Unglaublich, wie sie funktioniertKölns verrückteste Ampel sorgt für Fragezeichen

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Die Ampel an der Baustelle auf der Bonner Straße in Köln-Bayenthal: Hier müssen die Busfahrer selbst „Hand anlegen”.

von Oliver Meyer (mey)

Köln – Vor fünf Jahren landete Köln bei einer Untersuchung von 25 Großstädten auf Platz 1 als „digitale Hauptstadt“ in Deutschland. Gut, dass damals die Baustelle auf der Bonner Straße in Bayenthal noch in Planung war. Denn das, was sich dort abspielt, ist analoges Mittelalter. Dort müssen KVB-Busfahrer die Ampel per Hand bedienen.

Kölns verrückteste Ampel: Hier wird noch selbst Hand angelegt

Alle 20 Minuten kann man an der KVB-Haltestelle Koblenzer Straße in Bayenthal etwas beobachten, was so im öffentlichen Personennahverkehr wohl einmalig sein dürfte. Denn dann stoppt der Fahrer der KVB-Linie 106 seinen Bus - und steigt dann jedes mal kurz aus. Kleine Pause? Nein, er muss die Ampel schalten, damit er seine Fahrt fortsetzen kann.

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Alle 20 Minuten das gleiche Spiel: Wenn der Schlüssel steckt, springt die Ampel auch um.

Der Grund für diesen kuriosen Zwischenstopp: Während derzeit der Kreisverkehr an der Bonner Straße gebaut wird, werden auf der angrenzenden Koblenzer Straße Fernwärme-Rohre durch die Rhein-Energie verlegt. Dazu musste die rechte Fahrbahn in Richtung Schönhauser Straße aufgerissen werden. Folge: Die Koblenzer Straße ist für den Individualverkehr nur noch von der Schönhauser Straße kommend befahrbar.

Baustelle in Köln-Bayenthal: Bussen kommt eine Sonderrolle zu

Nur die KVB-Busse dürfen während der Bauarbeiten beide Richtungen benutzen. Damit die Busse aber nicht zu Geisterfahrern für andere Verkehrsteilnehmer werden, wurde eine spezielle Ampel installiert. Sie hat keine Sensoren, die Fahrzeuge erkennen und dann irgendwann auf Grün umschaltet. Denn dann würde die Ampel die Durchfahrt für Autos erlauben, was nicht gewünscht ist.

Also muss der Busfahrer anhalten, aussteigen und einen Schlüssel in ein Schloss einführen und so die freie Durchfahrt anfordern.

Ampel wird per Schlüssel bedient: Geht es nicht einfacher?

Die erhält er, sobald die entgegenkommenden Autos aus der Baustelle raus sind und die Ampel für diese Fahrzeuge auf Rot geschaltet ist. Gibt es denn keine andere technische Lösung als dieses „Schlüsseln“?

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Die Ampel steht direkt an der Einfahrt zur Filiale des „Fressnapf”.

Ein dortiger Arbeiter zum EXPRESS: „Das ist natürlich die einfachste Methode, aber auch zugleich die beste und sicherste.“ Natürlich gebe es auch Systeme, die sich per Fernbedienung betätigen lassen könnten. Das würde aber bedeuten, dass jeder Fahrer der Linie 106 eine solche Fernbedienung in seinem Fahrzeug mitführen müsse. Daher sei die Sache mit dem Schlüssel eher unkompliziert.

Kölns verrückteste Ampel sorgt für Fragezeichen bei Autofahrern

Bei vielen Autofahrern, die von der Bonner Straße noch auf die Koblenzer Straße abbiegen dürfen, um den dortigen „Fressnapf“ aufzusuchen, sorgt die Ampel für Fragezeichen in den Augen – eben, weil sich nichts tut, wenn man davor steht. Ende des Jahres, so die Planung, soll Kölns kurioseste Ampel dann wieder verschwinden.