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„Mein Mann hat 300.000 Angestellte”Warum Bienen Köln lieben und auf dem Land hungern

EXPRESS.de erklärt, was Wild- von Honigbienen unterscheidet, welche Vorteile Städte für die Tiere haben und wie ein Paar aus Köln-Weidenpesch zum Erhalt der Artenvielfalt beiträgt.

von Julia Bauer (jba)

Köln  – Sie haben einen entscheidenden Anteil am Erhalt unseres Ökosystems, die Zukunft zahlreicher Pflanzenarten hängt von ihnen ab – und ihr wirtschaftlicher Wert beläuft sich laut Imkerbund allein in Deutschland auf rund 2 Milliarden Euro im Jahr: Bienen.

Die kleinen Insekten gehören neben Rind und Schwein zu den drei wichtigsten Nutztieren. 

Bienenpopulationen sterben weltweit

Doch die Lage der Bienen ist auf der ganzen Welt dramatisch. In den letzten Jahren sind immer mehr Bienenpopulationen weggestorben. Schuld ist vor allem der Mensch.

EXPRESS.de erklärt den Unterschied zwischen Wild- und Honigbienen, warum es den Tieren in der Stadt besser geht als auf dem Land – und wie ein Paar aus Köln-Weidenpesch zum Erhalt der Artenvielfalt beiträgt.

Biomasse der Insekten um 76 Prozent zurückgegangen

In Deutschland leben über 560 verschiedene Wildbienenarten. Mehr als die Hälfte dieser Arten stehen laut Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND) auf der Roten Liste bedrohter Arten. Über 30 Arten drohen sogar auszusterben. 

Schuld sind die industrielle Landwirtschaft, Pestizide und Überdüngung sowie die Bebauung von Lebensräumen. In den letzten 27 Jahren ist die Biomasse der Insekten um 76 Prozent zurückgegangen. 

Fatal, denn der Fortbestand von fast 90 Prozent der wildlebenden Pflanzenarten hängt von Bestäubern, also vor allem Bienen ab. 

Honigbienen geht es besser als Wildbienen

Besser als den Wildbienen geht es den Honigbienen. Sie sind nicht gefährdet. Kein Wunder, schließlich würden Honigbienen ähnlich wie ein Haustier vom Menschen versorgt, notfalls sogar gefüttert und gegen Attacken der für Bienen gefährliche Varroa-Milbe tiermedizinisch behandelt, sagt Peter Schütz, Sprecher des NRW-Umweltministeriums.

Honigbiene und Wildbiene

Auf der ganzen Welt gibt es „nur” neun Arten von Honigbienen, davon sind acht in Asien zu Hause. Unterarten der Westlichen Honigbiene werden weltweit in der Imkerei eingesetzt. Bei den Wildbienen gibt es deutlich mehr Arten – in Europa über 2.500, in Deutschland sind es mehr als 560 Wildbienenarten. Dazu gehören unter anderem Hummeln.

Honigbienen leben ausschließlich in Bienenstöcken, Wildbienen überwiegend als Einsiedler. Dabei haben die verschiedenen Wildbienenarten unterschiedliche Ansprüche an ihre Nistplätze. Fast 50 Prozent der Wildbienenarten nisten unter der Erde. Auch morsches Holz, Pflanzenstängel, sogar leere Schneckenhäuser dienen Wildbienen als Nistplätze. 

All das treffe auf die wildlebenden Bienen und Wespen nicht zu. 

Hobby-Imker in Köln-Weidenpesch: „Mein Mann hat 300.000 Angestellte”

In NRW gibt es schätzungsweise 17.500 Imker, 8500 davon im Rheinland. In den meisten Fällen sind es Freizeit-Imker. Einer von ihnen ist Wolfram Neidhard aus Köln-Weidenpesch. Der Rentner hat vor rund 10 Jahren mit der Imkerei angefangen.

