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Streik bei LieferdienstWer in Köln Hunger bekommt, muss stark sein

Die Fahrer und Fahrerinnen von Lieferando in Köln sind für 48 Stunden zum Streik aufgerufen. (Symbolbild).

Die Fahrer und Fahrerinnen von Lieferando in Köln sind für 48 Stunden zum Streik aufgerufen. (Symbolbild).

Zoff bei Lieferando! Kölner Fahrer legen Arbeit nieder

Wer am Mittwoch oder Donnerstag in Köln Hunger bekommt und bei Lieferando bestellen will, muss jetzt stark sein – oder länger warten!

Die Fahrer und Fahrerinnen des Lieferdienstes legen für 48 Stunden die Arbeit nieder. Nicht nur in Köln, auch in Bonn und Leverkusen wird gestreikt.

Doch worum geht es bei dem Zoff? Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) fordert einen Tarifvertrag und einen Mindestlohn von 15 Euro pro Stunde. Aktuell bekommen die festangestellten Kuriere nur 12,82 Euro. Das berichtet der „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Ein Betriebsratsmitglied findet deutliche Worte für das Verhalten der Chefetage. „Es hat den Eindruck“, sagt Semih Yalcin aus Köln, „dass die Konzernspitze die Schnauze voll hat von Festangestellten, Betriebsräten und der NGG“. Ein Knallhart-Vorwurf!

Das sagt Lieferando

Lieferando selbst wiegelt ab. Man gehe davon aus, dass Kunden und Kundinnen trotzdem ohne Probleme bestellen können.

Ein Sprecher teilte mit: „Die mit Abstand meisten Lieferando-Bestellungen werden von Restaurants selbst ausgeliefert“. Man habe die Kapazitäten erhöht und rechne damit, dass nur wenige dem Streikaufruf folgen.

Der Kölner Semih Yalcin ist Gesamtbetriebsratsmitglied bei Lieferando.

Der Kölner Semih Yalcin ist Gesamtbetriebsratsmitglied bei Lieferando und findet klare Worte.

Lieferando hat jüngst bekanntgegeben, einen Teil der Aufträge an Drittanbieter zu verlagern und infolgedessen rund 2000 Festangestellte zu entlassen. Die Gewerkschaft warnt vor einem „System aus Scheinselbstständigkeit, Abhängigkeit und Ausbeutung“, so Fabian Schmitz von der Tarifkommission.

Für die Region könnte das dramatische Folgen haben. Offenbar gibt es die Befürchtung, dass Lieferando seine Standorte in Bonn und Leverkusen komplett schließen will. In Köln sind rund 370 Beschäftigte fest bei Lieferando angestellt, in Bonn sind es etwa 125, in Leverkusen knapp über 20 Mitarbeitende, berichtet Lara Wieland, Mitglied des Kölner Betriebsrats von Lieferando.

Wer genau von den Kündigungen betroffen sein wird, habe Lieferando noch nicht offiziell kommuniziert.

Marc Kissinger, Geschäftsführer der NGG Köln, erklärt, dass die Auslieferung dort dann von Subunternehmern übernommen werden soll. „In Köln habe ich von solchen Nachrichten an die Beschäftigten bislang noch nichts gehört“, so Kissinger.

Dieser Darstellung widerspricht das Unternehmen auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Wir ergänzen unsere konzerneigene Logistik lediglich punktuell durch ein Netzwerk lokaler Logistikpartner. Auf absehbare Zeit dürften diese gerade einmal fünf Prozent aller Lieferando-Bestellungen übernehmen.“ (red)