Ab Mai wieder in KölnSky du Mont teilt wahre Geschichte: Darum wurde ich mit 23 doch nicht der neue Bond

Schauspieler Sky du Mont grinst bei einem Fototermin in die Kamera.

Sky du Mont, hier beim EXPRESS-Termin, wird im Mai 2022 75 Jahre alt.

von Horst Stellmacher (sm)

Seit 50 Jahren macht sich Sky du Mont als Schauspieler einen Namen, schaffte es nach Hollywood, ging aber lieber wieder zurück nach Deutschland.

Gerade machte er Schlagzeilen mit einer neuen Liebe, einer Schriftstellerin aus England. Mehr will er aber nicht preisgeben über das neue Glück, aber dafür verrät er uns, was er im Alter aufgegeben hat, was er noch lernen will und was er über den Tod denkt. Ab Mai ist er dann wieder mit der Rocky Horror Show in Köln zu sehen.

Herr Du Mont, Sie waren schon viele Male mit der „Rocky Horror Show“ unterwegs. Was reizt Sie daran? Die „Rocky Horror Show“ ist für mich zur Leidenschaft geworden. Ich sitze oft nach meinen Auftritten nicht in meiner Garderobe und mache irgendwas, sondern bin direkt hinter der Bühne, um die sensationelle Musik zu hören. Ich denke, dass viele von den Fans, die immer wieder kommen, dass auch der Musik wegen machen.

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Nie Ermüdungserscheinungen? Nein, ich erlebe, wie die Leute mittanzen, mitsingen, mitfiebern. Das ist sehr schön. Außerdem mache ich es nur noch in Städten, in denen ich mich wohl fühle - und dazu gehört Köln.

Zu Ihrer Rolle des Erzählers gehört, dass Sie ausgebuht werden. War Ihnen das klar? Ich habe das gewusst und war trotzdem geschockt, als ich es erlebte. Ich erinnere mich gut ans erste Mal, als jemand brüllte: „Geh nach Hause, du Mont!“ Ich konnte zum Glück spontan antworten: „Gern! Gehen wir zu mir oder zu dir?“ Da haben 2000 Leute gelacht und den jungen Mann angeschaut - er hat kein Wort mehr gesagt, wird es wohl nie mehr im Theater machen. Seitdem gebe ich oft Kontra.

Sie könnten bald Jubiläum feiern, Sie sind rund 50 Jahre Schauspieler. Gibt es eine Rolle, die Sie besonders berührt hat? Ja. Ich habe 1988 in der US-Serie „War and Remembrance“ an der Seite von Robert Mitchum und Jane Seymour den Hitler-Attentäter Stauffenberg gespielt und hoffe, dass ich den gut hinbekommen habe.

Sahen Sie da für sich Probleme? Seine Witwe lebte noch, ich kannte einige Leute, die Stauffenberg persönlich gekannt hatten. Diese Folge hat den Golden Globe gewonnen - was in Deutschland kaum jemanden interessierte.

Wie kam das? So etwas war damals typisch in Deutschland. Das war die Zeit, in der auf jedem Titelbild eine Blondine mit Busen war. Doch ich war nun mal nicht blond und hatte keine Brüste (lacht).

Zu Ihrer Lebensgeschichte gehört, dass Sie als Nachfolger von Christopher Lee „Dracula“ und vielleicht sogar als Nachfolger von Sean Connery James Bond hätten sein können. Ich habe „Dracula“ abgesagt, weil mir bei James Bond eine Option angeboten wurde. Ich bin es dann aber nicht geworden, weil ich zu jung war.

Nachfolger von Sean Connery wurde der Australier George Lazenby, der sieben Jahre älter war, die Rolle aber nur einmal spielte. Trauern Sie dem Karrieresprung heute noch nach? Jetzt mit fast 75 bin ich darüber froh. Damals war ich 23 und nicht froh. Doch wenn ich es damals geworden wäre, wäre es nicht gut für mich geworden, das hätte mich vielleicht ein bisschen verdorben. Heute könnte ich einen James Bond spielen, aber dafür bin ich leider zu alt. Aber vielleicht gibt es ja mal ein Projekt, in dem der James-Bond-Vater auftaucht. Dann bin ich dabei (lacht).

