Klimawandel8 einfache Tipps, mit denen Ihr Leben umweltfreundlicher wird

Ein Plakat auf einer Fridays-for-Future-Demo.

Bei „Fridays for Future“ demonstrieren Schüler für mehr Klimaschutz – wie sie mit alltäglichen Entscheidungen die Erde zum Lächeln bringen können. 

Köln. Was wir essen, welche Kleidung wir kaufen und woher unser Strom kommt – mit alltäglichen Entscheidungen beeinflusst jeder Verbraucher die Umwelt. Hier ein paar Tipps für einen nachhaltigeren Alltag: 

Weniger Rindfleisch essen

Vor allem die Produktion von Fleisch trägt zur Erderwärmung bei. Die UN-Landwirtschaftsorganisation FAO zeigt, dass knapp 15 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen aus der Haltung und Verarbeitung von Tieren stammen. Rindfleisch gilt dabei vor allem als Klimasünder. 

Die WWF-Studie „Klimawandel auf dem Teller“  zeigt wie viel Kilogramm CO2 pro Kilogramm Fleisch, Milch oder Gemüse entsteht. Ein Kilogramm Rindfleisch schlägt mit rund 21 Kilogramm CO2 zu Buche.

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Ersetzt ein durchschnittlicher Amerikaner ein Drittel des Rindfleischs, das er isst, durch Schwein, Geflügel oder Hülsenfrüchte, kann er seine durch Lebensmittel verursachten Emissionen um 13 Prozent senken, zeigt eine Analyse des Word Resources Instituts. Am meisten sparen Veganer ein, das zeigen Berechnungen des Ökologen Joseph Poore von den Oxford-Universität für den Spiegel.

Palmöl nur aus nachhaltigen Quellen nutzen

Tütensuppen, Kosmetikartikel, Schokolade oder Kerzen – in all diesen Produkten steckt Palmöl. Das Problem: „Für neue Ölplantagen werden weiterhin Regenwälder und Torfmoore zerstört, in diversen Ländern mit tropischem Klima, insbesondere aber in Indonesien“, erklärt Gesche Jürgens. Sie ist Expertin für Wälder und Biodiversität bei Greenpeace. Dadurch würden die letzten Rückzugsräume für stark bedrohte Tierarten wie Sumatra-Tiger oder Orang-Utans zerstört und der Klimawandel angeheizt.

Verbraucher können mit ihrem Griff zu Produkten handeln: „Bei Fertigprodukten wie Tiefkühlpizza, Schokoriegel oder Knuspermüsli rate ich dazu, auf ein Biosiegel zu achten. Falls Palmöl drinsteckt, stammt es meist aus zertifiziertem Bioanbau“.

Bis zu fünf Prozent der Inhaltsstoffe bei Bio-Produkten dürften aus konventionellem Anbau stammen. Für Bio-Produkte mit wenig Palmöl könne das heißen, dass konventionelles Palmöl verwendet wurde. Ob das Palmöl Bio ist, sehe man an einem Sternchen auf der Zutatenliste. Auch weniger Auto fahren helfe, der größte Teil des Palmöls landet in Europa in den Tanks der Dieselautos, erklärt Jürgens.

Doch sagt die Expertin auch: „Meiner Ansicht nach sollte man die Ölpalme nicht grundsätzlich verteufeln, denn sie ist mit Abstand die ergiebigste Ölpflanze.“ Wolle man Palmöl durch andere Pflanzenöle ersetzten, zum Beispiel aus Raps oder Sonnenblumen, würden deutlich größere Flächen benötigt, um die gleiche Menge Öl zu erzeugen.

Geld bei einer grünen Bank anlegen

Geldanlagen sind indirekt für den Ausstoß von Treibhausgasen mitverantwortlich. Das Geldvermögen der Deutschen beträgt mittlerweile 6,2 Billionen Euro – das zeigen Berechnungen der DZ Bank. Eine Studie im Auftrag des Bundesumweltministeriums zeige, dass mit einer klimafreundlichen Anlagestrategie 42 Prozent weniger schädliche Treibhausgase verursacht werden würden.

Mit grünen Geldanlagen können Verbraucher vermeiden, dass ihr Geld beispielsweise in Öl, Kernenergie oder Rüstung investiert wird. Die Verbraucherzentrale informiert auf ihrer Website, dass die Begriffe nachhaltige oder klimafreundliche Geldanlage nicht definiert oder gesetzlich geschützt werden. Deswegen müssten sich Verbraucher genau informieren.

