Keine reine MännerdomäneDiese Frauen haben echt ’nen Vogel

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Derzeit ein beliebter Talkshow-Gast: Falknerin Sandra Jung (26) betreibt eine eigene Greifvogelstation in Thüringen. Über den Mut, sich diesen Traum zu erfüllen, erzählt sie im Buch „Die Herrscher der Lüfte und ich“.

Hellenthal  – Ihre Welt dreht sich um anmutige Adler, kauzige Käuzchen und flinke Falken. Frauen preschen in einen Bereich vor, der seit der Antike eine Männer-Domäne ist: Die Falknerei. Wir stellt Ladys vor, die echt einen Vogel haben.

Burgfräulein mit Adler

Sie arbeitete Vollzeit in einem Krankenhauslabor, absolvierte ein BWL-Studium, aber an jedem freien Tag trieb es Sandra Jung (26) nach Hellenthal, um im Wildpark auszuhelfen.

Irgendwie schwebte der Traum von einer eigenen Falknerei immer im Hinterkopf. Dann zeigte ihr Freund Ben ihr zum Geburtstag eine Anzeige: „Die suchen einen Pächter für Burg Greifenstein in Thüringen.“

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Sandra Jung mit dem Weißkopfadler „Milo“. 

Sie verliebte sich sofort in das Areal, machte Nägel mit Köpfen. Sandra Jung wurde Schlossherrin und Falknerin – mit gerade mal 23. Zusammen mit ihrem Freund nahm sie einen Kredit auf, arbeitete rund um die Uhr, baute ein Zuhause für 20 Greifvögel. 

Die zierliche Blondine ist weiß Gott nicht zimperlich. „Komm, Kayla, es gibt eine Ratte für dich“, lacht sie – und der Adler schwebt gemütlich aus dem Baum auf ihren Handschuh.

Erfahren Sie hier, warum ein Tierschützer behauptet, dass in Menschen Ähnlichkeiten mit Vögeln haben.

„Das Faszinierende an der Falknerei ist die einzigartige Mensch-Tier-Beziehung. Der Vogel ist ein freies Geschöpf. Man kann ihn zu nichts zwingen, trotzdem beschließt er, freiwillig mit einem zu arbeiten“, schwärmt Sandra Jung.

Falkner-Job quasi ins Nest gelegt

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Eifel-Falknerin Claudia Hartl mit Kookaburras, die man auch „Lachende Hand“ nennt. 

Claudia Hartl (34) ist Falknerin in der Eifel. Die Greifvogelstation Hellenthal gehört ihrem Vater. Sie machte vor 15 Jahren eine Lehre beim Tierarzt, hat seitdem schon Hunderte von Babys mit der Hand aufgezogen – vom Falken bis zur Eule.

Derzeit wohnt Steinkauz „Obelix“ bei ihr. Sie schmunzelt: „Er schreit wie ein Wachhund, wenn es klingelt und ist einfach nur deprimiert, wenn er mich einen Tag nicht sieht.“

Die Falknerin ist davon überzeugt, dass Frauen ihre Vögel oft besser lesen können als Männer. „Die Tiere haben ganz viel Mimik und unendlich viele verschiedene Geräusche drauf“, erklärt sie.

Außerdem stellt sie selbst bei Praktikumstagen fest, das Mädchen realistischer herangehen. „Jungs sind mir schon der Reihe nach umgefallen, wenn sie tote Tiere füttern müssen, Mädchen nicht.“

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Margit Müller ist Chefin des Falken-Hospitals in den Vereinigten Emiraten. Komplizierte Eingriffe übernimmt sie selbst. 

Sie hat sich sogar in einer besonders extremen Männerwelt einen Namen gemacht: Margit Müller leitet seit 2001 das größte Falken-Hospital der Welt in Abu-Dhabi. Und da behandelt sie an einem Tag Falken im Wert von einigen Millionen Euro, darunter auch die Vögel des Königshauses.

Falken-Damen sind größer als Männchen

Einen Zahn musste sie den stolzen Vogelbesitzern, die den Falken gerne männliche Vornamen geben, ziehen: Die großen Falken sind – weiß man dank moderner Medizin – tatsächlich die Weibchen. Sie sind ein Drittel größer als die Männchen – eine absolute Ausnahme im Tierreich.