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Urteil in Kinderporno-ProzessKnast für Kölner Ex-Pfarrer

Der frühere Pfarrer mit seinem Rechtsanwalt beim Prozess im Kölner Amtsgericht.

Der frühere Pfarrer mit seinem Rechtsanwalt beim Prozess im Kölner Amtsgericht.

Das Urteil ist gefallen: Ein Ex-Pfarrer muss für Jahre in den Knast.

Wegen des Besitzes und der Verbreitung von Kinderpornografie wurde ein ehemaliger Pfarrer einer evangelischen Freikirche in Köln jetzt zu einer Haftstrafe verurteilt. Im Prozess kamen erschütternde Details ans Licht.

Die Spur führte direkt zu ihm! Verdeckte Ermittler und Ermittlerinnen des Bundeskriminalamtes waren über ein kriminelles Forum auf die IP-Adresse des Geistlichen gestoßen.

Bei einer Razzia im Januar des Vorjahres in seiner Wohnung in der Kölner Innenstadt und dem Pfarrhaus stellten die Einsatzkräfte dann diverse USB-Sticks, Smartphones und PCs sicher.

Besonders brisant: Einer der Datenträger mit den schrecklichen Videos steckte direkt im Fernseher des Wohnzimmers. Vor Gericht räumte der Angeklagte ein, sich dort die kinderpornografischen Inhalte angesehen zu haben.

Zwar fanden die Ermittler und Ermittlerinnen keine Hinweise auf realen Missbrauch, doch ein Fund machte sie stutzig: In der Wohnung des kinderlosen Ehepaares lagen Windeln für Jugendliche!

Die Erklärung des Ex-Pfarrers: Er und seine Frau hätten diese für „private eheliche sexuelle Aktivitäten“ genutzt.

Die Staatsanwaltschaft brachte den Mann mit dem weltweit agierenden Darknet-Forum „Alice in Wonderland“ in Verbindung. Der Vorwurf: Er soll dort angemeldet gewesen sein und Links geteilt haben. Als er darauf angesprochen wurde, warum er nach dem Namen des Forums im Internet gesucht hatte, behauptete er, sich nur für das gleichnamige Kinderbuch interessiert zu haben.

Auf die Frage der Richterin, ob er als Pfarrer Kontakt zu Kindern hatte, antwortete er nur: „Den üblichen, ja“. Sein Amt ist er inzwischen los, stattdessen macht er eine Ausbildung zum Elektriker. Er gestand pädophile Neigungen und eine generelle Pornosucht ein und sei auf der Suche nach einem Therapieplatz.

Vor Gericht gab er sich geläutert: „Ich bin froh, dass die Dateien weg sind. Meine Frau und ich blicken jetzt in die Zukunft“, sagte der Angeklagte und hoffte auf eine Bewährungsstrafe.

Doch daraus wurde nichts! Die Richterin folgte dem Antrag der Staatsanwältin und schickte den Ex-Pfarrer hinter Gitter. „Die sichergestellten Videos zeigen den schweren sexuellen Missbrauch von ganz kleinen Kindern“, so die knallharte Begründung. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er das Material auch verbreitet hat. Das Urteil: Zwei Jahre und vier Monate Haft. Rechtskräftig ist die Entscheidung aber noch nicht. (red)