Mängel noch viel schlimmerSchock für Kölner Studis: Alle raus aus XXL-Wohnturm

Der Wohnturm in Köln-Müngersdorf ist von einem großen Netz umhüllt.

Seit Mitte 2020 hing vor dem Studenten-Wohnturm in Köln-Müngersdorf eine Plane. Im Mai tauschte das Studierendenwerk die Plane gegen ein Netz aus.

Schlechte Nachrichten für die Studenten im Wohnturm an der Kölner Sporthochschule. Das seit einem Jahr verhüllte Studentenwohnheim ist noch maroder als angenommen. Das bedeutet: Bald schon müssen alle raus.

von Carolina Bosch ()

Köln. Die Studenten im Wohnturm in Köln-Müngersdorf bekamen lange nichts anderes zu sehen als eine weiße Plane, wenn sie aus ihrem Fenster schauten. Seit Mitte vergangenen Jahres war das gesamte Studentenwohnheim mit dieser Plane verhangen.

Der Grund: Anfang 2020 hatten sich Steine aus der Waschbetonfassade gelöst. Um die Sicherheit am Boden zu gewährleisten, verhüllte das Kölner Studierendenwerk das Gebäude. Nun wurde bekannt, dass alle Bewohner ausziehen müssen.

Wohnturm in Müngersdorf: Wegen Sanierung müssen alle Studenten ausziehen

Der Vorfall mit der Fassade war der Auslöser, den 1975 fertiggestellten Wohnturm auf Herz und Nieren zu überprüfen, erklärt Klaus Wilsberg, Sprecher des Kölner Studierendenwerks. Erhebliche Mängel stellten sich dabei heraus.

Denn nicht nur die Fassade ist marode, sondern auch das Innere. Die Heizungen, der Eingangsbereich und die Flure müssen erneuert werden und die Wohnungen brauchen neue Böden.

Außerdem enthält der Turm nahe der Sporthochschule Köln asbesthaltige Materialien. „Wir haben festgestellt, dass es zu einer regelrechten Maßnahmenexplosion gekommen is“t, erinnert sich Wilsberg im EXPRESS-Gespräch. Die zu Anfang geschätzten Kosten von viereinhalb Millionen Euro stiegen schnell auf fast 20 Millionen Euro.

Wohnturm an Kölner Sporthochschule total marode

Der ursprüngliche Plan sei gewesen, das Gebäude Etage für Etage zu renovieren. Somit hätten die Studierenden immer nur für eine gewisse Zeit ihre Wohnung verlassen müssen. „Dann hätten sie aber mit erheblichem Baulärm leben müssen und die Dauer der Sanierung hätte sich in die Länge gezogen.“

Daher habe sich das Studierendenwerk entschieden, den 77 Meter hohen Turm ganz zu räumen. Im Mai erhielten die Bewohner die Ankündigung, dass sie bis März 2022 ausziehen müssen. Laut bisheriger Planung würde die Sanierung ein Jahr früher fertig werden, wenn niemand mehr in dem Turm wohne, betont Wilsberg. Damit verkürze sich die Zeit von 28 auf 16 Monate.

Fast 350 Kölner Studenten brauchen eine neue Wohnung

Um die Bedingungen den Studierenden bis dahin noch wenigstens etwas angenehmer zu gestalten, wurde die Plane im vergangenen Mai durch ein doppellagiges Netz ausgetauscht. Damit komme wenigstens wieder mehr Licht in die Wohnungen.

Die 347 Plätze des Wohnturms sind derzeit zu 99 Prozent belegt. Bis März erhalten die Bewohner noch zehn Prozent Mietnachlass. Außerdem bietet ihnen das Studierendenwerk eine alternative Wohnung in einem ihrer weiteren Wohnhäuser an.

Der Bauantrag für die komplette Sanierung des Turms liegt derzeit bei der Stadt. Das Studierendenwerk hofft, im März mit der Sanierung starten zu können.