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Unsere Heimat OstheimStreetworker "Onkel Ali" holt die Kids von der Straße

Köln – Alkohol, Drogen, Gewalt: Wie löst man die Probleme in den sozialen Brennpunkten? Wie kann man den Jugendlichen eine Perspektive abseits der Kriminalität aufzeigen? Dass sich einige der Probleme mit einfachsten Mitteln und viel ehrenamtlichem Engagement lösen lassen, zeigt das Projekt „Veedel e.V.“ in Köln Ostheim.

Kaum eine Straße in der Stadt hat ein schlechteres Image als die Gernsheimer Straße. Immer wieder hört man von Gangs, die von hier aus die Türsteherszene aufmischen wollten. Oder vom Komaschläger, der einen Familienvater krankenhausreif geprügelt hat. Einfach so.

Der Auslöser solcher Gewalttaten ist fast immer Langeweile, weiß Streetworker Ali Elmakhfe (52). Das, kombiniert mit der Armut, sei eine explosive Mischung. „Die Jugendlichen hier haben nichts zu tun, wenn die Schule aus ist.“ Für Sportvereine oder andere Hobbys sei kein Geld da. Die Migranten-Kinder stammten aus ärmlichen Verhältnissen. „Ihre Eltern kamen nach Deutschland, umso schnell wie möglich Geld zu verdienen. Da bleibt keine Zeit, sich um die Kids zu kümmern. Und so lungerten die Jugendlichen auf der Straße rum und begannen Mist zu bauen.“

Selbst innerhalb einer Straße kann es gewaltige Unterschiede geben. Die Häuser 19-25 auf der Gernsheimer Straße sind gepflegt. Hier werden die Wohnungen verkauft. Viele der restlichen Häuser aber haben wechselnde Besitzer, die sich für die Belange der Bewohner nicht interessieren. „Wir haben nicht mal einen Ansprechpartner, wenn bei uns was kaputtgeht“, sagt Köstan M. (32).

Nun bildete sich in der „guten“ Nachbarschaft eine Initiative, die die Gernsheimer Straße umbenennen möchte. "Denn bei Bewerbungen“, so berichten viele, „werden die Jugendliche mit dieser Adresse vorab aussortiert.“ Die Bezirksvertretung hat das Vorhaben bereits ab genickt. Zuerst müssen aber die restlichen Häuser renoviert werden. Ob das je geschieht, ist fraglich.

Rolf Blandow (46) arbeitet seit 13 Jahren als Stadtteilmanager in Ostheim. EXPRESS befragte ihn zu den Problemen in den sozial schwachen Stadtteilen und Thesen von Thilo Sarrazin.

Warum gibt es „gute“ und „schlechte“ Viertel, wie entstehen soziale Brennpunkte?

„Ein Veedel kann nur dann gut funktionieren, wenn hier ein Querschnitt der Gesellschaft lebt. Siedelt man hingegen nur arme, bildungsferne Familien in einer Siedlung an, ist Ärger programmiert.“

Was halten Sie von den Thesen von Sarrazin?

„Das ist Populismus pur. Ich arbeite täglich mit den Migranten und kann nur sagen: Die Integration funktioniert in Deutschland. Man muss sich nur mit diesen Menschen beschäftigen. Das heißt, die Migrantenkinder sollten gefördert werden. Wir in Deutschland stehen jetzt sogar im internationalen Vergleich ganz gut da, was die Integration der Ausländer angeht. Kriminalität ist kein Problem der Herkunft, sondern ein generelles Problem der Unterschicht. “

Einwohner: 2531 Anteil der Migranten: 84,9 Prozent Familien mit Kindern: 33,9 Prozent (zum Vergleich: 18,4 % in ganz Köln) Allgemeines: Die Häuser entstanden Mitte der 70er Jahre im Rahmen des Sozialen Wohnungsbaus

Ali weiß, wovon er spricht. 1974 kam er aus Marokko nach Deutschland. Seitdem wohnt er in der Gernsheimer Straße. Vor einigen Jahren begann er, sich ehrenamtlich als Streetworker zu engagieren. Sein Arbeitsplatz ist nun direkt am Spielplatz im Baucontainer des Vereins „Veedel e.V“. Für die Jugendlichen ist er „Onkel Ali“.

Hier versucht er zusammen mit weiteren ehrenamtlichen Helfern, den mehr als 100 Jugendlichen der Straße eine Alternative zum tristen Leben zwischen den heruntergekommen Hochhäusern zu bieten. Kunstprojekte, Fußballturniere, Hausaufgabenhilfe.

Die Arbeit trägt Früchte. Ali freut sich: „Sie kommen weitaus seltener auf dumme Gedanken.“ Die Zahl der vorzeitigen Schulabgänger und brutalen Vorfälle auf der Straße ging en zurück. Alis Job wird anerkannt. 2007 schaute schon mal Ex-Bundesfinanzminister Peer Steinbrück vorbei, um die Arbeit des Vereins zu würdigen.