„Maximal angespannt“Notaufnahmen quillen über, OP-Verschiebungen: Kölner Kliniken am Anschlag

Das Bettenhaus der Uniklinik Köln.

Das Bettenhaus der Uniklinik Köln (hier am 8. Februar 2021). Die Krankheitswelle macht auch vor der Klinik nicht Halt.

Die Grippewelle und andere Atemwegserkrankungen führen an den NRW-Kliniken zu Personalengpässen. Ärzte und Pflegekräfte arbeiten am Anschlag.

Die Krankenhäuser schlagen Alarm. Hohe Personalausfälle, viele Patientinnen und Patienten mit Atemwegserkrankungen sowie Lieferengpässe bei Medikamenten machen den Kliniken zurzeit zu schaffen.

„Wir dürften beim Personal mittlerweile bei einem Ausfall von neun bis zehn Prozent liegen, das heißt, fast jeder zehnte Mitarbeitende ist erkrankt“, sagte der Vorstandschef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß. Das seien 30 bis 40 Prozent mehr Ausfälle als in dieser Jahreszeit üblich.

Krankheitswelle: Kinderkliniken besonders betroffen

Die Personallage sei ohnehin dünn, sagte Gaß. „Das führt dazu, dass zurzeit in einer ganzen Reihe von Krankenhäusern Betten gesperrt sind oder ganze Stationen abgemeldet werden müssen. Wir dürfen nicht behandeln, wenn wir Personalgrenzen unterschreiten.“

Die Kinderkliniken seien davon besonders betroffen, weil dort viele Pflegekräfte mit Zusatzausbildung arbeiteten. „Es ist nicht so einfach möglich, Mitarbeitende von einer Erwachsenenstation auf der Kinderstation einzusetzen.“

An der Berliner Charité wurden bereits alle verschiebbaren Operationen bis Jahresende abgesagt. Auch in Nordrhein-Westfalen ist die Situation äußerst prekär, in den Kinderkliniken sogar „maximal angespannt“.

„Durch einen hohen Krankenstand über alle Berufsgruppen hinweg ist die personelle Situation in vielen Bereichen sehr angespannt“, berichtete Kommunikationschef Timo Mügge vom Kölner Universitätsklinikum. „Daher ist es möglich, dass verschiebbare Eingriffe in Bereichen mit hohen Personalausfallquoten aufgeschoben werden müssen.“

Corona-Infektionen spielten derzeit trotz zuletzt wieder steigender Zahlen „aktuell eine eher untergeordnete Rolle“. Die Mehrzahl der Erkrankungen sind laut Mügge „saisonale Atemwegsinfektionen“. Neben dem Influenzavirus grassiert das Respiratorische Synzytialvirus (RSV) weiter stark. Das kann vor allem für kleine Kinder und Säuglinge gefährlich sein.

Lange Wartezeiten in den Notaufnahmen der Kölner Kliniken

Auf Express.de-Anfrage wiesen die Sprecher der Kliniken der Stadt Köln noch einmal auf den Ausnahmezustand hin: „Der generelle Pflegekräftemangel, die aktuell sehr hohen Personalausfälle durch Erkrankungen oder die Betreuung erkrankter Kinder zu Hause sowie der enorme Zulauf von Patient*innen in den Zentralen Notaufnahmen stellen derzeit eine große Herausforderung bei den Kliniken der Stadt Köln dar“, sagt Pressesprecherin Sigrid Krebs. „In den Krankenhäusern Holweide, Merheim und im Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße kann es aus diesen Gründen zu langen Wartezeiten und auch zu Verlegungen von geplanten Operationen kommen.“

Auf der Suche nach der bestmöglichen Versorgung sollten kranke Bürger unter der Telefon-Hotline 116117 nach einem hausärztlichen Notdienst suchen, um die Kliniken zu entlasten.

Krankheitswelle: Corona spielt nur noch eine untergeordnete Rolle

r Am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) sei die Lage aufgrund der aktuell starken Wellen von Infektionskrankheiten in einigen Bereichen „angespannt“, teilte die Klinik auf Anfrage mit. Die Mitarbeiter an den Krankenhäusern seien auch „nur eine Teilmenge der Bevölkerung, in der vor allem Atemwegsinfektionen gerade viele Menschen betreffen“, erklärte UKD-Sprecher Tobias Pott.

Aktuell gebe es in Düsseldorf jedoch keine pauschale Absage planbarer Eingriffe, wie es beispielsweise auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie der Fall war. Gleichwohl könne es in Einzelfällen zu Verschiebungen von Operationen und Behandlungen kommen, wenn es bei den hoch spezialisierten Teams einen höheren krankheitsbedingten Personalausfall gäbe, sagte Pott. (msw/dpa)