„Verheerend für ganze Welt“Lage am „Weltuntergangsgletscher“ ist viel schlimmer als gedacht

Der Thwaites-Gletscher in der Antarktis vom Wasser aus.

Der Thwaites-Gletscher (hier ein Bild vom 5. September 2022) in der Antarktis ist seit Jahren ein Sorgenkind für Forscher und Forscherinnen auf der ganzen Welt. Eine aktuelle Studie zeigt, dass die Lage noch ernster ist als bisher angenommen.

60 Zentimeter würde der Meeresspiegel bei einem vollständigen Abschmelzen des Thwaites-Gletschers ansteigen. Dies wiederum hätte verheerende Folgen für Inseln und küstennahe Orte auf der ganzen Welt. Umso beunruhigender sind die Ergebnisse einer aktuellen Studie der University of California, welche zeigen: Die Lage ist sehr ernst. 

von Frederik Steinhage (ste)

Zusammen mit dem Pine-Island-Gletscher hält der Thwaites-Gletscher in der Antarktis den westantarktischen Eisschild zurück, welcher sich über mehrere tausend Kilometer erstreckt. Ein Abschmelzen einer dieser beiden Gletscher hätte verheerende Folgen für den weltweiten Meeresspiegel. 

Besonders der Thwaites-Gletscher bereitet der Wissenschaft bereits seit vielen Jahren starke Kopfschmerzen. Jahr für Jahr verliert der Eis-Riese an Volumen und hat sich mittlerweile auch einen Namen als der „Weltuntergangsgletscher“ gemacht. 

Warmes Wasser destabilisiert den „Weltuntergangsgletscher“

Im Fachjournal „Proceedings of the National Academy Sciences“ wurde nun eine Studie der University of California in Irvine (UCI) veröffentlicht, die zeigt: Die ohnehin schon beunruhigende Lage hat sich nochmals verschärft.

Das Forschungsteam der UCI bezog sich bei ihrer Studie auf die Auswertung von hochauflösenden Satellitendaten, welche einen besorgniserregenden Ablauf zutage fördern. Zum ersten Mal gibt es Beweise dafür, dass warmes Meerwasser tief unter den Riesengletscher in der Antarktis gepumpt wird. Dieses warme Wasser beschleunigt den Schmelzprozess um ein Vielfaches.

Laut den Forschenden zeigen die Aufnahmen, wie Meerwasser sich bei Flut viele Kilometer weit unter das Eis des Gletschers presst. Die Satellitenbilder machten sichtbar, wie der Gletscher unter dem Wasserdruck ansteigt, fällt und sich biegt.

Wenn sich diese Befürchtung bestätigt, muss die Herangehensweise an den steigenden Meeresspiegel grundlegend überdacht und angepasst werden, heißt es weiter. Der führende Autor der Studie, Eric Rignot, weist zusätzlich bei „USA Today“ darauf hin, dass die Warmwasserquellen, welche sich im Gletscher bilden, den „Weltuntergangsgletscher“ noch empfindlicher für eine ansteigende Temperatur der Ozeane machen. 

„Thwaites ist der instabilste Ort in der Antarktis“

„Thwaites ist der instabilste Ort in der Antarktis und enthält das Äquivalent von 60 Zentimetern Meeresspiegelanstieg“, sagte Christine Dow, Professorin an der kanadischen University of Waterloo und Mitautorin der Studie. „Die Sorge ist, dass wir die Geschwindigkeit unterschätzen, mit der sich der Gletscher verändert, was für die Küstengemeinden auf der ganzen Welt verheerend wäre.“

Nicht nur der Meeresspielgel wird mehr und mehr zu einer katastrophalen Folge der globalen Erderwärmung, auch Extremwetterereignisse wie die aktuelle Hitzewelle in Pakistan zeigen, wie verheerend der Klimawandel sein kann. 

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass das vollständige Abschmelzen des „Weltuntergangsgletschers“ mittlerweile noch eine Frage von Jahrzehnten und nicht mehr Jahrhunderten geworden ist.