In einem neuen Buch macht Wladimir Klitschko auf die zahlreichen Kinder aufmerksam, die aus der Ukraine auf russisches Gebiet verschleppt wurden. In Köln stellte er die Kampagne vor.
„Verbrechen gegen die Menschheit“Klitschko stellt neues Buch aus traurigem Anlass in Köln vor

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Dr. Wladimir Klitschko stellte am Mittwoch (20. September 2023) sein neues Buch in Köln vor.
Wladimir Klitschko (47) schaute nachdenklich aus dem Fenster der 30. Etage des Kölnturms im Mediapark.
„Das ist ein ganz anderes Bild von einer Stadt. In der Ukraine ist überall Zerstörung zu sehen, nicht nur von Gebäuden und Gegenständen, auch von Leben. Hier sehe ich Flugzeuge, unser Himmel ist nicht geschützt“, sagte er ergriffen.
Fast 20.000 ukrainische Kinder auf russisches Gebiet verschleppt
Der frühere Box-Weltmeister im Schwergewicht war aus einem besonderen Grund am Mittwoch (20. September 2023) nach Köln gekommen. Mit seiner langjährigen Geschäftspartnerin Tatjana Kiel hat er in dreieinhalb Monaten das Buch „Gestohlene Leben. Die verschleppten Kinder der Ukraine“ erstellt. Passend zum Weltkindertag stellte er das vor.
Laut Nationalem Informationsbüro der Ukraine wurden seit Kriegsbeginn fast 20.000 ukrainische Kinder auf russisches Gebiet verschleppt. Im März erließ deshalb der Internationale Strafgerichtshof aus diesem Grund einen Haftbefehl gegen Wladimir Putin (70).

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Tatjana Kiel und Wladimir Klitschko präsentierten ihr Buch-Projekt im Kölnturm.
„Diese Verbrechen gegen ukrainische Kinder sind ein Verbrechen gegen die gesamte Menschheit“, sagt Klitschko. „Man versucht, das Denken zu spalten. Kinder werden gestohlen, einer Gehirnwäsche unterzogen. Ihnen wird erklärt, dass die Ukrainer Narzissten sind, dass die Deutschen und Franzosen Russland zerstören wollen. Später werden ihnen Waffen in die Hand gegeben, die sie gegen das eigene Volk und teilweise die eigene Familie richten sollen.“
Hilfsorganisationen, wie die von Klitschko gegründete Initiative „We are all Ukrainians“, konnten bisher 163 Kinder aus den Umerziehungslagern und der Isolation zurück zu ihren Eltern bringen. „Die Kinder haben ein psychologisches Trauma erlebt, sind sehr zurückhaltend“, berichtete der Bruder von Kyjiws Bürgermeister Vitali Klitschko (52).
In einem der Camps traf er beispielsweise den jungen Juri. „Er wollte zunächst nicht sprechen. Aber ich wusste, dass er boxt und kannte seinen Trainer. Das war mein Zugang. Dann haben wir etwas Schattenboxen gemacht. Die Betreuung dieser Kinder ist ganz wichtig. Wir wollen noch mehr von ihnen zurückholen“. Journalistin Sabine Oelmann und Dörte Kruppa von der Initiative haben die Gespräche mit den Betroffenen geführt und aufgeschrieben.
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Klitschko versucht nun, mit dem Buch und dem Verkauf von Armbändern Geld zu sammeln, das benötigt wird, um die verschleppten Kinder zurückzuholen. „Das ist ein Buch des Schreckens. Sie werden keinen Spaß haben, das Buch zu lesen. Hinter jedem gestohlenen und zerstörten Leben gibt es Menschen, die das beauftragt haben“.
Wladimir Klitschko: „Verbrechen wird Konsequenzen haben“
Dem früheren Box-Star war am Mittwoch deutlich anzumerken, wie nah ihm die Geschehnisse gehen. „Ich bin fest davon überzeugt, dass der Krieg irgendwann zu Ende ist und dass das Verbrechen Konsequenzen haben wird. Diese Geschichten muss die Welt sehen, hören und wissen. Danke an alle, die nicht wegschauen und die Ukraine in diesem schwierigen Krieg unterstützen. Kinder sind die Zukunft der Welt. Das zu zerstören, ist ein brutales Kriegsverbrechen.“
Den Rahmen seines Auftritts bei der „Digital X“ nutzte Klitschko nochmals für einen Appell: „Man sieht bei uns die Zerstörung einer Nation, das sich für die Freiheit entschieden hat. Wenn unsere Nation ausgelöscht wird, dann wird die Ukraine nicht das erste und letzte Land sein, das Russland annektiert.“