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Seit 1962Dieser Kölner Rentner führt Bier-Tagebuch

Kölner Rentner am Tresen in seiner Stammkneipe

Wolfgang Becker beim Tagebuch-Eintrag in seiner Stammkneipe Wirtz in der Südstadt.

Manches gibt es wohl nur in Köln. Wolfgang Becker (74) steht in seiner Stammkneipe, dem Wirtz nahe der Vringsstroß, am Tresen und greift zum Notizblock. Der Rentner aus dem Veedel pflegt ein ganz besonderes Ritual.

von Markus Krücken (krue)

Köln. Seit fast genau 60 Jahren entgeht dem früheren Verwaltungsangestellten der Lufthansa buchstäblich nichts. Zumindest, was die Kölner Gastro angeht.

Denn er führt Bier-Tagebuch! Punktgenau notiert sich Becker jedes Mal, wenn er eine Kneipe besucht. Im Laufe der Jahrzehnte sind einige Notizbücher vollgeschrieben worden, die gesammelten Werke hortet er in einer Kiste im Keller.

Sie sind gewissermaßen ein Streifzug durch die Kölner Szene im Wandel der Zeit, denn natürlich gibt es inzwischen einige Lokale, die Becker einst gern besucht hat, nicht mehr.

Er erklärt EXPRESS sein bizarres Ritual am Tresen: „Ja, ich schreibe mir die Kneipen und Restaurants auf, die ich besuche. Das hat angefangen 1962, da habe ich nur meine Urlaube dokumentiert. Dann kamen bald die Kneipen dazu. Als wir 16 Jahre jung waren, wollten wir viele in Köln kennenlernen. So hat das angefangen, so geht es seit 60 Jahren.“

Kölner Kneipengänger: Ich habe für viel Umsatz gesorgt

Immer griffbereit dabei: ein kleines Tagebuch. Der Mann ist quasi ein Geschenk für jeden Wirt, denn er ist treuer Stammgast.

„Ich habe kleine Notizbücher, da schreibe ich es immer rein, jeden Tag, was ich da gemacht habe. In einem Schrank im Keller habe ich eine Kiste mit 60 Notizbüchern inzwischen. Man kann durchaus sagen, dass ich für viel Umsatz gesorgt habe. Der eine gibt sein Geld für teure Autos aus. Und ich eben in der Gastro“, sagt er schmunzelnd.

Der Vorsitzende der ehemaligen Kölner Lufthanseaten kommt ursprünglich von der Keupstraße in Mülheim. Seine ersten Stammlokale waren das Milan (Regentenstraße), dann der Pelikan auf der Mülheimer Freiheit.

Tagebuch von Kölner Rentner Wolfgang Becker

So sieht eine Seite in Beckers Notizbuch aus. Sechzig sind es inzwischen.

Zur Studentenzeit verkehrte er dann stets in der Petrusschänke am Zülpicher Platz, Becker erinnert sich: „Ins Severinsviertel bin ich 1972 gezogen und ein Kommilitone erzählte mir, dass es im Wirtz Budweiser gibt. Also bin ich hin. Seit 35 Jahren trinke ich mir meine Bierchen meist dort, mindestens zweimal abends die Woche, montags und donnerstags.“

Und die tausenden Besuche werden schriftlich festgehalten. So bleiben die Kneipen auf Papier präsent, auch wenn es sie einmal nicht mehr geben sollte.

Becker ernst: „Wir haben ja ein dramatisches Kneipensterben, viele schöne kölsche Lokale gibt es nicht mehr. Das finde ich natürlich schade. Früher standen wir in drei Reihen am Tresen. Diese Zeiten sind leider vorbei.“

Nächste Woche allerdings bleibt das Bier-Tagebuch geschlossen. „Einmal im Jahr, im Sommer, mache ich eine einwöchige Radtour durch Deutschland. Fast 1000 Kilometer. Da findet dann kein Protokoll statt“, sagt er.

Doch der nächste Montag- und Donnerstagabend im Wirtz kommt bestimmt ...