Damals seien die Neidhards auf einen Zeitungsartikel mit dem Titel „Imker gesucht” aufmerksam geworden. Nach einer Infoveranstaltung in „Finkens Garten” in Rodenkirchen war das Ehepaar von der Idee angefixt.

Für neue Hobby-Imker gab es zum Start ein Bienenvolk mit rund 30.000 Bienen, einen Imkeranzug sowie zwei Kurse bei einem Imkermeister.

„Mein Mann hat inzwischen 300.000 Angestellte”, erzählt seine Frau Margit lachend. Insgesamt fünf Bienenvölker und vier Ableger. Der Freizeit-Imker kümmert sich um die Bienen und erntet den Honig, Wolframs Frau füllt den Honig ab und verkauft die Gläser, hauptsächlich an Freunde und Bekannte in der Weidenpescher Nachbarschaft. 

Weidenpescherin: „Unser Honig schmeckt mir einfach am besten”

Rund 100 Kilogramm Honig kommt im Jahr bei den Neidhards zusammen.

„Unser Honig schmeckt mir einfach am besten”, berichtet Margit stolz. Sie habe schon öfter im Urlaub neuen Honig getestet, aber keiner würde an ihr „Rennbahngold”, wie die Neidhards ihren Blütenhonig nennen, herankommen.

Ihre Bienen wohnen neben dem Vereinshaus des Kleingärtnervereins Köln-Weidenpesch e. V.

Arbeiter-Bienen bewachen das Einflugloch

Einmal in der Woche besucht Wolfram Neidhard seine Bienen. Wenn die Außentemperatur nach dem Winter auf etwa 15 Grad gestiegen ist, fliegen die Arbeiter-Bienen, ausschließlich Weibchen, das erste Mal aus.

Zwischen April und August sammeln sie dann fleißig Nektar und Pollen, transportieren diesen zurück in die Waben und produzieren daraus Honig.

Weitere Aufgaben der Arbeiterbienen: Sie bewachen das Einflugloch. Sorge bereiteten Imker Neidhard im Sommer 2020 die zahlreichen Wespen.

Bei Futtersuche: Wespen dringen in Bienenstock ein

Um zu verhindern, dass sie durch das Einflugloch in den Bienenstock gelangen, hat er die Löcher der Kästen verkleinert, mit einem Stein oder auch Schwämmen.

Trotzdem war es den Wespen zum Teil gelungen, in den Bienenstock zu fliegen. „Die haben Hunger”, so Neidhard.

Doch nicht etwa auf den Honig hatten es die Wespen abgesehen. „Die Wespen beißen Flügel und Beine der Bienen ab und nehmen den Körper mit.”

Die Arbeiter-Bienen bewachen aber nicht nur das Einflugloch vor Eindringlingen. Sie füttern die Bienen-Larven sowie die Königin, das einzige geschlechtsreife weibliche Tier im Bienenvolk.

Man nennt diesen Zeitraum die Vermehrungsphase des Bienenvolks oder auch Schwarmzeit. Nur in dieser Zeit werden Drohnen, also männliche Bienen, herangezogen. Im Winter vermehren sich die Bienen nicht.

Imker Neidhard überprüft daher vor allem im Frühjahr und Sommer regelmäßig die Honigwaben. 

Ab Oktober beobachtet der Hobbyimker nur noch von außen, die Bienenkästen bleiben über den Winter geschlossen. In dieser Zeit können die Bienen nicht ausfliegen und Nahrung sammeln, daher füttert der Imker die Tiere vor Beginn der kalten Jahreszeit ein letztes Mal. Sie bekommen ein Gemisch aus Wasser und Zucker.

Dennoch werden nicht alle Bienen über den Winter kommen. „Pro Volk leben danach nur noch etwa 10.000 Bienen”, erklärt Wolfram Neidhard. 

