverständlich lagern einige unserer Mitglieder großartige, seltene Weine in ihren Fächern“, sagt Buttlar. „Ein ganz großer Anteil der am Markt erhältlichen Weine eignet sich aber nicht für eine Investition.“