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Kölns wütender Ex-OB rechnet ab„Dann wird CDU den Bach runtergehen“

Kölns früherer Oberbürgermeister Fritz Schramma ist nach fast 50 Jahren aus der CDU ausgetreten.

Kölns früherer Oberbürgermeister Fritz Schramma ist nach fast 50 Jahren aus der CDU ausgetreten.

Nach fast 50 Jahren Mitgliedschaft kehrt Alt-OB Fritz Schramma (77) der CDU den Rücken – und teilt dabei gnadenlos gegen die Parteispitze aus.

„Wenn eine Mannschaft immer wieder verliert, dann muss der Trainer gehen!“

Mit diesen Worten erklärt Kölns ehemaliger Oberbürgermeister Fritz Schramma seinen drastischen Schritt: Er ist aus der CDU ausgetreten. Und das nach fast 50 Jahren!

Doch Schramma geht nicht allein. Auch seine Frau und seine Tochter haben ihre Parteibücher zurückgegeben. Gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ erklärte er, dass der Entschluss lange gereift sei.

Auf verlogene Ehrungen zum 50. Jubiläum könne er verzichten, „schon gar nicht von den Personen, die gerade den Ton angeben“.

Die Wut des Alt-OBs richtet sich vor allem gegen die Kölner Parteiführung um Fraktionschef Bernd Petelkau und Geschäftsführer Niklas Kienitz. Nach wiederholten Wahlniederlagen fehle jede Selbstreflexion. „Sich selbst zu fragen, woran es liegt, dass wir von Wahl zu Wahl schlechter werden, dass wir wieder einen Misserfolg erzielt haben und unsere Ziele nicht erreicht haben. Nein, das wird völlig übergangen, direkt totgeschwiegen“, wettert Schramma. Stattdessen würden in „Nacht-und-Nebel-Aktionen“ die Posten gesichert.

Auch der Umgang mit dem abservierten Bürgermeister Dr. Ralph Elster sei für ihn „unmöglich“ gewesen. Schramma beklagt eine fehlende Diskussionskultur in der Partei. „Ich habe die Nase voll von diesem ganzen Getue“, so sein klares Statement.

„Dann wird unsere Partei wirklich den Bach runtergehen“

Schramma ist sicher, dass er die Meinung vieler teilt. „Die Parteibasis ist mehrheitlich sehr unzufrieden“, sagt er und verweist auf unzählige zustimmende Nachrichten. Warum der offene Protest ausbleibt? Schrammas Verdacht: „Weil natürlich bestimmten Leuten von Herrn Petelkau bestimmte Dinge in Aussicht gestellt werden. Und deswegen sind sie ruhig, jedenfalls in der Spitze.“

Sein vernichtendes Urteil über die Zustände in der Partei fasst er in einem Satz zusammen: „Der Fisch stinkt vom Kopf her.“ Wenn sich dort nichts ändere, „dann bleibt das so, und dann wird unsere Partei wirklich den Bach runtergehen. Das hat sie aber nicht verdient, weil da auch gute Leute drin sind.“

Kritik gibt es auch für die Parteivorsitzende Serap Güler. Ihre Rolle als Bundestagsabgeordnete in Berlin lasse es nicht zu, die Partei in Köln angemessen zu führen. Das sei auch eine Frage der Wertschätzung gegenüber den Mitgliederinnen und Mitgliedern.

Seinen Austritt versteht Schramma auch als Weckruf. Persönlich will er sich nun aber zurückziehen und mehr Zeit mit seiner Familie verbringen. (red)