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WM-Start in KölnFans mit ehrlichen Worten: Darum boykottieren sie die Spiele nicht

Gäste in der „Ubierschänke“ schauen das Fußballspiel.

In der Ubierschänke herrscht entspannte Stimmung zum deutschen WM-Start. Die Gäste freuen sich auf das Spiel.

Zum ersten Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Japan bei der Fußball-WM 2023 testete EXPRESS.de die Stimmung der Fans in einigen der wenigen Kneipen, die das Spiel zeigten.

von Carolina Bosch ()

Dass diese WM so ganz anders wird, als die vorherigen Jahre, war schon lange vor Beginn des Turniers klar. Wo sonst pure Euphorie und ein schwarz-rot-goldenes Fahnenmeer herrscht, ist am Mittwoch (23. November 2023) nicht viel davon zu erkennen.

Viele Kölner Kneipen boykottieren die Fußball-Weltmeisterschaft, andere zeigen die Spiele für ihre Gäste. Allerdings steht längst nicht jede Kneipe dazu und möchte es nicht an die große Glocke hängen.

Erstes WM-Spiel der deutschen Nationalmannschaft: Fans freuen sich auf Fußball

Es gibt Kölner Bars und Kneipen, die sind pünktlich zum Anpfiff um 14 Uhr schon gut gefüllt, wie zum Beispiel die „Ubierschänke“ in der Südstadt. Vor der Leinwand stehen Bierbänke, jeder Tisch ist besetzt. Hier herrscht eine entspannte Stimmung, die Gäste freuen sich auf die nächsten 90 Minuten. Die deutsche Nationalhymne wird vereinzelt und etwas verhalten mitgesungen.

Für Erik (25) und Alex (27) ist es das erste Spiel dieser WM, das sie sich ansehen. „Wir gucken nur die Deutschland-Spiele. Uns geht es um den Fußball. Trotzdem finden wir nicht gut, was da gerade passiert.“ Als Beispiel nennen sie das Verbot der FIFA, die „One Love“-Binde zu tragen.

Eindrücke aus Kölner Kneipen während des ersten Deutschland-Spiels bei der Fußball-WM am Mittwoch (23. November 2023)

Erik (25) und Alex (27) verfolgen das Spiel in der „Ubierschänke“.

Niko (29) ist einer der wenigen im Deutschland-Trikot. „Ich habe mega Bock auf das Spiel“, verrät er. „Die Deutschen sind eben Moralaposteln. Wir hatten viele Jahre Zeit, um über die WM-Vergabe nach Katar zu reden. Es gibt auch viele andere Länder, in denen Menschenrechte verletzt werden und die stehen nicht so im Fokus. Natürlich ist es nicht gut, dass die WM dort stattfindet, aber jetzt will ich einfach Fußball gucken.“

WM-Spiel zwischen Flaggen und Weihnachtsdeko

Auch im „Trierer Eck“ wird das Spiel gezeigt. Als İlkay Gündoğan den Elfmeter in das 1:0 verwandelt, wird gejubelt. Etwas befremdlich: Die Weihnachtsdekoration.

„Normalerweise hängen hier die Fahnen aller Mitglieder unserer Vorrunden-Gruppe“, erzählt Albert. In diesem Jahr wurden die Flaggen der bisherigen Weltmeister aufgehängt. „Es fühlt sich ein bisschen komisch an, weil bald Weihnachten ist. Im Sommer ist draußen beim Public Viewing alles voll, heute sitzen dort nur ein paar Leute.“ Das könnte allerdings auch an den niedrigen Temperaturen liegen.

Albert und Karin sitzen an der Theke.

Albert und Karin schauen sich das Spiel bei einem Kölsch im „Trierer Eck“ an.

Auch Jonas (29) sitzt mit einer Gruppe von Freunden im „Trierer Eck“. „Wir freuen uns alle, das Spiel zu sehen, aber es herrscht eine ganz andere Stimmung als sonst.“ Ob er das Gefühl habe, sich rechtfertigen zu müssen, dass er das Spiel sieht? „Ja.“ Als er in den letzten Tagen ein Bild postete, auf dem ein WM-Spiel zu sehen war, sei er direkt darauf angesprochen worden. „Ich finde aber, das soll jeder für sich selbst entscheiden.“

Verhaltene WM-Stimmung auf der Zülpicher Straße

Auch auf der Zülpicher Straße wird in einigen Bars und Kneipen Fußball geguckt. Lennard (20), Jarno (20), Noa (23), Pascal (23) und Sonja (20) kommentieren die Situation im „Stiefel“: „Stimmung? Welche Stimmung?“ lachen sie. Auch nach dem deutschen Tor sei die Stimmung eine vier von zehn gewesen. Viele Tische sind tatsächlich nicht besetzt.

Philipp (21) ist mit einer Gruppe Erasmus-Studenten im „Stiefel“. „Eigentlich wollte ich die Spiele nicht gucken, aber jetzt sind wir doch hier gelandet“, gibt er zu. „Ich bin großer Fußballfan und gucke sonst alle Spiele, aber ich fühle mich dieses Jahr nicht wohl dabei. Diese WM ist eine Schande für den Sport.“ Sein Deutschland-Trikot versteckt er unter einer Strickjacke.

Etwas weiter die Zülpicher Straße runter im „La Croqe“ sitzt eine Gruppe japanischer Studenten, die das Spiel gebannt verfolgen. Taka (23) hat sich eine große Japan-Flagge ins Gesicht gemalt.

Taka im Portrait mit einer auf sein Gesicht gemalten Japan-Flagge.

Taka (23) feuert zusammen mit seinen Freunden die japanische Nationalmannschaft an – mit Erfolg!

„In Deutschland wird viel diskutiert und es ist komisch, dass hier nicht gefeiert wird“, erklärt sein Freund Katsma (20). „In Japan herrscht große Euphorie.“

Freude über die WM ist in den Kölner Kneipen durchaus zu beobachten, nur eben anders als die vergangenen Jahre. Keine Fahnen schmücken die Wände und die wenigsten Fans tragen Trikots. Der Endstand von 1:2 für Japan dürfte die Euphorie schließlich auch nicht unbedingt gesteigert haben.