Monheim/Köln – Es war wie im Horrorfilm: Auf dem Weg zum Spielplatz, vormittags um 11 Uhr, fällt ein Schwarm Tausender, wild gewordener Wespen über Kinder des Waldkindergartens Monheim her (EXPRESS berichtete)...

Die Tiere verfangen sich in den Haaren, krabbeln in Jackenärmel und Anorakkragen, stechen die Kleinen in den Kopf, die Arme, den Nacken. Sie schreien vor Schmerz und Angst, viele reißen sich in Panik die Kleider vom Leib. 17 Kinder werden verletzt, vier Notärzte, 33 Feuerwehrleute sind im Einsatz. Dabei waren die drei- bis sechsjährigen Knirpse nur zu nah an ein Wespennest im Boden gekommen.

Die Erschütterung des Nestes reicht im Juli, August, den Monaten mit der höchsten Wespenzahl, für eine Reaktion, meint der Düsseldorfer Parasitologe Heinz Mehlhorn (69): „Die Wespen verteidigen ihr Revier, scheiden direkt Alarmduftstoffe aus, und wenn dann noch nach ihnen geschlagen wird, greifen sie alles an, was sich bewegt. Dann kennen sie nichts mehr und stechen zu - egal wo.“ Bei nasskaltem, windigem Wetter scharen sich Arbeiterinnen um Königin und anzufütternde Larven, verteidigen den Bau.

Am Nahrungsplatz sind sie ruhiger!

Wespen jagen Mücken und kleine Fliegen, päppeln damit die Larven auf: 2500 Fliegen und 650 Mücken am Tag fängt ein 500-köpfiges Wespenvolk in sechs Stunden. „Es sind Nützlinge, keine Schädlinge“, betont Peter Schütz (53), Sprecher des Landesumweltamts NRW.

Kinder über das richtige Verhalten gegenüber den schwarz-gelben Brummern aufzuklären hält der Experte für enorm wichtig. „Sie sind besonders häufig von Wespenangriffen betroffen, weil sie schneller als Erwachsene in Panik geraten.“ Das Nest sollte für alle tabu sein. Sonst rasten - wie in Monheim - ganze Schwärme aus.

Was sie gegen Wespen tun können, erfahren sie auf der nächsten Seite.

Tipps fürs friedliche Miteinander

?Wenn sich Wespen nähern: Keine schnellen, hektischen Bewegungen, nie nach den Tieren schlagen! Das missverstehen die Jäger, die selber von Vögeln gejagt werden, als Angriff.

?Angstschweiß lockt die Tiere an, ebenso Wegpusten - das Kohlendioxid in der Atemluft gilt im Wespennest als Alarmsignal.

?Versuchen kann man das sanfte Beiseitewedeln mit einer Zeitung, sagt Hans Palm (79), Wespenbeauftragter des NABU Kempen.

?Essen draußen abdecken, Reste gleich wegräumen. Kindern sollte nach dem Essen der Mund abgewischt werden, um die Wespen nicht anzulocken.

Bis Mitte August sind Deutsche und Gemeine Wespe verrückt nach Eiweiß (Wurst, Fleisch), später scharf auf Zucker (Limo, Kuchen). Getränke mit dem Strohhalm trinken.

?Ablenkfütterung: Zwei Schülerinnen fanden bei „Jugend forscht“ heraus, dass sich überreife Weintrauben am besten eignen, um Wespen wegzulocken. Fünf bis zehn Meter vom Ort des eigentlichen Geschehens aufgestellt.

?Haben sich Wespen ins Haus verirrt, ein Glas über das Insekt stülpen und vorsichtig ein Stück Papier als Boden unterschieben, um das Tier wieder nach draußen zu bringen.

?Stiche kühlen. Akut gefährlich sind Wespenstiche in Mund oder Rachen sowie für Bienen-/Wespengiftallergiker (etwa zwei Prozent der Bevölkerung)