Ein Umzug nach Köln sollte für Sarina K. und ihren Sohn (10) ein Neuanfang sein. Doch jetzt kämpft die alleinerziehende Mutter gegen Behörden-Willkür und fürchtet um ihre Existenz.
Schulplatz für ADHS-KindSarina K. fürchtet um ihre Existenz in Köln

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Sarina K. und ihr Sohn Max (10).
Aktualisiert01.09.2025, 19:53
Ein Albtraum für jede Mutter! Sarina K. ist alleinerziehend, voll berufstätig und gerade erst für einen neuen Job nach Köln gezogen. Doch statt eines guten Starts in der neuen Heimat sitzt sie nun verzweifelt mit ihrem zehnjährigen Sohn Max (Name geändert) in der Wohnung in Dellbrück. Der Junge hat den Schulstart verpasst – und die Zukunft der kleinen Familie steht auf dem Spiel.
Der Grund für das Drama: Max, der ADHS und eine Lese-Rechtschreibschwäche hat, bekam keinen Platz an einer der nahegelegenen Gesamtschulen. Obwohl diese Schulform für ihn empfohlen wurde, waren die Willy-Brandt-Gesamtschule sowie die Schulen in Holweide und Dellbrück bereits hoffnungslos überfüllt. Ein Schicksal, das in Köln 676 Kinder traf, die keinen Platz an ihrer Wunsch-Gesamtschule bekamen.
Stattdessen wies die Bezirksregierung dem Zehnjährigen einen Platz an der Realschule in Deutz zu. Die bittere Konsequenz: Ein täglicher Schulweg von 40 Minuten pro Strecke mit Bus und Bahn – wenn denn alle Anschlüsse pünktlich sind, berichtet der „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Für Mutter Sarina K. eine Katastrophe. „Falls es Änderungen im Fahrplan gäbe, wäre mein Sohn total überfordert“, sorgt sie sich. „Aufgrund seiner Konzentrationsschwäche ist es undenkbar, dass er zweimal am Tag diesen Schulweg bewältigt.“
„Keine außergewöhnlich belastenden Umstände“
Doch das ist nicht alles. Die Realschule ist für Max womöglich gar nicht die richtige Schulform. „Gerade um die individuelle Förderung geht es ja vor allem an Gesamtschulen“, erklärt die Mutter. Und dann ist da noch das Problem, das ihre Existenz bedroht: „Die Realschule in Deutz ist keine Ganztagsschule, ich bekomme ein massives Betreuungsproblem.“
Mitte Juli stellte Sarina K. einen Härtefallantrag bei der Bezirksregierung – die letzte Hoffnung. Doch die Antwort, die erst nach einer Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ kam, war ein Schlag ins Gesicht. Die Diagnosen ihres Sohnes seien „keine außergewöhnlich belastenden Umstände“, da es sich um „häufig vorkommende Beeinträchtigungen“ handle. Eiskalte Bürokratie statt Hilfe.
Die Behörde wiegelt weiter ab: Die individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler sei „Aufgabe jeder Schule“ und auch die Noten von Max sprächen „nicht gegen den Besuch einer Realschule“.
Auch ihr Status als alleinerziehende, berufstätige Mutter wird abgeschmettert. Dies führe „aufgrund der hohen Fallzahlen alleinerziehender und berufstätiger Elternteile nicht zur Aufnahme an einer bestimmten Schule als Härtefall“.
Die Behörde wirft der Mutter sogar vor, „lediglich erklärt, mit dem vermittelten Realschulplatz nicht einverstanden zu sein“. Ein formeller Widerspruch fehle. Sarina K. ist fassungslos: „Ich vermisse jegliche Berücksichtigung unserer persönlichen Lebensumstände und der Besonderheiten meines Sohnes.“
In ihrer Not hat sie inzwischen sogar Oberbürgermeisterin Henriette Reker angeschrieben. „Ich finde es sehr enttäuschend, dass eine Behörde so kühl reagiert, obwohl es um ein Kind geht – und nebenbei noch um eine berufliche Existenz“, sagt die Mutter. Vorerst bleibt ihr und Max aber nichts anderes übrig: Er wird kommende Woche den weiten Weg nach Deutz antreten. (red)