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Metro-Betrug von 1980"Bei 36 Millionen bist du 'ne Sensation"

Ballonseide in der Knast-Zelle: Günter Schotte-Natscheff (l.) mit seinem Freund Fred Vowinkel.

Ballonseide in der Knast-Zelle: Günter Schotte-Natscheff (l.) mit seinem Freund Fred Vowinkel.

Köln – In unserer Serie "50 Jahre in 50 Schlagzeilen" erinnern wir uns im 18. Teil an den Metro-Betrug von 1980.

Und das ging so: Seinen Freund Fred lässt er ein Konto eröffnen. Schotte-Natscheff, damals 39 und Finanzdisponent bei der Metro, überweist von den Metro-Konten auf Freds Konto bei der Stadtsparkasse.

Mal 900 000 Mark, mal mehr als eine Million. Den Auftrag bestätigt er – so wie es die Metro vorschreibt – per Telex, quittiert das Ganze mit seiner Unterschrift und mit der seines Chefs. Die fälscht er gekonnt!

So lange, bis 36,25 Millionen Mark auf dem Konto des Altstadtkellners Fred Vowinkel (damals 40) liegen …

Schotte-Natscheff Jahre später im Fernsehen: „Ich dachte mir irgendwann: »Bei einer Million bist du ’ne Schlagzeile, bei 36 Millionen bist du ’ne Sensation!«“ Er sollte Recht behalten.

Am Tag nach der ersten Millionen-Anweisung begibt sich Fred, der Altstadt-Kellner, zu seiner Bank. Mit weichen Knien, wie er gestand. „Bitte 900 000 Mark“, sagt er zu dem Kassierer. Der zuckte nicht mal, sondern begann, ihm die Tausender vorzuzählen.

Im Dezember lagern schließlich über 30 Millionen in Freds Wohnung. Verdammt viel Geld und endlich Zeit, was damit anzufangen ...

Sie packen es in Koffer (für 360 Pfund Übergewicht sind 700 Mark Zuschlag fällig). Die Metro-Räuber reisen First Class und mit gefälschten Pässen. Erst mal nach Paris. Rauschende Silvesterparty im Lido. Champagner bis zum Abwinken, schöne Männer …

Dann mit der Concorde nach Rio de Janeiro. Leben in Saus und Braus. Für 700.000 Dollar ein Penthouse gekauft, 110 Quadratmeter Wohnzimmer, drei Bäder mit Goldarmaturen, fünf Zimmer, Dachgarten mit Rasen, Bäumen und Sauna.

Dann bekommt Fred Heimweh, fliegt zurück nach Düsseldorf. Weil er ein wenig sentimental ist und weil er sich noch ein paar Anzüge holen möchte. Ein verhängnisvoller Fehler …

denn in seiner Wohnung wartet schon die Kripo – mit Handschellen. Schotte wird später in Paraguay von Privatdetektiven aufgespürt, dazu überredet, zurück nach Düsseldorf zu kommen. Er habe Todesangst gehabt, sagte er nach seiner Rückkehr.

Prozess. Fünf Jahre Knast für Schotte, vier Jahre für seinen Kumpel Fred.

Ich habe Schotte in Düsseldorf in der JVA Ulmer Höh’ kurz kennengelernt. Ein überaus freundlicher und sympathischer Mann. Mr. Superhirn war nervös, hatte Lampenfieber. Er spielte in einem Theaterstück mit. Von Gefangenen für Gefangene. Die Presse war eingeladen. Dem Millionen-Mann schien’s im Knast fast zu gefallen. Er sang im Gefangenenchor mit, Spirituals, Gospels, sogar den Klassiker „Oh Happy Day“ …

Günter Maximilian Schotte-Natscheff starb im Herbst 1989 an einem Hirntumor.

Die Metro ließ das Buch zum Betrug stoppen

Im Knast hatte Günter-Maximilian Schotte-Natscheff Zeit. Sehr viel Zeit. Er nutzte sie, sang nicht nur im Gefangenen-Chor mit und spielte Theater für die anderen Häftlinge, sondern schrieb auch ein Buch: „Das Metro-Millionending“.

Und das passte dem Metro-Konzern überhaupt nicht. Er erwirkte per einstweiliger Verfügung, die Auslieferung des Buches (356 Seiten, 26,80 Mark) vorerst zu stoppen. Aber das Buch kam doch auf den Markt. Mit gekürzten, gestrichenen Passagen, in einer Auflage von 150 000 Exemplaren.

Und es ist noch immer nicht ganz verschwunden. In diversen Antiquariaten oder bei bekannten Versandhändlern taucht es noch auf.