Vorfall im „Vanity“Nach Schlägerei in Kölner Club: Internet-Sternchen teilen folgenreiche Fake News

Diese Influencerin berichtete beim Pudern vom Geschehen im Club.

Diese Influencerin berichtete beim Pudern vom Geschehen im Club.

Der Vorfall am vergangenen Wochenende im Kölner Club „Vanity“ sorgt für Aufsehen. Vor allem auch, da mehrere Influencerinnen Falschmeldungen verbreiteten.

von Ayhan Demirci (ade)

Nach der Bluttat in der Discothek „Vanity“ am Ring erlebte Köln noch einen anderen Horror: Ein Internet-Fiasko, ausgelöst von mehreren Influencerinnen, die bei der Massenschlägerei in der Nacht zu Sonntag (6. August 2023) im Club anwesend waren und anschließend über Social Media ihr Halbwissen in die Welt setzten.

Unter anderem über angebliche Schüsse, die gefallen seien und Verletzte durch Messerattacken – nichts davon stimmte. EXPRESS.de verfolgte die Spuren im Netz.

Vorfall im „Vanity“: Influencerinnen verbreiten Fake-News über Vorfall in Köln

Innerhalb von wenigen Stunden kochte mit den Zutaten von Usern und Followern im Netz ein Pott von Fake News zusammen, in dem es sogar Tote gab – manche waren demnach gleich im „Vanity“ gestorben, andere später im Krankenhaus. Auf einem verbalen Lynchfeldzug wurden die Betreiber des „Vanity“ angefeindet, warum sie sich angesichts der Ereignisse nicht offiziell äußern würden.

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Eine Influencerin erzählte in einem Video, während sie ihr Gesicht pudert, sie habe überall Blut auf dem Boden gesehen, „angeblich sind Schüsse gefallen“. Auf Anfrage von EXPRESS.de zu dem Geschehen und dem Posting hielt sie sich – wie alle der drei befragten Influencerinnen – zurück. Sie wolle sich nicht mehr dazu äußern, es habe sie sehr mitgenommen und auch dem Club wolle sie nicht schaden.

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Eine andere Instagram-Bloggerin hatte sich vor der Kamera in gestelzter Empörung so ausgelassen: „Das kann nicht normal sein, dass es Leuten erlaubt ist, sorry, in welcher Position du dich befindest, dass dir erlaubt ist, so in einem Club, wo wirklich unschuldige Menschen drin sind, die keine Ahnung von so was haben, da reingelassen werden und die auch noch wild um sich herumschießen.“

Diese Influencerin legte nahe, im „Vanity“ sei es zu einer Schießerei gekommen.

Diese Influencerin legte nahe, im „Vanity“ sei es zu einer Schießerei gekommen.

Vanity-Betriebsleiter Michael B. sagte gegenüber EXPRESS, er habe Influencerinnen gesehen, die den Bereich der Schlägerei abgegangen seien, um gezielt Fotos von Blutspuren zu machen. Was da im Netz passiert sei, grenze an Rufmord.

Weitere Kölner Club-Besitzerin rudert zurück – und greift Internet-Stars an

Fakt ist, wie das „Vanity“ in einem Statement gestern mitteilte, dass es durch Flaschenwürfe und eine Attacke mit einer abgebrochenen Flasche zu „schweren Körperverletzungen unseres Teams“ kam, „welche ambulant als auch stationär von Ärzten und in den zuständigen Krankenhäusern behandelt werden mussten“.

Das Sicherheitspersonal, die Leitung des Clubs und auch die Geschäftsführung hätten versucht, das Geschehen „schnellstmöglich zu deeskalieren“. Die Polizei ermittelt in dem Fall (EXPRESS.de berichtete).

Claudia Wecker steht vorm Club Ding an einen Tisch gelehnt.

Claudia Wecker, hier am 3. Juli 2019 zu sehen, ist Geschäftsführerin vom „Ding“ am Hohenstaufenring.

Die Meldungen im Netz über eine vermeintliche Schießerei im „Vanity“ hatten auch die Geschäftsführerin des Studentenclubs „Ding“ am Zülpicher Platz erreicht – und Claudia Wecker zu einer vorschnellen Reaktion verleitet: Auf Facebook hatte sie die „Schüsse“ mit alarmierenden Worten kommentiert – „jetzt muss endlich etwas passieren“.

Gegenüber EXPRESS.de (und in einem weiteren Posting auf Facebook) bedauerte die „Ding“-Chefin, bei den offensichtlichen Ungereimtheiten der Erzählungen im Netz nicht stutzig geworden zu sein: „Aber: Sicherheit ist mein Thema, ich bin da sehr sensibilisiert.“

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Gleichzeitig wirft sie den Influencerinnen vor, das Ereignis für sich ausgeschlachtet zu haben. Sie hätten vor der Kamera von Traumatisierungen gesprochen und davon, dass sie gerade erst aufgewacht seien – dabei hätten sie ausgesehen „wie nach zwei Stunden Schönheitschirurg und drei Stunden Billigstylisten.“

Mehr noch als die „eskalierende Gewalt“ ärgere sie das Verhalten der „Möchtegernpromis“, die einen derartigen Vorfall ausnutzen würden, um sich zu produzieren – aber Leute mit 250.000 Followern hätten auch eine gesellschaftliche Verantwortung: „Was auf Instagram und TikTok abging, war abartig.“