Alternative oder kirchliche Banken können laut den Verbraucherschützern noch am ehesten als nachhaltige Banken gezählt werden. Sie legen die Gelder nach eigenen ethischen, ökologischen oder sozialen Kriterien an – dabei hat jede Bank einen eigenen Schwerpunkt. Sparkassen oder Volksbanken bieten klimafreundliche Sparbücher oder Ratensparverträge an.

Zu einem Ökostromanbieter wechseln

Wer Kunde eines Ökostromanbieters ist, zahlt nur noch für Strom aus erneuerbaren Energien. „Auch wenn der Strommix der bei Ihnen aus der Steckdose kommt, also nicht 100 Prozent öko ist, leisten Sie einen Beitrag zur Energiewende und so zum Klimaschutz, denn Sie fördern gezielt den Ausbau erneuerbarer Energiequellen“, erklärt Antje von Broock, stellvertretende Geschäftsführerin Politik und Kommunikation beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND).

Um einen guten Ökostromanbieter zu finden, empfiehlt der BUND einen Anbieter,  der beim Grünen Strom Label zertifiziert ist. Dadurch wüssten Verbraucher, dass ihr Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien stamme und die ausgezeichneten Unternehmen verpflichten sich auch, dass sie in ein Energieprojekt für erneuerbare Energien investieren, sagt von Broock.

Das Gute: Der Wechsel ist für Verbraucher sehr einfach: „Suchen Sie mit der Postleitzahlensuche einen Öko-Stromanbieter in ihrer Region, greifen Sie zum Telefon und teilen Sie dem Ökostromanbieter Ihrer Wahl mit, dass Sie umsteigen wollen. Nun übernimmt der neue Dienstleister die Umstellung.“

Stromfresser ersetzen

Zu den größten Stromfressern im Haushalt gehören Elektrogeräte. „Beim Kühlschrank werden häufig sehr große Geräte gekauft, die für die Anzahl der Personen im Haushalt überdimensioniert sind“, erklärt Jens Gröger vom Öko-Institut. Trotz einer guten Effizienzklasse verbrauchen solche Geräte immer noch viel Energie. „Bei der Waschmaschine und der Spülmaschine ist es wichtig, sie vollständig zu beladen und niedrigere Temperaturen zu wählen.“ Auch wenn Eco-Programme länger laufen, benötigen sie nur die Hälfte an Energie, um die gleiche Reinigung zu erbringen.

Flachbildfernseher sind in großen Größen beliebt. „Das führt dazu, dass die Geräte trotz ihrer Effizienzvorteile gegenüber alten Röhrenmonitoren mehr Strom verbrauchen“, sagt Gröger. Hinzu kommt: „Wer über einen Streamingdienst fern sieht, verursacht allein im Netzwerk 100 Kilogramm CO2 pro Jahr.“ Effizienter sei ein Empfang über Antenne oder Satellit.

Energieeffiziente Lampen haben sich mittlerweile durchgesetzt. Aber: „Weil LED-Lampen so wenig Energie benötigen, wird bei der Beleuchtung nicht mehr gespart“, sagt Gröger. Räume werden mit vielen Lichtquellen versehen, die seltener ausgeschaltet werden. „Insgesamt führt dies zu einem Mehrverbrauch.“ Auch hier lässt sich sparen.

Umweltfreundlich putzen

Rund 220.000 Tonnen Haushaltsreiniger und 260.000 Tonnen Geschirrspülmittel verbrauchen die Deutschen laut Umweltbundesamt pro Jahr. Inhaltsstoffe in Reinigern wie Konservierungsmittel, Duftstoffe oder Phosphonate können nicht vollständig abgebaut werden, reichern sich in der Umwelt an und können Gewässerorganismen schädigen, heißt es in einer Broschüre des Umweltbundesamtes. Auch Tenside in Wasch- und Putzmitteln sind teils problematisch. Sie sind oft auf Erdölbasis.

Besser für die Umwelt: Einige Hersteller von Ökoprodukten nutzen mittlerweile Tenside, die aus pflanzlichen Rohstoffen gewonnen werden. Das Umweltbundesamt rät Verbrauchern, dass man Schmutz am besten sofort entfernen sollte, weil er sich so leichter entfernen lässt. Man sollte sparsam mit den Mittel umgehen und nicht zu viel Reinigungsmittel benutzen.