Sie haben es dennoch nach Hollywood geschafft, mit Stanley Kubrick „Eyes Wide Shut“ gedreht, ein Welterfolg... Aber da war ich schon älter und auch gereifter. Es war eine Sternstunde, mit Kubrick zu filmen. Ich war einer der glücklichen Deutschen, die das geschafft haben.

Und doch sind Sie drei Jahre später zurückgekommen ... Ich wollte in Deutschland leben. Der Beruf war mir immer wichtig, aber wichtiger war und ist mir mein Privatleben. Privat fühle ich mich hier am wohlsten.

Sie werden im Mai 75. Angst vor der Zahl? Nein. Alter ist für mich wie eine Befreiung. Jetzt sage ich viel öfter „Nö!“ oder „Keinen Bock!“, wenn mir ein Angebot nicht gefällt. Das war früher anders.

Gelassenheit des Alters... Ist so. Ich bin ein älterer Herr geworden, genieße das Leben. Ich schreibe und lese viel, höre viel Musik. Mein Sohn ist sehr oft bei mir, wir unternehmen viele Dinge gemeinsam. Das ist Glück.

Seit wann ist Alter was Gutes? Das fing mit 70 an. Da hat sich eine Tür geöffnet und eine andere Tür geschlossen.

Was liegt hinter der geschlossenen Tür? Ich habe viele Dinge aufgegeben. Zum Beispiel habe ich lange bereut, dass ich nie ein klassisches Instrument gut spielen konnte. Ich liebe klassische Musik, gehe gern in Konzerte, beneide gute Violinisten oder Pianisten. Ich habe lange gedacht, dass ich das noch lernen kann, das habe ich mir fürs Alter vorgenommen. Jetzt weiß ich, dass ich den Traum aufgeben muss.

Welche Tür hat sich geöffnet? Ich bin viel freier geworden. Ich hatte früher ganz große Existenz-Ängste. Es gab Zeiten, in denen ich nicht wusste, wie ich meine Miete bezahlen kann. Ich wollte nie von meiner Familie abhängig sein. Diese Angst habe ich völlig verloren. Ich habe sehr gut gewirtschaftet. Die Kinder sind versorgt, alles ist gut.

Können Sie von Rente leben? Könnte klappen.

Angst vor dem, was man den „Letzten Vorhang“ nennt? Nein, aber ich möchte selbst die Entscheidung darüber treffen. Ich bin Mitglied bei „Exit”.

... der Vereinigung für humanes Sterben in der Schweiz... Ich halte es mit Woody Allen, der sagte: „Ich habe keine Angst vorm Sterben, ich möchte bloß nicht dabei sein, wenn's passiert!“ Natürlich denke ich an Krankheiten, die kommen könnten. Einer meiner Freunde ist coronaerkrankt. Bei ihm erlebe ich, was auch sein kann.

ZUR PERSON Sky du Mont heißt eigentlich Cayetano mit Vornamen. Er wurde in Argentinien geboren, dort war es zum Zeitpunkt seiner Geburt am 20. Mai 1947 Gesetz, dass Kinder einen spanischen Namen tragen mussten. Den Spitznamen „Sky“ verdankt er seinem Bruder, der „Cay“ (für Cayetano) nicht aussprechen konnte und eben Sky daraus machte.

1952 zog du Mont mit seiner Mutter zurück nach Europa, ging in London und der Schweiz zur Schule. Es folgten ein Schauspielstudium und erste Rollen am Theater und im TV. Er drehte erfolgreiche Kinofilme wie „Das Boot“, „Otto – Der Film“ und „Der Schuh des Manitu“ und in Hollywood „Eyes Wide Shut“. Immer wieder bekam er auch im US-Fernsehen Rollen, z. B. in der Krankenhausserie General Hospital. Sky du Mont war viermal verheiratet, hat drei Kinder. Er lebt in Hamburg.