Köln – Das Liebesglück wartet im Aktenschrank. Zwischen zwei unscheinbaren Pappdeckeln steckt der passende Partner - davon ist Simone Janssen überzeugt. Sie lebt davon, andere Menschen zu verkuppeln.

Das persönliche Glück für völlig Fremde suchen – ist das ein ganz normaler Job? „Es ist natürlich eine Dienstleistung“, sagt die 49-Jährige. „Aber wenn sehr gebückte Menschen hierherkommen, die mit unserer Hilfe wieder glücklich werden, ist das schon ganz, ganz toll.“ Deshalb liebt die Partnervermittlerin ihren Beruf.

Kein Mensch ist unvermittelbar

Wer Janssens „Wir 2 Partnertreff“ am Kölner Heumarkt beauftragt, möchte seine bessere Hälfte nicht übers Internet finden. Die Kunden wollen sich nicht mit Foto online präsentieren, befürchten unseriöse Zuschriften. Sie wünschen sich persönliche Beratung und Diskretion.

Bei Simone Janssen bekommen Singles eine Akte mit ausführlichem Persönlichkeitsprofil und kleinem Schwarz-Weiß-Foto. „Das ist nur für uns zur Erinnerung“, erklärt die Agentur-Chefin. Die Mitarbeiter suchen persönlich nach passenden Profilen, bringen Menschen zueinander, die sich sonst nie getroffen hätten. Oder Personen, die sich bereits flüchtig begegnet sind, damals aber nur schüchterne Blicke austauschten – auch das hat Janssen bereits erlebt.

Mehrere Hundert Liebessuchende aus dem Großraum Köln, Bonn und Düsseldorf sind im Aktenschrank alphabetisch sortiert, größtenteils Akademiker zwischen 35 und 70 Jahren. Im Vergleich zum Online-Dating eine kleine Auswahl, „aber oft ist bei den ersten drei Vorschlägen ein Treffer dabei. Das überrascht viele.“ Die Kosten fürs Verkuppeln seien etwa so hoch wie für einen ausgiebigen Sommerurlaub – Simone Janssen glaubt daran, dass es sich lohnt. Sie hält keinen ihrer Kunden für unvermittelbar.

„Geht raus und sucht die Liebe!“

Der Liebes-Profi selbst ist seit 13 Jahren verheiratet und sagt voller Leidenschaft: „Sich zu verlieben ist einfach wunderschön.“ Dieses Gefühl vermittelt Janssen ihren Kunden – und bestenfalls weiß später jeder, wovon sie spricht.

„Manche Fälle vergisst man nie“, sagt sie. „Ein 60-jähriger Witwer kam zu mir, unsicher, ob er nach glücklicher Ehe eine neue Frau suchen soll.“ Er traf schließlich eine Witwe in der gleichen Situation – und nach dem ersten Rendezvous meldete er sich ab. „Er war auf Wolke sieben“, erinnert sich Simone Janssen und wirkt gerührt. „Das war ein ganz spezieller Moment für mich.“ Frau Janssen, was lernt man in 20 Jahren Verkuppeln über die Liebe? „Sie ist das Schönste der Welt, aber auch Arbeit“, sagt die Expertin. „Liebe passiert nicht auf den ersten Blick, sie muss sich entwickeln.“

Und wer Liebe sucht, der muss aktiv werden: „Ich kann es nicht leiden, wenn Menschen auf den Zufall warten“, sagt Janssen entschlossen. „Wenn ich eine Botschaft habe: Geht raus und sucht die Liebe. Sie findet euch nicht auf der Couch.“

EXPRESS-Serie „Im Dienst der Liebe“

Liebe ist nicht nur ein Gefühl, sie kann auch zum Geschäft werden. Wir stellen fünf Menschen vor, die mit Liebe ihr Geld verdienen – und das in völlig unterschiedlichen Branchen.