Verbraucher sollten nicht zu viele Putzmittel kaufen, sondern sich auf einen Allzweckreiniger, ein Handspülmittel, eine Scheuermilch und ein Reiniger auf Basis von Zitronensäure beschränken. Reinigungsmittel-Konzentrate sollten bevorzugt werden, weil sie weniger Verpackungsmüll verursachen. Und Verbraucher sollten auf chlorhaltige Sanitärreiniger und chemische Abflussreiniger verzichten.

Weniger Kleidung kaufen

Die Textilindustrie verschmutzt mit der Produktion sehr stark Gewässer, erklärt Viola Wohlgemuth, Expertin für Textil und Konsum bei Greenpeace. In China werden Kleidungsstücke „ausgerüstet und dabei oft mit gesundheits- und umweltgefährdenden Chemikalien behandelt“. „Zwei Drittel der Oberflächengewässer dort sind kontaminiert.“

Die Menschen dort dürften das Wasser eigentlich nicht mehr trinken, schildert die Expertin. Und die Chemikalien bleiben nicht in Asien, sie verbreiten sich über die Wasserwege und sogar die Luftströmungen weltweit.

Das Hauptproblem sei die Überproduktion von Kleidung: „Jede Sekunde wird eine Lkw-Ladung ungetragener Kleidung verbrannt“, schildert Wohlgemuth. Die zahlreichen Ressourcen (wie Wasser), die gebraucht werden, um Kleidung herzustellen, werden so verschwendet.

„Es gibt so viel ungetragene Kleidung – wir müssten 30 Jahre keine Kleidung herstellen.“ Deshalb rät die Expertin: Vor dem Neukauf sollten Verbraucher erst den eigenen Kleiderschrank durchforsten, T-Shirts, Jeans oder Pullis mit Freunden, auf Kleidertauschpartys oder im Netz tauschen. Auch eine Möglichkeit: Kleidung leihen.

Muss es doch ein neues Kleidungsstück sein: auf Ökosiegel und Fairwear- beziehungsweise Fairtrade- Siegel achten. Greenpeace listet die verschiedenen Siegel in einem Ratgeber auf und empfiehlt zum Beispiel IVN Best, die nur Kleidung aus Naturfasern aus kontrolliert biologischem Anbau zertifizieren.

Auch aus welchem Material ein Kleidungsstück ist, beeinflusst die Umwelt. „Keine Faser ist unproblematisch, jede hat einen ökologischen Fußabdruck“, sagt Wohlgemuth. Doch Kunstfasern wie Polyester basieren auf Erdöl. Besonders problematisch: Kunstfasern sind schwer wiederverwendbar – „man kann noch nicht mal einen Putzlappen aus wasserabweisenden Textilien machen, von einem echten Faser-zu-Faser Recycling ganz zu schweigen“.

Mobilität

Ein weiterer Schritt auf dem Weg zu einem nachhaltigeren Lebensstil ist die Mobilität: „Wir beobachten, dass der Energieverbrauch und die CO2-Emissionen im Verkehr ständig wachsen“, berichtet Jens Gröger. Die Ursachen seien steigende Mobilitätsansprüche und größere Fahrzeuge wie SUVs und Familien-Vans, die viel Sprit verbrauchen. Oft fehlt es aber noch an Anreizen, klimafreundlich unterwegs zu sein.

Gerade auf dem Land sei das ein größeres Problem als in der Stadt. „Wenn man statt dem Auto den öffentlichen Nahverkehr nutzt oder aufs Fahrrad umsteigt, bewegt man sich mehr – und das ist zudem gesünder“, sagt Seraja Bock vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.

Und immerhin in Großstädten findet man schon viele Leih-Wägen. „Unter 10.000 Kilometern im Jahr ist Car-Sharing günstiger als ein eigenes Auto“, rechnet Michael Bilharz vom Umweltbundesamt vor.

Besonders große Einsparungen bringe der Verzicht aufs Fliegen. „Ein europäischer Flug verursacht direkt ein bis zwei Tonnen CO2, Interkontinentalflüge drei bis fünf Tonnen“, erklärt Bilharz. Die Alternative: Bahn fahren oder zumindest die Flugreise kompensieren. Klimaorganisationen wie Atmosfair und MyClimate setzen sich mit der Ausgleichszahlung für den Umweltschutz ein. „Wer 250 Euro zahlt, reduziert elf Tonnen CO2 und bekommt dazu eine Spendenbescheinigung“, so der Klima-Experte. (mit Material der dpa)