Neuer erschütternder BerichtMcDonald's, Nestlé und Co. brechen ihre Versprechen

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Zahlreiche Unternehmen wie McDonald's hatten vor zehn Jahren erklärt: Bis 2020 soll kein Regenwald mehr für ihre Produkte zerstört werden. 

von Julia Bauer (jba)

Oxford – Für Papier, Palmöl, Soja, Rindfleisch und Co. werden noch immer jedes Jahr hektarweise Regenwald zerstört. Und das obwohl zahlreiche Unternehmen schon vor zehn Jahren erklärt hatten, bis zum Jahr 2020 entweder keinen Regenwald mehr für ihre Produkte zu vernichten – oder weniger. 

Laut Greenpeace ist etwa die Abholzung im brasilianischen Amazonas-Regenwald zwischen August 2018 und Juli 2019 um 30 Prozent gestiegen. Das ist die höchste Abholzungsrate seit dem Jahr 2008.

Global Canopy: „Die freiwilligen Selbstverpflichtungen sind gescheitert”

Die britische NGO „Global Canopy” hat sich nun nach 10 Jahren angeschaut, was aus den freiwilligen Selbstverpflichtungen der Unternehmen, gegen die Abholzung des Regenwaldes vorzugehen, geworden ist. 350 Firmen und 150 Finanzinstitute wurden dabei unter die Lupe genommen.

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Regenwald

Wegen der starken Zunahme von Regenwald-Rodungen in Brasilien will das deutsche Bundesumweltministerium die Förderung von Projekten zum Schutz von Wäldern und Artenvielfalt in dem Land stoppen.

Global Canopy überprüft jedes Jahr, welche Unternehmen die größten Mengen an Palmöl, Soja, Rindfleisch, Leder, Holz und Papier produzieren, verarbeiten, handeln, nutzen oder verkaufen. 

Das Ergebnis des Reports „Forest 500” ist erschütternd. 

Soja-Feld

Brasilien, Açaizal: Sojafelder kurz vor der Ernte nahe Santarem. Brasilien ist der zweitgrößte Sojaproduzent der Welt. Nach Einschätzung von Umweltschützern haben Farmer die jüngsten Brände im Amazonasgebiet gelegt, um neue Weideflächen für ihre Viehherden oder Felder für den Sojaanbau zu schaffen. 

So lautet das Fazit: „Die freiwilligen Selbstverpflichtungen sind gescheitert.” Einige Unternehmen würden zwar kleine Fortschritte machen, beispielsweise der Lebensmittelhersteller Nestlé. Andere hätten ihre Verpflichtungen sogar fallen gelassen, und noch immer gebe es viele Firmen, die gar nichts gegen die Abholzung des Regenwaldes tun. 

Die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Report der NGO im Überblick:

  • 40 Prozent der Unternehmen mit Regenwald-gefährdenden Lieferketten haben gar keine Verpflichtungen formuliert, etwa Amazon oder die Supermarkt-Kette Spar.
  • 75 Firmen haben Selbstverpflichtungen für nur einen Regenwald-gefährdenden Rohstoff – aber nicht für die anderen, die sie verwenden. Dazu gehören unter anderem Starbucks und Adidas.
  • 157 Firmen hatten sich eine Frist bis 2020 oder früher gesetzt, um bis dahin Regenwaldvernichtung aus ihren Lieferketten zu verbannen. Vier Unternehmen haben dieses Ziel mittlerweile eliminiert, darunter Yakult (Hersteller des gleichnamigen Probiotik-Drinks) und Woolworth. 18 Firmen haben die Frist verschoben, beispielsweise Nestlé bei Palmöl.
  • Von 210 Unternehmen, die eine Selbstverpflichtung abgegeben hatten, haben 100 keine Fortschritte angegeben, darunter Unilever, McDonald’s, Nike oder Vans.
  • Der Finanzsektor ignoriert das Problem. 102 Unternehmen haben gar keine Richtlinien in Bezug auf Regenwald-gefährdende Lieferketten

Global Canopy fordert Konsequenzen für Unternehmen

Mehr Zahlen und Erkenntnisse liefert der Bericht der Organisation. Klar wird, dass sich viele Unternehmen hinter ihren komplizierten Lieferketten-Strukturen verstecken. Das „Aktionsnetzwerk Regenwald“ (Rainforest Action Network, RAN) bezeichnet die Handhabung sogar als bewusste Täuschung der Konsumenten, wie „Utopia” berichtet.

Global Canopy fordert Konsequenzen für Unternehmen, die sich ihrer Verantwortung entziehen. Anders könnte man gegen die Vernichtung des Regenwaldes nicht vorgehen.

Letztendlich kann auch jeder Einzelne etwas tun, um die Abholzung des Regenwaldes mit seinem Konsum nicht indirekt zu unterstützen bzw. zu fördern. So gibt es beispielsweise umweltfreundliche und gesunde Palmöl-Alternativen (hier lesen Sie mehr). 

Für Palmöl wird weiterhin Regenwald vernichtet

Palmöl ist zwar ein nachwachsender Rohstoff – dennoch müssen für dessen Anbau und Gewinnung Millionen Hektar Regenwald vernichtet werden, so das Umweltbundesamt.

Soja-Feld2

Brasilien, Morro Azul: Erntemaschinen fahren über ein Sojafeld. Wegen des Handelskriegs mit den USA kauft China immer mehr Soja aus Brasilien. Forscher fürchten, dass im Amazonasgebiet eine Fläche von der Größe Griechenlands abgeholzt werden könnte, um den chinesischen Soja-Hunger zu stillen.

Eine weitere Möglichkeit im Kampf gegen die Abholzung des Regenwaldes stellt der Verzicht auf Fleisch, Eier und Milchprodukte aus industrieller Massentierhaltung dar. Die Tiere werden unter anderem mit Soja gefüttert, für das auch Regenwald zerstört wird. (jba)