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Unsere Heimat Mülheim:Ein Veedel mit zwei Gesichtern

Dagmar Bolzhausen freut sich über ihren einmaligen Blick vom „Rheinkai“ (Foto großklicken!). Hier wird sie ihren Ruhestand verbringen.

Dagmar Bolzhausen freut sich über ihren einmaligen Blick vom „Rheinkai“ (Foto großklicken!). Hier wird sie ihren Ruhestand verbringen.

Köln – Ganz Deutschland diskutiert über Thilo Sarrazin und seine Thesen zur Migrationsproblematik. EXPRESS hakt nach: Wie viel Wahrheit steckt in seiner Polemik? Wo liegen die Probleme in den von vielen Migranten bewohnten Vierteln in Köln? Hierfür recherchierte unser Reporter in Mülheim.

Zwei Welten, 2,4 Kilometer voneinander entfernt, das selbe Veedel in Köln: Mülheim. Frau Bolzhausen und Herr Kruschel. Traumwohnung mit Balkon gegen Sozialabsteige ohne Bad. Rheinblick gegen Dauerfernsehen. Rosige Zukunft gegen Endstation Sozialbude.

Der „Rheinkai“ ist sehr schön geworden. Baujahr 2007, Deutz-Mülheimer-Straße 217 bis 219, näher am Rhein kann man eigentlich nicht wohnen.

Dagmar Bolzhausen (54) genießt die Aussicht von ihrem Balkon in der vierten Etage. Die Sonne geht gerade unter, ein Tanker zieht vorbei. Sie lächelt: „Ich liebe den Rhein.“ Momentan wohnt sie noch im Agnesviertel, vermietet die 67,5 Quadratmeter als Ferienwohnung an Messegäste und Familien mit Kindern. Wenn sie in Rente geht, wird sie selbst dort leben. Sie freut sich schon darauf.

Der Traum hat 178.000 Euro gekostet, eine gute Investition, die Mietpreise in den anderen Wohnungen liegen bei 8,50 Euro den Quadratmeter. Es wird alles irgendwann noch viel mehr wert sein.

Es gibt ein Doppelbett mit teuren „Tempur“-Matratzen, eine große Schlafcouch, Plasma-Fernseher, Küche mit Induktionskochfeld. „Der Fußboden ist amerikanische Kirsche, die Möbel habe ich alle in Ruhe ausgesucht. Schauen Sie mal, wie das Abendlicht hereinscheint.“ Frau Bolzhausen hat wirklich einen guten Fang gemacht.

Nur 2,4 Kilometer weiter, immer noch Mülheim, Berliner Straße: „Das bringt nix mehr“, sagt Hans-Jakob Kruschel (55). Er wird wegen der Bandscheiben nie wieder arbeiten können. Seine Absteige, die er mit seiner Halbschwester teilt, hat 38 Quadratmeter, Kaltmiete 279 Euro, es gibt kein Badezimmer. „Ich wasch mich da an der Spüle.“ Die GAG hat gesagt, dass es technisch nicht möglich ist, in dem alten Haus eine Dusche zu installieren. Weil die Wände nicht versiegelt sind. „Sonst hätten wir Schimmel.“

Die Toilette ist draußen im Flur, ein Nachbar benutzt sie mit. Zum Händewaschen geht Kruschel zurück an die Spüle. Es zieht, die Warmmiete verdient eigentlich ihren Namen nicht. „17 Grad Celsius im Winter, mehr kriegen Sie hier nicht rein.“ Trotz Ölradiator. Da helfen nur lange Unterhosen, Wolldecke, Jacke. Die Wohnungstür hat er unten selbst abgedichtet.

Kruschel will bald raus, er sieht sich andere Wohnungen an, das Amt wird wieder die Miete zahlen. Der Fernseher läuft ununterbrochen, auch im Nebenzimmer. Kruschels Couch ist auch sein Bett, vor dem Tisch hat er alles liegen, was er so in Griffweite braucht: Fernbedienung, Zigaretten, Feuerzeug, Aschenbecher, Hustenbonbons, Fernsehprogramm. Mülheim, zwei Welten.