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Makaber oder genial?Lastenrad sorgt in deutscher Stadt für entsetzte Blicke

von Béla Csányi (bc)

Oldenburg – Es ist eine irre Vorstellung: Mitten in die übliche Fahrrad-Kolonne im Berufsverkehr mischt sich plötzlich ein Lastenrad. Auf der Ladefläche ein Sarg, in dem ein kürzlich verstorbener Mensch quer durch die Stadt transportiert wird. Was verrückt klingt, könnte in Oldenburg schon bald Normalität werden – als klimaschonende Alternative zum herkömmlichen Leichenwagen.

Dreieinhalb Jahre lang arbeitete Künstler Michael Olsen an einem Lastenfahrrad, auf das ein hölzerner Sarg montiert ist. Inzwischen steuert der 60-Jährige das Gefährt regelmäßig durch Oldenburg. Noch ist der Holzkasten dabei leer, das könnte sich allerdings schon bald ändern.

Bestattungsfahrrad mit Sarg in Oldenburg schon bald Normalität?

Die Reaktionen von Passanten zeigen: Der Anblick ist gewöhnungsbedürftig. Zwar reagiere die Mehrheit positiv, dennoch habe Olsen von Komplimenten bis Beschimpfungen bereits alles erlebt. „Ein Friedhofsgärtner hat mich überholt und ein paar Meter weiter angehalten. Der war einfach nur begeistert“, sagte er dem „Evangelischen Pressedienst“.

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Künstler Michael Olsen ist mit seinem Bestattungsfahrrad bereits regelmäßig in der Oldenburger Innenstadt unterwegs.

Doch was steckt hinter der Idee? Provokation oder doch Überzeugung? Olsen betont, er wolle das Thema Tod in einer immer rasanter werdenden Gesellschaft wieder verstärkt in den Fokus rücken. „Der Tod ist eine Selbstverständlichkeit, man könnte sogar sagen viel selbstverständlicher als das Leben überhaupt“, glaubt der Erfinder und fordert gleichzeitig: „Wir dürfen den Tod und das Sterben in unserer materialistischen Welt nicht verstecken.“

Bestatterin will Fahrrad mit Sarg in Oldenburg in ihren Service aufnehmen

Auf Zustimmung trifft Olsen hiermit bei der Oldenburger Bestatterin Ellen Matzdorf, die den Fahrrad-Service in Zukunft in ihr Angebot aufnehmen will. Statt des düsteren Leichenwagens könnte auf Wunsch in Zukunft auch das 3,80 Meter lange Lastenrad vorfahren, um Verstorbene im leeren Kiefernsarg abzuholen. So ließen sich auch kuriose Geschichten vermeiden, wie etwa das Malheur eines Mannes in Göttingen, der sich zuletzt versehentlich in einem Leichenwagen eingeschlossen hatte und von der Polizei befreit werden musste.

Die verrückte Idee kam Olsen bereits vor 13 Jahren, als er seiner Mutter versprach, für ihre Beerdigung einen Sarg zu bauen: „Und weil meine Mutter so klar und so unproblematisch auf diese Frage geantwortet hat, hatte ich auch den Mut, zu fragen: ‚Soll ich dir auch das Fahrrad dazu bauen?‘“

Nach dreieinhalb Jahren Entwicklung war das Rad fertig und fahrtüchtig, auch in Sachen Straßenverkehrsordnung gebe es keine Einschränkungen. Einwände wiegelt auch Bestatterin Matzdorf gegenüber dem „Evangelischen Pressedienst“ energisch ab: „Das ist alles andere als pietätlos. Als pietätlos könnte man es allenfalls bezeichnen, einen passionierten Radfahrer oder eine Radfahrerin in der Fahrradstadt Oldenburg mit dem Auto auf den letzten Weg zu schicken.“ (bs)