Glasfaser-FarceNix als Ärger in Alfter

Eine Baustelle mit Absperrungen, Baggern und Schuttcontainern an einer Straße am Hang.

Die Glasfaser-Baustelle in Alfter-Oedekoven am 31. Juli 2025. Es ist der Tag, an dem die Bauarbeiten hätten beendet sein sollen. Wobei: Schluss mit der Baustelle hätte schon am 4. September sein sollen – 2024 allerdings.

Wenn Zukunftstechnologie stecken bleibt: Nicht überall läuft's glatt mit der Glasfaser – wie ein außergewöhnlicher Fall aus Alfter zeigt.

von Stefanie Monien  (smo)

Ganz NRW ist von Glasfaser durchzogen. Ganz NRW? Nein! In Teilen einer von inzwischen galligen Anwohnern bevölkerten Gemeinde befasst man sich seit nunmehr einem Jahr mit der Verlegung der Kabel. Mit mehr Aufriss als an einem Samstagabend in einer handelsüblichen Großraumdisko. Beim Teutates – was hier klingt wie aus dem (fiktiven) Gallier-Abenteuer „Asterix: Operation Stolperstein“, wurde in Alfter Realität.

Ein recht außergewöhnlicher Fall, zweifelsohne, und eine Nervenprobe für betroffene Bürgerinnen und Bürger in einem Bereich der Staffelsgasse in Oedekoven. Die wurden vor mehr als einem Jahr erstmals vom ausführenden Tiefbauer darüber informiert, dass wegen der Baumaßnahmen „Ihre Straße leider zum 05.08.2024 voll gesperrt“ werden müsse. Die Arbeiten sollten demnach bis zum 4. September 2024 andauern. 2024, wohlgemerkt!

Glasfaser-Baustelle in Alfter: Aufgerissen, zugemacht. Und das nicht nur einmal

Pustekuchen – in aller Kürze: die Baustelle blieb, die Arbeiter gingen. Ostermontag 2025 dann die Ankündigung, die Straße werde vom 5. bis 30. Mai gesperrt – es wurde demnach „festgestellt, dass (...) die bisher verlegte Glasfasertrasse einer Korrektur bedarf, wodurch eine Erweiterung des Grabens notwendig wird“. Wieder Durchfahrtsverbot, Umleitungen durch enge Dorfsträßchen, Baken, Baustellenlichter, Krach, Dreck. Und – Spoiler! – fertig wurden die Arbeiten nicht. 

Vom 23. Juni bis 31. Juli 2025 wurde qua Ankündigung des ausführenden Unternehmens (seit Baubeginn 2024 im Übrigen immer dasselbe – nur mit anderem Personal) erneut gesperrt. Grund: „Die bisher verlegte Glasfasertrasse bedarf einer größeren Korrektur, wodurch eine Erweiterung des vorhandenen Grabens bzw. teilweise auch ein Wechsel der Straßenseite notwendig wird.“

Um erneutes Verständnis wurde auch diesmal geworben – und von vielen Anwohnern, die in all den Monaten der „Grabenkämpfe“ vor ihrer Haustür einen gewissen Galgenhumor entwickelt hatten, auch gewährt.  Bis zum 31. Juli, dem lang ersehnten Ende der Bauarbeiten. Diesmal aber wirklich – NICHT!

Ein Bagger steht auf einer Baustelle vor einem Altbau

Da wurde erstmals „in die Hände gespuckt“: Die Baustelle am 30. August 2024 – fünf Tage später sollte alles fertig sein.

Bis 15. August soll's nun dauern – kein Wunder, dass mancher inzwischen gallig hoch 3 ist. Westconnect und Netcologne, die „eigenwirtschaftlich ausbauen“, erklären auf EXPRESS-Anfrage: „Westconnect realisiert den Glasfaserausbau in Alfter in vier Bauabschnitten. Im gesamten Ausbaugebiet (…) wurde im Projektverlauf entschieden, sich vom ursprünglich eingesetzten Generalunternehmer zu trennen und die Tiefbauarbeiten neu auszuschreiben, um die angestrebte Qualität dauerhaft sicherzustellen.“

Schön und gut, aber: „Für die Staffelsgasse trifft dies allerdings nicht zu: Hier wird weiterhin mit dem ursprünglich beauftragten Generalunternehmer gearbeitet. Allerdings wurden hier das Personal sowie das Subunternehmen gewechselt, um die Abläufe vor Ort deutlich zu verbessern und zu stabilisieren. Im Zuge dieser qualitätssichernden Nacharbeiten wurde festgestellt, dass bestehende Strom- und Gasleitungen überbaut worden waren, so dass die betroffene Strecke (...) daraufhin vollständig neu aufgebaut werden musste. Ziel bleibt es, den Ausbau zügig, nachhaltig und in verlässlicher Qualität abzuschließen.“

Die Gemeinde Alfter verweist auf EXPRESS-Anfrage im Großen und Ganzen auf Westconnect, Sprecherin Maryla Günther bestätigt aber die offensichtlichen Probleme mit den Bauarbeiten: „Wir sind durch die von der Westconnect beauftragte Westnetz darüber informiert worden, dass durch das von ihr beauftragte Tiefbauunternehmen Gatter 3 festgestellt worden ist, dass die Arbeiten aufgrund von Ausführungsfehlern des ehemaligen Nachunternehmers (...) umfangreicher ausfallen, als geplant. Die bisher verlegte Glasfasertrasse bedarf daher einer größeren Korrektur.“ Eine aktualisierte Änderungsanordnung habe die Gemeinde „am 01.08.2025 erhalten. Die Bauarbeiten werden voraussichtlich noch bis 15.08.2025 andauern.“ Oder noch länger. Oder vielleicht dieses Mal auch kürzer – wer weiß das schon nach einem Jahr des Hin-und-Her. Jedenfalls wurde am 11. August 2025 der unter Dröhnen und Dreck frisch verlegte Belag nur Stunden später wieder aufgebrochen. Weil das Ergebnis der Bauarbeiten nicht abgenommen wurde.

Die „Glas-Farce“ in Oedekoven ist für die Verbraucherzentrale NRW „ungewöhnlich.“ Zwar gebe es schon mal längere Baustellenzeiten, dann meist beim sogenannten „Doppelausbau“, so Verbraucherschützer Erol Burak Tergek. Doppelausbau bedeutet, dass zwei Anbieter separat einem Gebiet Glasfaser legen.

Vielleicht ein kleiner Trost für die Anwohner: Weil laut Rückmeldung der beiden beauftragenden Unternehmen „die von Westconnect verlegte Infrastruktur so dimensioniert ist, dass die Anforderungen an eine Vermietung an Dritte (Open Access) erfüllt werden kann“, muss die Straße zumindest wegen Glasfaser wohl nicht nochmal aufgerissen werden. Man wagt es kaum zu hoffen ...