EU hat es längst vom Markt genommenHunderte Kilo von giftigem Pestizid in Rhein gespült

09.05.2022, Leverkusen. Chempark von Merkenich aus gesehen. Foto: Max Grönert

Vom Chempark Leverkusen wurden hunderte Kilogramm eines hochgiftigen Stoffes in den Rhein gespült.

Die EU hat den giftigen Stoff Cyproconazol längst vom Markt genommen, eine sichere Entsorgung angeordnet. Trotzdem gelangen weiterhin hunderte Kilogramm in den Rhein. 

Wie kann das denn bitte sein?

Hunderte Kilogramm eines hochgiftigen Stoffes werden vom Chempark Leverkusen in den Rhein gespült. Das ist zwar nicht illegal, wirft aber dennoch eine Menge Fragen auf. 

Leverkusen: Hunderte Kilo hochgiftiges Cyproconazol in Rhein gespült

Das Unglaublichste dabei, erklärt Paul Kröfges, Wasserexperte des Umweltverbandes BUND: „Weil der Stoff so schwere gesundheitliche Schäden bei Menschen und Tieren verursachen kann, hat die Europäische Union das Pestizid Cyproconazol 2021 vom Markt genommen.“ 

Die EU-Vorgaben sahen außerdem vor, dass bis Ende 2022 alle Restbestände des Pestizids in der EU verbraucht und danach sicher entsorgt werden mussten. 

Jetzt aber hat der WDR Daten des nordrhein-westfälischen Wasser-Informationssystems ELWAS ausgewertet, die belegen, dass hunderte Kilogramm des giftigen Stoffes im Rhein landen.

Kaum zu glauben: Das ist kein Verstoß gegen die EU-Richtlinien. Denn auf Anfrage des WDR teilten sowohl der Chemieparkbetreiber Currenta als auch die Kölner Bezirksregierung mit: „Es trifft zu, dass Cyproconazol in der EU seit 2021 nicht mehr zur Verwendung zugelassen ist – dies betrifft allerdings nicht die Produktion und den Export in Nicht-EU-Staaten.“

Cyproconazol wird in Leverkusen weiter produziert und anschließend an Nicht-EU-Länder verkauft. „Produktionsbedingt gelangt der Stoff ins Abwasser“, heißt es von der Bezirksregierung.

BUND-Experte Kröfges ist fassungslos: „Es ist ja nicht nachvollziehbar, dass die EU sagt, das ist zu gefährlich und zu giftig für die Menschen hier und gleichzeitig werden die Giftstoffe über das Abwasser der Produzenten weiter in die Umwelt geleitet.“ Ändern könnte das dem Bericht nach nur ein Gesetz. Dies sei aber nicht in Sicht. (sku)