Das Wilke-WunderEr war Tankwart in Ostfriesland, jetzt ist er der Handyriese von Köln

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Am Rhein zuhause: Wilke Stroman hat mit seiner Firma einen Jahresumsatz von einer halben Milliarde Euro – er baute sein Business in Köln auf und lebt heute hier.

von Markus Krücken (krue)

Köln – Mit einem Jahresumsatz von mehr als einer halben Milliarde Euro ist der Digitalkonzern „Sparhandy“ ein Big Player im mobilen Business – und das seit nun zwei Dekaden.

Fast 300 Mitarbeiter, viele Auszeichnungen. Doch wenn man den Mann dahinter, der alles gründete, sieht, blickt man in die Augen eines bescheidenen Machers. Keine Klunker, kein Proll-Auftreten: Wilke Stroman (40) ist trotz allen Erfolgs Mensch geblieben. Und feiert jetzt das 20-jährige Bestehen seines Unternehmens. 

Sparhandy: Wilke Stroman gründete Unternehmen

Menschen wie Stroman bezeichnet man modern gern als hidden Champions. Der gebürtige Ostfriese, der aus einer Einmann-Firma einen führenden Konzern schuf, hat keine Allüren und ist ein ganz normaler Typ, der in Köln lebt und FC-glühender Fan ist.

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Zum 20-Jährigen gab er dem Sparmag ein youtube-Interview und Einblicke in sein (Geschäfts-)Leben.

Stroman über…

Wie alles begann: „Ich komme aus Ostfriesland, einer strukturschwachen Region, wo vor 20 Jahren keiner ein Handy hatte. Ich arbeitete an einer Tanke, der Chef hatte eins, damit man ihm immer die Preisänderungen durchgeben konnte.

Ich verstand mich gut mit ihm und bekam irgendwann sein altes Handy. Ich war sozusagen der zweite mit einem Handy in unserer Nähe überhaupt. Ich suchte mir jemanden, der mir eine Seite programmierte und begann Handys zu verkaufen. Ich erinnere mich an das besagte erste Handy: Es war eins der ersten Siemens- Modelle.“

…Tücken der Anfangszeit: „Wir durften in den Anfangsjahren IPhones nicht verkaufen und deshalb war ich immer zickig.“

…Meilensteine der Sparhandy-Geschichte: „Wir haben mal was gedreht, nach 15 Jahren zum Geburtstag. Wir haben damals in Bochum zwei Riesengebäude gebaut. Als die entstanden sind, war das beeindruckend. Die Büros in Köln wurden alle auch immer größer und cooler. Das sind die von außen erkennbaren Meilensteine.“

…wie er alles auf eine Karte setzte: „Ich hatte jahrelang Finanzsorgen. Einen Pitch oder Investoren gab es damals ja nicht. Das Haus meiner Eltern und das eines Freundes wurde auf die Firma gesetzt, weil wir einfach an die Idee geglaubt haben. Aber ja: Die ersten Jahre schlief man sehr schlecht.“

…den Unterschied der damaligen Zeit zu heute: „Als ich gegründet habe, war die Gründerszene nicht ausgeprägt.

Das Internet war eine Randerscheinung und es hieß, es setzt sich eh nicht durch. Während des Business Case denken heutzutage schon viele heute, wer wird mal der sein, der es kauft. Es ist wichtig, dass man für seine Idee brennt und hinter dem steht was man verkauft. Und es sollte digital sein. Man muss jahrelang bereit sein, echt Gas zu geben.

Wieviele Jahre ich gearbeitet hab und deutlich weniger verdient hab als andere in vergleichbaren Posten, nur, damit das Team Gehalt bekommt. Man geht ein hohes Risiko ein, aber das muss dann Spaß machen.“

Sparhandy: Gründer Stroman bei Apple-Boss Tim Cook

… wie er nach Köln kam: „Totaler Zufall. Ich hab das Handygeschäft die ersten Jahre nebenberuflich gemacht, ich arbeitete im Ausland bei einer Bank. Mein bester Freund hat seinen Zivi in Köln gemacht und es war die Zeit der Billigflieger. Einer ging von London nach Köln, da bin ich deshalb häufiger hingeflogen und bin hier hängengeblieben, es war ein glücklicher Zufall.“

… inspirierende Orte: „Ich fand zwei Hauptquartiere beeindruckend: Facebook war sehr inspirierend und Apple. Wenn du da reinläufst, war das schon krass. Wir hatten auch einen Termin mit Tim Cook.

Das ist ein bombastisches Gebäude, der Klingelkopf sieht aus wie ein Knopf vom iPhone. Bei Facebook geht man davon aus, der Boss läuft ganz normal über den Flur, bei Apple hätte ich das nicht erwartet. Der Park in der Mitte, das ist schon sehr beeindruckend. Auch wenn schlechtes Wetter war.“