Der Widerstand gegen den gigantischen Autobahn-Ausbau in Leverkusen geht in die nächste Runde. Die Stadt will jetzt mit einem knallharten Gutachten die wahren Kosten aufdecken.
Knallhart-GutachtenLeverkusen will wahre Kosten für Autobahn-Monster aufdecken

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Wird hier eine zu große Autobahn für zu wenige Autos gebaut? Rechts ist eine neue Fahrspur der A1 im Bau.
„Wenn die Autobahn GmbH immer von Wirtschaftlichkeit redet, machen wir eben mal die Gegenrechnung auf“, kündigt Ratsfrau Gisela Kronenberg an. Der Kampf gegen den als viel zu groß empfundenen Autobahnausbau in Leverkusen soll jetzt mit einem knallharten Gutachten untermauert werden.
Auf der Liste steht alles, was den Anwohnerinnen und Anwohnern Sorgen macht: Was kosten wegfallende Grünflächen? Welche Folgen haben versiegelte Böden für die Überflutungsgefahr und für Gewässer wie die Dhünn? Die Belastung durch Abgase, Feinstaub von Reifen und Bremsen, aber auch die Hitzeentwicklung und die Störung von Kaltluftströmen durch riesige Lärmschutzwände sollen berechnet werden.
Medizinerinnen und Mediziner warnen schon lange vor gesundheitlichen Folgen und mehr Krankheiten. Sogar die psychischen Auswirkungen sollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einbeziehen, etwa wenn Menschen wegen des Lärms ihre Fenster dauerhaft geschlossen halten müssen. Die Mehrfachbelastung der Leverkusener durch Industrie, Bahn und Autobahn soll dabei besonders beachtet werden.
Klar ist auch: Die Stadt wird durch den Bau finanziell belastet. Es drohen massive Einschränkungen bei der Mobilität, der Freizeitgestaltung und jede Menge Umleitungs- und Schleichverkehr. Radwege sind schon jetzt seit Jahren gesperrt. Für die Baustellen werden zudem riesige Flächen beansprucht, weshalb Bayer 04 sogar schon öffentliche Grünflächen zu Parkplätzen umbauen darf.

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Die Stadtverwaltung will mit einem 3-D-Modell von der Autobahn zeigen, wie groß die Stelze wird. Links sieht man den derzeitigen Zustand, rechts, wie breit die Stelze werden könnte.
Die Gutachterinnen und Gutachter sollen auch berechnen, was eine andere Reihenfolge beim Bau bringen würde. Die Kritikerinnen und Kritiker um Ratsfrau Kronenberg sind überzeugt: Würde man zuerst das Autobahnkreuz ertüchtigen, könnte der Verkehr flüssig laufen und der Ausbau der Stelze auf bis zu 70 Meter Breite wäre unnötig. Die Autobahn GmbH will aber offenbar erst die neue Megastelze bauen und dann das Kreuz.
Mega-Ausbau in Leverkusen: Parteien dagegen
Ein passendes Büro für das Gutachten zu finden, ist aber nicht leicht. Es ist schon der zweite Versuch. Man munkelt, dass viele Fachbüros zu eng mit der Autobahn GmbH zusammenarbeiten. Jetzt helfen sogar Bürgerinitiativen mit, unabhängige Expertinnen und Experten für den brisanten Auftrag aus Leverkusen zu begeistern.
Der Anstoß für das Gutachten kommt ursprünglich aus dem Stadtrat. CDU, SPD, Grüne, Bürgerliste, Linke, Opladen Plus und FDP hatten sich bereits 2021 einstimmig zum Kampf gegen den überdimensionierten Ausbau bekannt.
Der Auftrag soll im Herbst 2025 erteilt werden, das Ergebnis soll dann innerhalb von zwölf Monaten vorliegen.
Weil sich viele Leverkusenerinnen und Leverkusener das Ausmaß der künftigen Megastelze kaum vorstellen können, hat die Stadt die Pläne online in einem 3D-Modell visualisiert.
Währenddessen gehen die Arbeiten an der alten Stelze weiter. Von Montag, 11. August 2025, bis Freitag, 15. August 2025, sperrt die Autobahn GmbH auf dem Europaring (B8) die beiden Mittelspuren unter der Hochstraße. In beide Fahrtrichtungen gibt es dann nur eine Spur mit Tempo 50.
Grund sind weitere Untersuchungen des Betons. Immerhin: Die bisherigen Proben haben ergeben, dass der Spannbeton noch in Ordnung ist und kein unmittelbarer Handlungsbedarf besteht. Im September 2025 soll dann auch der Skaterpark unter der Stelze für die Untersuchungen gesperrt werden. (red)