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Kinder hatten AlbträumeVolltätowierter Lehrer verteidigt sich – Schule reagiert

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Sylvain Helaine, Grundschullehrer und Tattoo-Liebhaber aus Frankreich, im September 2020.

Palaiseau – Keine Frage: Wenn Sylvain Hélaine zum ersten Mal als Lehrer vor eine neue Klasse tritt, herrscht oft ungläubige Stille. Helaine ist nicht nur Grundschullehrer in Palaiseau bei Paris, sondern gleichzeitig auch Frankreichs meist tätowierter Mann.

Doch für den 35-Jährigen hat seine Tattoo-Leidenschaft jetzt eine drastische Konsequenz. Er darf nicht mehr unterrichten – zumindest nicht mehr die ganz kleinen Kinder. Das hat die Schulleitung jetzt entschieden.

Dabei schien alles in gute Bahnen zu laufen. Seine Erfahrung: „Wenn ich mich vorstelle und sie sehen, dass ich ein Lehrer wie alle anderen bin, ist es cool.“

Volltätowierter Lehrer: Kinder profitieren von meinem Aussehen

Hélaine findet sogar, dass seine Schüler von seinem Aussehen profitieren. „Die Kinder lernen, tolerant gegenüber anderen zu sein“, sagte er noch Ende September in einem Gespräch mit AFP. Er hofft, dass sie als Erwachsene „weniger rassistisch oder homophob“ sein und „behinderte Menschen nicht anstarren werden, als wären sie eine Zirkusattraktion“.

Und Hélaines Schüler schienen ihm Recht zu geben. „Niemand sollte ihn wegen seines Aussehens verurteilen“, sagte etwa die neunjährige Gayane. „Nur seine Augen sind unheimlich - er selbst ist sehr nett.“

Doch sein Fall nahm nun eine völlig andere Richtung. Die Behörden halten Sylvain Hélaine inzwischen nicht mehr als geeignet, jüngere Schüler zu unterrichten.

Eine bittere Entscheidung für den jungen Lehrer, die offenbar aufgrund von Beschwerden von besorgten Eltern getroffen wurde. Die hatten der Schulleitung von Albträumen ihrer Kinder berichtet.

Sylvain Hélaine kann Entscheidung wegen Tattoos nicht akzeptieren

„Ich kann nicht akzeptieren, dass ich diskriminiert werde wegen meines Aussehens“, beschwert sich der 35-Jährige im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“. „Ich bin enttäuscht vom französischen Bildungssystem, von meinen Vorgesetzten, die mich plötzlich nicht mehr unterstützten. Sie sollten den Eltern sagen, dass sie es sind, die sich ändern müssen, nicht ich.“

Zumal Hélaine niemals in den Sinn käme, seine Schüler zu eigenen Tattoos zu animieren. Das nachzuahmen, empfiehlt Hélaine sogar ausdrücklich nicht.

Etwa im Zusammenhang mit seinen Augen- und Zungen-Tattoos: „Das war die reinste Tortur - sie halten einem die Augen offen, und man spürt, wie die Nadel in das Weiße sticht“, erklärt er.

Volltätowierter Lehrer hat 57.000 Euro für Tattoos ausgegeben

Für sein Körper-Gesamtkunstwerk hat Hélaine nicht nur Schmerzen auf sich genommen: In den vergangenen acht Jahren hat er sich das Tätowieren auch rund 57.000 Euro kosten lassen.

Weil er sich das von seinem Lehrergehalt nicht leisten konnte, hat er deshalb bis vor drei Jahren auch noch bei seiner Mutter gelebt.

Inzwischen aber ist „Freaky Hoody“, wie sein Künstlername lautet, in der Welt der Tätowierten eine Berühmtheit, auch finanziell scheint sich seine Passion langsam auszuzahlen: „Model-Agenturen haben mich für Filme und Fernsehserien engagiert“, erzählt der 35-Jährige stolz.

Und bekannte Filmemacher hätten sich für ihn interessiert, darunter „Matrix“-Regisseurin Lana Wachowski. (jv)