„Höchst unglücklicher Fehler“Ditib korrigiert Angaben zum Veranstalter von Taliban-Auftritt in Kölner Moschee

Die syrischen Flüchtlinge Sharif Baraa, Jarkas Anas, Mohammad Amin beten am 15.09.2015 in Köln (Nordrhein-Westfalen) der Ditib-Moschee Chorweiler.

Ein hochrangiger afghanischer Taliban-Funktionär ist in einer Kölner Moschee im Stadtteil Chorweiler aufgetreten. Das Foto von September 2015 zeigt eine Ditib-Moschee in Köln-Chorweiler.

Nach dem Auftritt eines hochrangigen afghanischen Taliban-Funktionärs in einer Kölner Moschee ist die Verwirrung und das Entsetzen groß – nicht nur in der Domstadt.

Ein hochrangiger afghanischer Taliban-Funktionär ist in einer Kölner Moschee aufgetreten und hat damit harsche Kritik ausgelöst. „Wir verurteilen den Auftritt des Taliban-Vertreters Abdul Bari Omar in Köln auf das Schärfste“, teilte das Auswärtige Amt (AA) am Freitagabend (17. November 2023) auf der Plattform X (früher Twitter) mit.

Besorgniserregend: Die Reise sei dem Auswärtigen Amt nicht angekündigt worden und dem Mann sei vor seiner Einreise nach Deutschland kein Visum erteilt worden. „Wir prüfen in engem Austausch mit den Innenbehörden und Partnern weitere Maßnahmen.“

Hochrangiger afghanischer Taliban-Funktionär spricht in Kölner Moschee 

Am Samstag (18. November 2023) äußerte sich auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser – sie verurteilte den Auftritt aufs Schärfste. „Niemand darf radikalen Islamisten in Deutschland eine Bühne bieten“, so die SPD-Politikerin auf X.

Die Taliban seien für massive Menschenrechtsverletzungen verantwortlich. Die Politikerin hat den Auftritt eines Taliban-Vertreters in Köln als „vollkommen inakzeptabel“ bezeichnet.

„Wir schützen viele Geflüchtete aus Afghanistan vor der Unterdrückung der Taliban“, so Faeser weiter. „Ihre Funktionäre haben in Deutschland nichts zu suchen.“ Die zuständigen Behörden gingen dem Fall intensiv nach. Der Moscheeverband Ditib müsse „schnell und vollständig aufklären, wie es zum Auftritt kommen konnte“, forderte die Politikerin.

Dachverband Ditib distanziert sich von Auftritt des Taliban-Funktionärs

Der Dachverband Ditib, dem die Moschee angehört, distanzierte sich von dem Auftritt in dem Gebetshaus im Stadtteil Chorweiler am Donnerstag. Zunächst hieß es seitens Ditib allerdings fälschlicherweise, dass der „Afghanische Kulturverein Köln Meschenich“ die als religiös angekündigte Veranstaltung organisiert habe.

Der „Afghanische Kulturverein Köln Meschenich“ hatte bereits erklärt, nicht an der Veranstaltung beteiligt gewesen zu sein, der Vereinsname sei missbräuchlich verwendet worden.

Im Anschluss korrigierte auch der Dachverband seine Aussage: „Leider ist uns bei dem Namen des Vereins ein höchst unglücklicher Fehler unterlaufen“. Tatsächlich sei der Saal Personen zur Verfügung gestellt worden, die Ditib als Vorstand des Vereins „Kulturverein der Kunar Jugendlichen e.V.“ bekannt seien und in dessen Namen handelten.

Weiter hieß es von Ditib, man bedauere aufrichtig den „erheblichen Schaden“, der dem ursprünglich angegebenen Verein entstanden ist und distanziere sich nochmals von der Veranstaltung. „Die menschenverachtende, frauenfeindliche und freiheitsfeindliche geistige Haltung der Taliban ist mit unserem Glauben in keiner Weise zu legitimieren und wir stehen dieser Auslegung als Muslime entschieden entgegen.“

Auch NRW-Staatskanzlei verurteilt Auftritt: „Unsäglicher Vorgang“

Das Auswärtige Amt betonte zudem, dass die Bundesregierung die Taliban nicht anerkenne. „Solange die Taliban in Afghanistan in eklatanter Weise die Menschenrechte, insbesondere die Rechte von Frauen und Mädchen mit Füßen treten, wird es keine Normalisierung mit dem Taliban-Regime geben.“

Auch die nordrhein-westfälische Staatskanzlei verurteilte den Auftritt des Taliban-Funktionärs. „Dass Mitglieder einer radikalen Organisation wie die Taliban ihre Ideologien ungefiltert auf deutschem Boden verbreiten, ist ein unsäglicher Vorgang“, sagte ein Sprecher dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Alle Details dieses Sachverhalts müssen nun vollumfänglich aufgeklärt werden.“

Die Kölner CDU-Bundestagsabgeordnete Serap Güler, die Mitglied in der Enquete-Kommission des Parlaments zur Aufarbeitung des Afghanistan-Einsatzes ist, übte ebenfalls Kritik. „Dieser Besuch macht fassungslos“, sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). (dpa, kna)