Der Wiener Platz in Köln-Mülheim ist ein Problemfall. Ein Architekt will ihn mit einem spektakulären Entwurf retten, doch die Stadt zögert.
Schandfleck in MülheimCoole Pläne für den Wiener Platz

Copyright: Arton Krasniqi
Der Wiener Platz in Köln-Mülheim soll umgestaltet werden.
Aktualisiert02.09.2025, 07:09
Ein Schandfleck mitten in Mülheim! Für viele Kölner und Kölnerinnen ist der Wiener Platz schon lange kein Ort zum Wohlfühlen. Im Gegenteil: Er gilt als Kriminalitätsschwerpunkt, die Drogen- und Trinkerszene hat sich hier ausgebreitet. Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs sagt sogar, der Platz sei schon in den 60ern „keine Augenweide“ gewesen.
Jetzt soll alles anders werden! Der Architekt Stefan Schmitz will den Platz endlich zu dem machen, was er schon vor 37 Jahren hätte sein sollen. Er und seine Architektengruppe gewannen 1988 einen Wettbewerb zur Umgestaltung, doch die Kernidee wurde nie umgesetzt: zwei markante Türme als Hingucker.
Gläserne „Bike-Tower“ statt Bürogebäude
Schmitz hat die alten Pläne ehrenamtlich entstaubt und ihnen einen modernen Dreh verpasst. Statt Bürogebäuden sollen nun zwei gläserne „Bike-Tower“ in den Himmel ragen! Die Türme könnten dank LED-Technik in bunten Farben leuchten. „Das wäre ein Alleinstellungsmerkmal“, schwärmt Schmitz im „Kölner Stadt-Anzeiger“. Im Inneren: ein Paternoster für Fahrräder.
Das hätte gleich mehrere Vorteile: Die unzähligen, kreuz und quer geparkten Fahrräder würden endlich von der Fläche verschwinden. Pro Turm könnten 60 Räder sicher untergebracht werden.
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Und die Pläne gehen noch weiter! Neben den Türmen würden zwei 60 Quadratmeter große Räume frei. Schmitz' Vorschlag dafür ist brisant: „Darin könnten zum Beispiel ein Aufenthaltsraum und ein Drogenkonsumraum unterkommen“, erklärt er. Ein direktes Angebot für die Szene vor Ort.
Zusätzlich soll mehr Grün die triste Beton-Optik aufbrechen. Auch die hässlichen rot-weißen Poller, die die Glasböden zur U-Bahn-Haltestelle schützen, sollen weg. Stattdessen will Schmitz die Glasflächen anheben und mit Sitzbänken umbauen.

Copyright: Architekt Stefan Schmitz
So könnte der Wiener Platz in Zukunft aussehen.
Die große Frage ist nur: Wer soll das bezahlen? Die KVB muss die Haltestelle sowieso sanieren, die Sache mit den Glasböden könnte also klappen. Doch für den Rest fehlt der Stadt Köln das Geld. „Aus meiner Sicht handelt es sich um eine Zielsetzung für die nächsten zehn bis 20 Jahre“, schätzt Schmitz die Lage realistisch ein.
Die Stadtverwaltung tritt auf die Bremse. Eine von Stadtdirektorin Andrea Blome geleitete Arbeitsgruppe will sich zwar um den Platz kümmern, doch Schmitz' großer Entwurf sei kein kurzfristiges Projekt. Ein Sprecher oder eine Sprecherin der Stadt teilte mit, dass eine schnelle Umgestaltung nicht geplant sei und im Haushalt kein Geld zur Verfügung stehe.
Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs findet, der Platz sei „nicht so schlecht, wie er gemacht wird“. Er kritisiert aber, dass nicht mehr dauerhaft dieselben Bezirksbeamten und Bezirksbeamtinnen vor Ort seien, die die Szene genau kannten. Fuchs wünscht sich mehr Veranstaltungen und mehr Grün. Einen kleinen Lichtblick gibt es aber schon: Die neue Toilettenanlage, die seit Februar in Betrieb ist, wird täglich von rund 4000 Menschen genutzt. Der Platz sei seitdem deutlich sauberer geworden. (red)