Für Rudi Carrell schrieb er „Wann wird's mal wieder richtig Sommer?“, doch er selbst blieb lieber hinter der Kamera. Am Freitag (18. August) feierte Thomas Woitkewitsch seinen 80. Geburtstag.
Sein Kultsong begeistert MillionenDer Kölner TV-Star, den kaum jemand kennt

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Thomas Woitkewitsch, Liedtexter und Drehbuchautor für Fernsehshows, in seiner Wohnung in Köln. Am Freitag (18. August) feierte er seinen 80. Geburtstag.
Neulich musste sich Thomas Woitkewitsch wegen Grauem Star behandeln lassen. Der Professor für Augenheilkunde fragte ihn, was er beruflich gemacht habe. „Ich war beim Fernsehen“, antwortete Woitkewitsch.
Ob man ihn kennen müsse, fragte der Arzt. „Nein“, sagte Woitkewitsch. Dann fügte er hinzu: „Kennen Sie vielleicht das Lied Wann wird's mal wieder richtig Sommer?“ Und ob der Doktor das kannte! Bei der anschließenden Laser-Behandlung sang er es fehlerlos mit allen Strophen vor: „Denn schuld daran ist nur die SPD!“
Thomas Woitkewitsch schrieb „Wann wird's mal wieder richtig Sommer?“ für Rudi Carrell
Liedtexter, Sketch-Schreiber und TV-Produzent Woitkewitsch, der am Freitag (18. August 2023) 80 Jahre alt wurde, ist einer jener Fernsehleute, die nie selbst vor der Kamera standen, dahinter aber Kultstatus hatten.
Er selbst würde das nie so sagen, denn er ist ein überaus leiser und zurückhaltender Mensch. „Ich bin jemand, der nie von sich aus aktiv wird, der viel zu schüchtern ist, um sich irgendwo anzubieten“, erzählt der zweifache Großvater in seiner Wohnung in Köln. Sein großes Glück sei gewesen, dass er immer von Alfred Biolek gefördert und überall vorgestellt worden sei.
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Über „Bio“ wurde Woitkewitsch 1974 Co-Autor von Rudi Carrells Samstagabendshow „Am laufenden Band“ und schrieb dafür die Sketche und Lieder.
Eines Abends im Jahr 1975 saß er in der Küche von Carrells Bauernhof bei Bremen, als der Entertainer um die Ecke bog und zu ihm sagte, er wolle in der nächsten Show mal ein Sommerlied singen. Daraufhin textete Woitkewitsch auf die Melodie des vier Jahre zuvor herausgekommenen US-Songs „City of New Orleans“ das Lied, das den Niedergang des deutschen Sommers beklagt.

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In seiner Wohnung in Köln-Junkersdorf bewahrt Thomas Woitkewitsch auch viele Erinnerungsstücke aus der alten Zeit auf.
„Das war in einer einzigen Nacht bei einem Kasten Bier“, erinnert er sich. „Leider muss ich zugeben, dass die beste Textzeile ‚Denn schuld daran ist nur die SPD‘ von Rudi war, der die ganze Zeit dabeisaß.“
Schon am darauffolgenden Samstag – nur drei Tage nach der Entstehung – sang Carrell (2006 verstorben) das Lied in „Am laufenden Band“, und danach wurde es sofort ein Hit. „Ich hätte das nie erwartet“, sagt Woitkewitsch, „aber Rudi hat schon direkt nach der Aufnahme gesagt: ‚Das wird ein Evergreen wie White Christmas‘ denn es gibt ja kaum Wetter-Songs.“
Tatsächlich ist das Lied gleichsam zum Soundtrack des deutschen Sommers geworden. Immer wieder wird es zitiert, ob in Politik oder in den Medien. In letzter Zeit verstärkt in Zusammenhang mit dem Klimawandel.
Thomas Woitkewitsch: „Wir haben die Neigung, die Vergangenheit zu verklären“
Aber: Es ist statistisch erwiesen, dass die Sommer heute heißer sind als früher – stimmt das Lied also nicht mehr? Es so zu sehen, würde wohl am Kern des Textes vorbeigehen. „Viel mehr als ein Lied über den Sommer ist es ja ein Lied darüber, dass wir die Neigung haben, die Vergangenheit zu verklären und uns einzureden, dass früher alles besser gewesen ist.“
Thomas Woitkewitsch hat noch viel mehr gemacht, etwa für die englische Komikertruppe Monty Python, den niederländischen Chansonnier Herman van Veen oder für die italienische Sängerin Milva. Aber unsterblich geworden ist er eben mit „Wann wird's mal wieder richtig Sommer?“
Nach der erfolgreichen Augen-OP hatte der Professor übrigens noch eine besondere Überraschung für ihn parat: „Er und die OP-Schwestern haben sich an den Händen gefasst, und dann haben sie gemeinsam den Refrain gesungen. Ich lag da nur und hab mir gedacht: Wenn das der Rudi sehen könnte!“ (dpa)