Männliche Biene stirbt nach Begattung der Königin 

Anders als die Königin und die Arbeiterbienen entstehen Drohnen übrigens aus einem unbefruchteten Ei, haben also keinen Vater.

Die einzige Lebensaufgabe einer Drohne: Im Frühjahr und Sommer die Königin begatten. Sobald sie geschlechtsreif sind, fliegen die Drohnen aus, um nach Königinnen zu suchen. Nachdem eine Drohne eine Königin befruchtet hat, stirbt das Männchen.

Eine Bienenkönigin paart sich in ihrem Leben nur ein einziges Mal.

Kurz nach der Sommersonnenwende findet dann die Drohnenschlacht statt. Heißt: Die Arbeiter-Bienen lassen die Männchen nicht mehr zurück in den Bienenstock. Manchmal werden auch Drohnen, die noch im Stock sind, von den Arbeiterbienen vertrieben, indem ihnen Futter verweigert wird. Im Winter herrscht schließlich Nahrungsmangel.

„Honig geerntet wird zweimal im Jahr, meistens Ende Mai/Anfang Juni und nochmal Mitte bis Ende Juli”, sagt Wolfram Neidhard.

Imker sorgen zudem dafür, Schädlinge von ihren Bienen fernzuhalten.

„Auf dem Land hungern die Bienen”

Bundesweit wächst die Zahl der Imker, gerade in den Städten.

Das ist aber nicht der einzige Grund, warum Bienen Köln und andere Städte lieben. In ländlichen Regionen werden häufig Monokulturen angebaut – etwa Raps, Roggen oder Mais – die binnen weniger Tage abgeerntet werden. Dadurch entstehen grüne Wüsten, in denen die Bienen weder Pollen noch Nektar finden.

Monokulturen bieten Bienen und auch vielen anderen Insekten keine Futterquellen. 

Hinzu kommt, dass die Bauern weniger Zwischenfrüchte kultivieren und ihre Wiesen oft schon vor der Blüte mähen. „Auf dem Land hungern die Bienen“, sagt auch Manfred Hederer, Präsident der deutschen Berufsimker. „Manche Völker sterben mitten im Sommer.“

Größter Feind der Bienen: die Varroa-Milbe

In der Stadt dagegen locken die Tierchen begrünte Balkone, Dachterrassen, Schrebergärten, ungedüngte Blumenwiesen, Brachflächen und aufgelassene Friedhöfe mit einem breiten Nahrungsangebot.

Das Blütenangebot ist in Städten vielfältiger, der Pestizid-Einsatz gering. Bienen leben in der Stadt also gesünder als auf dem Land. Das macht sie auch widerstandsfähiger gegen die Varroa-Milbe, den größten Feind der Biene. 

Die Milbe verbeißt sich im Pelz der Tiere und saugt ihr Blut. Dadurch werden die Bienen anfällig gegen Infektionen, viele überstehen den Winter nicht.

Vor Beginn der kalten Monate gibt es daher auch eine letzte Varroa-Behandlung für Neidhards Bienen.

Trend zur Bienenhaltung in Städten

Noch vor zehn Jahren hatte der Deutsche Imkerbund (DIB) nach einem Rückgang nur noch etwa 80.000 Mitglieder. Seitdem steigt die Zahl wieder an. 2018 gab es einen Zuwachs von 5,4 Prozent auf jetzt über 120.000 Mitglieder.

Die Popularität der fleißigen Pollensammlerin ist nicht neu, bekommt aber durch den Nachhaltigkeitstrend und die Berichterstattung über das Insektensterben Aufwind.

Der Trend zur Bienenhaltung in den Städten lockt vor allem junge Leute, die der Imkerei ein hippes Image verleihen. Diese Entwicklung tut auch den Honigbienenvölkern gut: Der Deutsche Imkerbund (DIB) schätzt ihre Zahl bundesweit auf mittlerweile rund 900.000 – vor zehn Jahren waren es noch 694.000. (mit Material von dpa)