Kommentar zur Verbots-Debatte in KölnDie traurige Verwandtschaft von VAR und E-Scootern

Mehrere E-Scooter sind auf einem Gehweg in Köln abgestellt und versperren dort den Weg.

E-Scooter in Köln, hier ein Symbolfoto aus dem Sommer 2021, werden seit ihrer Einführung in der Stadt diskutiert.

In Paris werden die E-Scooter abgeschafft, in Köln nicht. Der EXPRESS.de-Kommentar zur Debatte.

von Thomas Werner (tw)

Die E-Scooter werden verboten – zumindest in Paris. Seitdem in Frankreichs Hauptstadt 89 Prozent der Menschen für eine Abschaffung stimmten, wird auch in Köln diskutiert. Aber: Die E-Scooter könnten nützlich sein, haben jedoch das gleiche Problem wie der VAR im Fußball, meint unser Autor. Der EXPRESS.de-Kommentar.

Paris ist nicht Köln. Das dürften die Menschen in beiden Städten mit Stolz so unterschreiben. Und auch in Sachen E-Scooter werden die Unterschiede dieser Tage deutlich. Bei der Bürgerbefragung in Paris stimmten 89 Prozent der Menschen für ein Ende der Leihroller in ihrer Stadt ab. Ab Herbst 2023 sind sie tatsächlich Geschichte.

E-Scooter in Köln: Gleiches Szenario wie in Paris droht vorerst nicht

Ob die Zahlen in Köln ähnlich wären? Wahrscheinlich. In einer EXPRESS.de-Umfrage wählten 81 Prozent der Teilnehmenden die Antwort „Mich nerven die E-Scooter nur, sie sollten aus dem Stadtbild verschwinden“.

Doch zu einer Abstimmung in Köln dürfte es nicht kommen. Die Stadt hält am Konzept fest. Weil sie einerseits (nach eigener Aussage) an den E-Scooter als Teil eines nachhaltigen Verkehrskonzepts glaubt.

Und weil sie andererseits das Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetzes des Landes NRW nicht ignorieren darf – das sieht Elektrokonzepte wie E-Scooter-Verleih vor. Ein Verbot in Köln scheint also ausgeschlossen.

Nehmen Sie hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teil:

Wie sieht also die Zukunft aus? Der Frust in der breiten Masse wird wachsen, wenn die Kritikpunkte nicht angefasst werden – E-Scooter werden im Rhein verstaut, stehen oft im Weg, werden zerstört oder wie Müll ins Gebüsch geworfen.

Die E-Scooter teilen sich ihr Schicksal mit dem VAR

Aber, wichtig in der Diskussion: Nicht alles, was nicht funktioniert, muss abgeschafft werden. In dieser Hinsicht teilen die E-Scooter das Schicksal mit dem VAR (Video Assistant Referee) im Profifußball: Konzepte, die sinnvoll sein KÖNNEN, aber nicht richtig angewendet, kontrolliert oder strukturiert werden.

Heißt auch: (Noch) mehr Kontrolle, (noch) mehr Struktur, weniger Frust-Faktor – unter diesen Voraussetzungen kann der E-Scooter in Köln tatsächlich Teil eines nachhaltigen Verkehrskonzepts werden. Das gelingt aber nur, wenn Verleiher und Stadt an einem Strang ziehen: Was die Bürgerinnen und Bürger brauchen und wollen, muss maßgebend sein.

Paris hat gezeigt, was passiert, wenn das nicht gelingt. Und dann müsste im Zweifel in Köln irgendwann doch abgestimmt werden. An dem Punkt dürfte der Ausgang dann klar sein.